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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Unterdrückung geflohen seien. Deshalb interessierten sich wesentlich mehr spanisch sprechende Illegale für falsche Papiere als Vietnamesen, Chinesen oder die Angehörigen aller anderen Sprachgruppen zusammengenommen.
    »Und deshalb bekommt man am schnellsten Zugang zu einem Lieferanten falscher Papiere, wenn man die Latino-Unterwclt anzapft.«
    »Und hast du schon einen Hinweis?«
    »Bis jetzt noch nicht. Nur ein paar Bruchstücke. Und wahrscheinlich ist neunundneunzig Prozent von dem, wofür ich bisher bezahlt habe, Unsinn und Lüge. Aber keine Sorge wir finden schon, was wir brauchen. Das ist auch der Grund weshalb der Tenderloin immer im Geschäft bleiben wird: Leute, die hierherkommen, finden immer, was sie brauchen.« Die Leute, die man hier antraf, setzten Nora in Erstaunen Auf den Straßen und in den Oben-ohne-Bars konnte man alles finden. Asiaten, Latinos, Weiße, Schwarze und sogar Indianer vermengten sich im alkoholischen Nebel, so daß es den Anschein hatte, als wäre die Harmonie zwischen den Rassen ein wohltätiger Nebeneffekt der Jagd nach der Sünde. Da gab e? Burschen, die in Lederjacken und Jeans herumstolzierten, andere, die wie Kriminelle aussahen. Und damit hatte sie mehr oder weniger gerechnet. Aber dann gab es auch Männer in Straßenanzügen, gepflegt aussehende junge Leute, die wie Studenten wirkten, andere wiederum, die wie Cowboys gekleidet waren, daneben vor Gesundheit strotzende Surfertypen, die aussahen, als wären sie geradenwegs aus einem alten Annette-Funicello-Film herausgetreten. Landstreicher saßen auf dem Pflaster oder lungerten an den Ecken herum. Verwitterte alte Wermutbrüder in stinkenden Kleidern und selbst einige der Typen in Straßenanzügen hatten ein so komisches Flackern in den Augen, daß man nicht übel Lust hatte, vor ihnen davonzurennen. Aber es schien, als wären die meisten der Leute hier von der Art, wie sie in jeder anständigen Umgebung als ganz gewöhnliche rechtschaffene Bürger gelten konnten. Nora war verblüfft. Frauen gab es auf den Straßen oder in Gesellschaft der Männer in den Bars nicht viele. Nein, das stimmte nicht: Es waren Frauen zu sehen, aber sie wirkten viel ordinärer als die nackten Tänzerinnen, und nur wenige von ihnen schienen nicht käuflich. In einer Oben-ohne-Bar, die sich >Hot Tips< nannte und in der es Aufschriften in spanischer und englischer Sprache gab, war die Rockmusik aus den Lautsprechern so laut, daß Nora der Kopf dröhnte. Sechs erlesen schöne Mädchen mit makellosem Körper, nur mit hohen Absätzen und straßbestickten Bikinihöschen bekleidet, tanzten an den Tischen vor rotgesichtigen Männern, die sie entweder wie hypnotisiert anstarrten oder grölten und klatschten. Andere Oben-ohne-Mädchen, ebenso hübsch, arbeiteten als Bedienung. Während Travis sich in Spanisch mit dem Barkeeper unterhielt, bemerkte Nora, daß einige der Kunden sie abschätzend ansahen. Ihr wurde fast übel dabei. Sie legte die Hand auf Travis' Arm, und man hätte sie in diesem Augenblick mit einer Brechstange nicht von ihm trennen können.
    Der Gestank von abgestandenem Bier und Whisky, Körper-Geruch, die übereinandergelagerten Düfte verschiedener billiger Parfüms und Zigarettenrauch machten die Luft schwer, wie in einem Dampfbad, wenn auch bei weitem nicht so gesund. Nora biß die Zähne zusammen und dachte: Mir wird jetzt nicht schlecht, ich werde mich hier nicht zum Narren machen, auf keinen Fall werd' ich das.
    Nach ein paar Minuten schnell geführter Unterhaltung schob Travis dem Barkeeper ein paar Zwanziger hin und wurde in den hinteren Teil der Bar gewiesen, wo ein Bursche, groß wie Arnold Schwarzenegger, auf einem Stuhl neben einer Durchgangstür saß, die von einem dichten Perlvorhang verdeckt war. Er trug schwarze Lederjeans und ein weißes T-Shirt. Seine Arme schienen dick wie Baumstämme. Sein Gesicht sah aus, als wäre es in Zement gegossen, und er hatte, graue Augen, fast so transparent wie Glas. Travis sagte etwas in Spanisch zu ihm und schob ihm zwei Zwanziger hin.
    Die Musik mäßigte sich von einem donnernden Heulen zu einem bloßen Dröhnen. Eine Frau, die in ein Mikrofon sprach. verkündete:
    »Also, Boys, wenn euch das gefällt, was ihr hier zu sehen bekommt, dann zeigt es - fangt an, die Muschis zu stopfen.« Nora zuckte schockiert zusammen; aber als die Musik wieder lauter wurde, sah sie, was die ordinäre Formulierung bedeuten sollte. Man erwartete von den Gästen, daß sie den Tänzerinnen zusammengefaltete

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