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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Schwierigkeiten beim Aufstehen. Hammerfaust wurde derartig bleich, daß er in dem kurzen bläulichen Aufleuchten wie ein Aussätziger aussah.
    »Dann ist es wohl am besten, ihr nehmt Yarms Besitztümer jetzt an euch. Sein gesamtes Eigentum steckt in den Bündeln vor der Haustür. Er braucht Hilfe beim Tragen, aber ihr habt ihn ja zu dritt begleitet, großzügig wie ihr mit eurer Zeit und euren Kräften seid, hab ich recht?« Er drehte den Kopf dem Jaril-Drachen zu. »Leucht ihnen, mein Freund! Wenn du magst, versteht sich.« Wieder lautloses Lachen; dann schlängelte der Jaril-Drache sich Yarm und Hammerfaust hinterdrein, drängte sie zu schnellerem Gehen. »Gut«, sagte Taguiloa, als sie zurückkehrten. »Es gibt keinen Grund, aus dem einer von euch noch einmal aufkreuzen könnte, oder? Meine beiden Freunde hier würden womöglich ein gut Teil bösartiger werden, sollten sie euch wiedersehen. Diesmal waren sie noch nachsichtig, aber sobald sie Hunger verspüren, sind sie reizbar und kriegen leicht schlechte Laune. An eurer Stelle würde ich mein Gesicht innerhalb dieser Mauern nicht wieder blicken lassen.«
    Schwerfällig und wortlos schlurften die vier Eindringlinge, beladen mit Yarms Gelump, zur Gartenpforte hinaus und auf die Straße. Taguiloa schloß die zwei Türflügel und schob mit gewaltiger Befriedigung den Riegel vor. Anschließend ging er zum Haus, Gelächter durchschäumte ihn, eigene Heiterkeit und die Belustigung der Drachen.
    Yaril und Jaril lösten ihre Drachengestalten auf und verwandelten sich erneut in zwei Kinder, sie kicherten und prusteten völlig enthemmt, lehnten sich neben der Haustür an die Wand, hielten sich die Bäuche. »Du hättest ... du hättest sehen ...« Yaril japste. »Du hättest sehen sollen, wie Jaril sie durchs Gebüsch scheuchte. Das hättest du sehen sollen, wie wir sie aus dem Versteck jagten, wir haben ihren Füßen eingeheizt, bis sie umhergehüpft sind wie ... Oh-oh-oooh, ich glaube, ich platze!«
    Jaril beruhigte sich in einigem Umfang. »Meinst du, sie kommen wieder?« fragte er, als hoffe er es geradezu.
    »In diesem Sommer nicht mehr.« Taguiloa schaute sich im Garten um, blieb jedoch dazu außerstande, viel zu erkennen. Die Mondsichel stand tief im Westen, und der Nebel, der sich vom Meer hereinwälzte, verdunkelte den Sternenschein. Er konnte nirgends Glut glimmen sehen. »Wie ist's mit dem Feuer gegangen?« erkundigte er sich bei den Kindern.
    »Alles gelöscht. Wir haben jede Gefahr ausgeschlossen.«
    »Falls ihr euch irrt und ich sterbe den Feuertod, kehre ich als Geist zurück und plage euch aufs schwerste.«
    »Wissen wir«, entgegneten die Kinder wie aus einem Mund. »Wissen wir.«
    Recht früh in jenem langen Sommer in Silili besuchte Taguiloa mit Jaril auf dem Festland den Shaggiler Pferdemarkt.
    Laut, schwül und staubig war es dort, die schrillen Herausforderungen störrischer Hengste, das hellere, eher Geplärr ähnliche Wiehern von Fohlen und weiblichen Füllen, die zu einem Singsang vernuschelten Rufe der Versteigerer, das Donnern ihrer Hämmer, mit dem sie Verkäufe besiegelten, erfüllten die Luft, ebenso wie der Geruch von Pisse, Schweiß, Heustaub, aufgewühlter Erde, von Pferden und Menschen, billigem Wein und scharfen Soßen, gekochten Nudeln und Essig, Zimt, Mandelcreme, Moschus, Sandelholz, Kümmel, erhitztem Eisen, Leder und Ölen. Rund um Jamara-Fürsten fanden sich Inseln der Ehrerbietigkeit und Ordnung. Inseln des Chaos bildeten sich um Ringer, Akrobaten, Gaukler von gewöhnlicherer Art, Schwertschlucker, Feuerspucker und Taschenspieler, die Kindern allerlei Kniffe vorführten, um Spiel- und Wettanbieter jeglichen Schlages, die Erwachsene hereinlegten. Hinabauern waren mit ihren vollzähligen Familien gekommen, die Kleinkinder saßen in Körben auf dem Rücken der Väter oder Mütter, die älteren Kinder, durch die riesige Menschenmenge etwas eingeschüchtert, klammerten sich an Zipfeln der Kleidung fest. Fremde waren um der berühmten Shaggil-Stuten angereist, deren Schnelligkeit und Zähigkeit jedes Gestüt bereicherte, in dessen Zucht man sie verwendete. Auf Preisvorteile erpichte Kaufleute waren anwesend, die hofften, sie allein könnten die Vorzüge vernachlässigter Fohlen entdecken, die sie zu niedrigen Preisen zu erwerben vermochten, und auf diese Weise hohe Gewinnspannen erzielen. Kurtisanen hielten nach hübschen, leicht reitbaren Tieren Umschau, um sich in weiterem Umkreis, nicht bloß in den Straßen Sililis, zeigen zu können.

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