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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Vögeln, Waschbären und ungewöhnlicher Waldflora minimal. Selbst der Anblick des Pazifiks interessierte sie nicht. Heute machten sie im Gegensatz zu anderen Tagen ihren Spaziergang nur, um sich die Zeit zu vertreiben und ihre Gedanken von Nora abzulenken. Travis schaute wiederholt auf die Uhr und wählte einen Weg, der sie bis ein Uhr im Bogen zum Haus zurückbringen sollte, weil sie Nora um diese Zeit zurückerwarteten.
    Es war der einundzwanzigste Oktober, acht Wochen, nachdem sie sich in San Francisco eine neue Identität beschafft hatten. Nach einigem Überlegen hatten sie beschlossen, nach Süden zu ziehen und damit die Distanz wesentlich zu verringern, die der Outsider zurücklegen mußte, um an Einstein heranzukommen. Sie würden ihr neues Leben so lange nicht weiterführen können, bis die Bestie sie fand und sie sie töteten; deshalb wollten sie die Konfrontation eher vorverlegen als hinausschieben.
    Andererseits wollten sie nicht das Risiko eingehen, zu weit nach Süden in Richtung Santa Barbara zurückzukehren, weil der Outsider den Abstand zwischen ihnen diesmal vielleicht schneller überbrückte als im letzten Sommer den zwischen Orange County und Santa Barbara. Sie konnten nicht sicher sein, daß er weiterhin nur fünf oder sechs Kilometer pro Tag zurücklegte. Wenn er sich diesmal schneller fortbewegte, war er über ihnen, ehe sie auf ihn vorbereitet waren. Die Gegend um Big Sur war wegen der spärlichen Besiedlung und der dreihundert Kilo meter Luftlinie bis Santa Barbara als ideal anzusehen. Wenn das Ding Einstein anpeilte und sich so langsam wie zuvor heranpirschte, würde es erst in etwa fünf Monaten eintreffen. Wenn es sein Tempo irgendwie verdoppelte, das offene Farmland und die gebirgige Wildnis, die zwischen hier und dort lagen, schnell durchquerte und dabei besiedelten Gegenden auswich, würde es sie trotzdem erst in der zweiten Novemberwoche erreichen.
    Der Zeitpunkt rückte näher, aber Travis war es zufrieden, weil er jede mögliche Vorkehrung getroffen hatte, und so begrüßte er die Ankunft des Outsiders beinahe. Bis jetzt allerdings, gab Einstein zu erkennen, sei der Widersacher noch nicht in gefährliche Nähe gerückt, war noch Zeit, sich in Geduld zu üben, ehe es zur entsche idenden Kraftprobe kam.
    Um zehn Minuten vor eins erreichten sie das Ende des Kreisbogens durch die Hügel und Canyons und waren im Hof hinter ihrem neuen Haus angelangt. Es war ein zweistöckiger Bau mit Wänden aus gebleichtem Holz, einem mit Zedernschindeln gedeckten Dach und massiven gemauerten Schornsteinen am nördlichen und südlichen Ende. An der östlichen ebenso wie an der westlichen Seite gab es eine Veranda, und beide gewährten einen Blick auf bewaldete Hänge. Weil hier nie Schnee fiel, war das Dach nur sanft geneigt, und man konnte es begehen; und dies war der Punkt, wo Travis eine seiner ersten der Verteidigung dienenden baulichen Veränderungen vorgenommen hatte. Als er jetzt zwischen den Bäumen hervortrat und hinaufblickte, sah er das grätenförmige Muster aus Balken, das er über das Dach gelegt hatte. Die Balken würden es ihm erleichtern, schnell über die schräge Fläche zu laufen. Wenn der Outsider sich nachts an das Haus heranschlich, konnte er sich nicht durch die Fenster im Erdgeschoß Zutritt verschaffen, weil diese bei Sonnenuntergang durch innen zu verriegelnde Läden abgeschlossen wurden, die Travis selbst installiert hatte und die jeden Eindringling, ausgenommen vielleicht einen mit einer Axt bewaffneten Mann, aussperrten. Also würde der Outsider höchstwahrscheinlich an den Verandapfosten auf das Dach der vorderen oder hinteren Veranda klettern, um sich die Fenster im Obergeschoß anzusehen, und dann feststellen müssen, daß auch diese mit Läden gesichert waren. Unterdessen würde Travis, durch ein vor drei Wochen rings um das Haus installiertes Infrarot-Alarmsystem gewarnt, durch eine Falltür im Dachgeschoß hinaussteigen, unter Ausnutzung der außen angebrachten Balken an den Rand des Daches kriechen, von dort das Terrassendach und den Hof überblicken können und das Feuer auf den Outsider von einer für diesen unerreichbaren Stelle aus eröffnen. Zwanzig Meter hinter dem Hause, in östlicher Richtung, stand eine kleine, rostrote Scheune; dahinter begann der Wald. Da der Besitz kein Farmland beinhaltete, hatte der ursprüngliche Besitzer diese Scheune offenbar für ein paar Pferde und Hühner errichtet. Travis und Nora benutzten sie als Garage, weil die mit Kies

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