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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die Windschutzscheibe oder das Seitenfenster auf die Landschaft. Aber die meiste Zeit lag er eingerollt auf dem Sitz, schlief'und schnüffelte in seinen Träumen - oder er schnaufte, gähnte und schien gelangweilt. Als der Geruch des schmutzigen Hundefells unerträglich wurde, kurbelte Travis das Fenster herunter, um durchzulüften, und der Retriever steckte den Kopf in den Wind hinaus. Ohren und Fell im Fahrtwind, zeigte er das alberne, für sich einnehmende dümmliche Grinsen aller Hunde, die je auf diese Weise einen Beifahrersitz erobert haben.
    In Santa Barbara hielt Travis an einem Shopping Center und kaufte ein paar Dosen Alpo, einen Karton Milk-Bone-Hundekuchen, feste Plastikschüsseln für Hundefutter und Wasser, eine eloxierte Waschschüssel, eine Flasche Hundeshampoo mit einem Mittel gegen Flöhe und Zecken, eine Bürste, um dem Tier das verfilzte Fell auszukämmen, sowie eine Leine.
    Als Travis seine Einkäufe in den Laderaum des Pick-up schaffte, beobachtete ihn der Hund durch das Hinterfenster des Fahrerhäuschens und hielt dabei die feuchte Nase an das  Glas gepreßt. Als er sich wieder hinter das Steuer setzte, sagte er:
    »Du bist schmutzig, und du stinkst. Du wirst mir beim Baden doch keinen Ärger machen, oder?«
    Der Hund gähnte.
    Als Travis in die Einfahrt seines gemieteten Vierzimmer-Bungalows am Nordrand von Santa Barbara schwenkte und den Motor des Pick-up abschaltete, begann er sich zu fragen, ob das, was der Hund am Morgen getan hatte, wirklich so erstaunlich war, wie er es in Erinnerung hatte.

    »Wenn du jetzt nicht bald wieder etwas zum Besten gibst«, sagte er zu dem Hund, während er den Schlüssel ins Türschloß schob,  »dann werde ich wohl annehmen müssen, daß sich bei mir dort draußen im Wald ein Rädchen gelockert hat und daß ich einfach spinne und mir alles eingebildet habe.«
    Der Hund stand neben ihm auf der offenen Veranda und blickte seltsam zu ihm hoch.

    »Willst du schuld daran sein, daß ich an meinem eigenen Verstand zweifle? Hmmmmmm?«
    Ein schwarzer Schmetterling mit orangefarbenen Flecken auf den Flügeln flatterte am Gesicht des Retrievers vorbei und erschreckte ihn. Der Hund bellte und rannte hinter der flatternden Beute her, von der Veranda auf den Weg und diesen hinunter. Er hetzte über den Rasen hierhin und dorthin, sprang hoch, schnappte zu, verfehlte sein buntes Ziel immer wieder, kollidierte fast mit dem Stamm einer großen kanarischen Dattelpalme, konnte gerade noch verhindern, daß er sich beim Frontalzusammenstoß mit einem Vogelbecken aus Beton bewußtlos schlug, und landete schließlich tolpatschig in einem Hyazinthenbeet, über dem der Schmetterling in die sicheren Lüfte entschwebte. Der Retriever überschlug sich einmal, rappelte sich auf und war mit einem Satz aus den Blumen. Als er begriff, daß er geschlagen war, kehrte der Hund zu Travis zurück. Er sah ihn mit Schafsaugen an.
    »Du bist mir vielleicht ein Wunderhund!« sagte er.
    »Du liebe Güte!«
    Er öffnete die Tür, und der Retriever schlüpfte vor ihm hinein. Er trottete sofort davon, um die neuen Räumlichkeiten zu erforschen.
    »Hoffentlich bist du stubenrein«, rief Travis ihm nach. Er trug die Waschwanne und den Plastikbeutel mit den anderen Einkäufen in die Küche: Dort ließ er die Freßschüsseln und das Hundefutter zurück und trug alles andere durch die Hintertür nach draußen, Er setzte den Beutel auf dem betongepflasterten Innenhof ab und stellte die Wanne daneben hin, dicht neben einen aufgerollten Schlauch, der an einein Wasserhahn befestigt war. Dann ging er wieder hinein, holte unter dem Küchenausguß einen Eimer hervor, hielt ihn unter den auf höchste Stufe gedrehten Heißwasserhahn, füllte diesen und trug ihn hinaus und entleerte ihn in die Wanne. Als Travis vier Eimer heißes Wasser hinausgetragen hatte, tauchte der Retriever auf und begann den Hinterhof zu erforschen. Als die Wanne zur Hälfte voll war, hatte der Hund angefangen, entlang der weißgestrichenen Mauer aus Betonblöcken, die die Grundstücksgrenze darstellte, sein Bein zu heben und damit sein Territorium zu markieren.
    »Wenn du damit fertig bist, das Gras umzubringen«, sagte Travis,  »bist du hoffentlich in der Stimmung für ein Bad, Du stinkst.« Der Retriever drehte sich zu ihm herum, legte den Kopf schief und schien ihm zuzuhören. Aber er sah nicht aus wie einer dieser intelligenten Filmhunde. Sah auch nicht aus, als würde er ihn verstehen. Sondern einfach wie ein dummer Hund. Und als

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