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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ausweispapiere anzweifeln würde, sah aber keinen Anlaß, die Qualität von Van Dynes Papieren auf die Probe zu stellen, solange dies nicht unumgänglich nötig war. Außerdem hatten sie durch den Kauf eines Hauses viel größeres Ansehe n; der Erwerb gab ihren neuen Identitäten Rückhalt. Während Travis sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank holte, den Verschluß abdrehte und einen langen Schluck nahm und anschließend Einsteins Schüssel mit Wasser füllte, ging der Retriever in die Speisekammer. Die Tür war wie stets nur angelehnt, und der Hund Öffnete sie ganz. Er legte eine seiner Pfoten auf ein Pedal, das Travis gleich hinter der Tür für ihn angebracht hatte, und die Deckenbeleuchtung ging an. Neben Regalen mit Konservendosen und Flaschen enthielt die geräumige Speisekammer einen komplizierten Apparat, den Travis und Nora gebaut hatten, um die Verständigung mit dem Hund zu erleichtern. Das Gerät stand an der hinteren Wand: sechsundzwanzig Schächte aus durchsichtigem Plastik, zweieinhalb mal zweieinhalb Zentimeter im Querschnitt, waren nebeneinander in einem hölzernen Rahmen angebracht. Jeder der Schächte war etwa einen halben Meter hoch, oben offen und unten mit einer Klappe versehen, die mit einem Pedal betätigt wurde. In den Schächten waren Buchstabensteine aus sechs Scrabble-Spielen aufgestapelt, so daß Einstein über genügend Vorrat verfügte, um auch längere Botschaften zu formulieren. An der Vorderseite eines jeden Schachtes war von Hand ein Buchstabe aufgemalt, der den Inhalt anzeigte: A, B, C, D usw. Einstein konnte Buchstaben aus den Schächten holen, indem er auf die Pedale trat, und die Steine dann mit der Nase auf dem Boden der Speisekammer zu Worten zusammenschieben. Satzzeichen würden sie sich selbst dazudenken. Sie hatten sich dafür entschieden, den Apparat dort, außer Sichtweite, unterzubringen, um nicht etwa unerwartet ins Haus kommenden Nachbarn seinen Zweck erklären zu müssen.
    Während Einstein sich geschäftig ans Werk machte, die Pedale zu betätigen und die Buchstabensteine aneinanderzuschieben, trug Travis sein Bier und die Wasserschüssel des Hundes auf die vordere Terrasse, wo sie Noras Ankunft erwarten wollten. Als er zurückkam, war Einstein gerade mit einer Botschaft fertig. 
    KÖNNTE ICH HAMBURGER HABEN? ODER WIENER? 
    Travis meinte:
    »Ich werde mit Nora zu Mittag essen, wenn sie heimkommt. Willst du nicht warten und mit uns essen?« Der Retriever leckte sich die Lefzen und überlegte. Dann studierte er die Buchstaben, die er bereits benutzt hatte, schob einige davon beiseite und benutzte den Rest sowie ein B, ein L sowie ein V, die er aus den Schächten holen mußte. 
    OK. ABER ICH BIN HALB VERHUNGERT.

    »Du wirst es schon überleben«, erklärte Travis. Er sammelte die Buchstabensteine ein und sortierte sie von oben wieder in die entsprechenden Schächte ein. Dann holte er sich die Schrotflinte mit dem Pistolengriff, die er neben die Hintertür gestellt hatte, trug sie auf die Terrasse und lehnte sie dort neben seinen Schaukelstuhl. Er hörte, wie Einstein das Licht in der Speisekammer ausschaltete und ihm folgte. Dann saßen sie in besorgtem Schweigen da -Travis in seinem Schaukelstuhl, Einstein auf den Redwoodbohlen des Bodens. Singvögel trällerten in der milden Oktoberluft. Travis nippte an seinem Bier, Einstein schlabberte gelegentlich von seinem Wasser, dann starrten sie wieder die Einfahrt hinunter zu den Bäumen und zur Landstraße hinüber, die sie von hier aus nicht sehen konnten. Nora hatte im Handschuhfach ihres Toyota eine .38-Pistole, die mit Hohlspitzkugeln geladen war. In den Wochen, die verstrichen waren, seit sie Marin County verlassen hatten, hatte sie Fahren gelernt und sich mit Travis' Hilfe im Umgang mit der .38er geübt, ebenso mit einer vollautomatischen Uzi-Maschinenpistole und einer Schrotflinte. Heute hatte sie nur die .38er mit, aber für die Fahrt nach Carmel mußte die reichen.
    Außerdem wollte der Outsider, selbst wenn er sich ohne Einsteins Wissen bereits in die nähere Umgebung eingeschlichen hatte, vor allem den Hund. Sie war also relativ sicher. Aber wo blieb sie nur? Travis wünschte sich jetzt, er wäre mit ihr gefahren. Aber nach dreißig Jahren eines Lebens in Abhängigkeit und Furcht gehörten Fahrten nach Carmel ohne Begleitung zu den Dingen, mit denen sie ihre neue Stärke, ihre Unabhängigkeit und ihr Selbstbewußtsein bestätigte - und auf die Probe stellte. Seine Gesellschaft wäre ihr nicht willkommen

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