Brann 01 - Seelentrinkerin
abstößt. Drei Silberne, das ist mein äußerstes Angebot.«
»Seine Mutter war Singender Huf, berühmt in der ganzen Welt. Zwölf Goldene, nur zwölf Goldene, ob-wohl's mir schier das Herz bricht.«
»Zweifellos starb die Mutter beim Fohlen infolge ihres hohen Alters.« Taguiloa wischte sich das Gesicht, besah sich die Hand. »Mir ist heiß, ich bin müde, meine Gemahlin harrt meiner mit einem Bad und Tee, laß uns das Geschäft hinter uns bringen. Drei Silberne für das Tier und fünf Kupfermünzen für Strick und Halfter. Wenn's sein muß, findet mein Bub auch an 'nem anderen Pferd Gefallen. Also?«
»Du beliebst erneut zu scherzen, hochvornehmer Saöm, eine so klägliche Summe ...«
»Dann eben nicht. Komm!« Er machte auf dem Absatz kehrt, strebte davon, sich dessen bewußt, daß Jaril widerwillig aufstand, enttäuscht schmollte. Diese Entschiedenheit konnte Erfolg haben oder nicht, Taguiloa war es eigentlich gleichgültig, er wollte sich mit dem bösartigen Vieh in dem Pferch lieber nicht abgeben. Der Züchter ließ ihn drei Schritte gehen, bevor er zu schwatzen anfing.
»Warte, o hochvornehmer Saöm, warum hast du nicht sofort erwähnt, daß du ein Roß für dies göttliche Kind willst, diesen Gott unter den Knäblein? Mein Herz frohlockt bei der Aussicht, daß dies wundervolle Rößlein ein Heim bei deinem jungen Löwen finden soll, ach, sie führt mich aufs stärkste in Versuchung, ja, in solche Hände kann ich mein Schmuckstück für einen so geringen Preis geben, obwohl es, könntest du dich dazu durchringen, hochvornehmer Saöm, ein halbes Goldstück ...« Er seufzte, als Taguiloa noch einen Schritt tat. »Du bist ein harter Mann, hochfeiner Saöm. Also, einverstanden, drei Silber- und fünf Kupfermünzen. Zahlst du die Pferdemarke?«
Mit dem Handel nun zufrieden, schaute Taguiloa trotzdem erst Jaril an, sah ihn nicken, winkte dann in herablassender Zustimmung mit der Hand.
Gemeinsam suchten sie den Pavillon auf, in dem man die Geschäfte amtlich beurkundete, Taguiloa bezahlte die Marktabgabe und die geringfügigen Handgelder, deren es bedurfte, um die Schreiber zum Beurkunden des Verkaufs zu bewegen und die winzige, am Ohr zu befestigende Pferdemarke herauszurücken, und ein größeres Schmiergeld, um den zuständigen Beamten zum Anbringen der Marke im Ohr des gelbbraunen Fohlens zu veranlassen.
Sobald er das richtige Tier vorgeführt hatte, war die Aufgabe des Züchters beendet, aber er säumte noch, genoß wohl den Schrecken in der Miene des Beamten, als der Jährling schon bei seinem Nähertreten schrie, nacheinander mit jedem Huf ausschlug, ihn aus bösen Augen wild anstarrte, die langen gelblichen Zähne fletschte. Der Mann wollte sich weigern und verdrücken, aber Taguiloa hielt ihn mit festem Griff am Arm zurück. »Der Bub wird ihn beruhigen. Schau's dir an!« Jaril erklomm den Zaun, stellte sich auf den obersten Balken, musterte den Braunen, der im vergeblichen Bemühen, auf ihn loszugehen, schier überzuschnappen drohte. Irgendwo tief in seiner Seele entdeckte der Züchter eine Grenze seiner Niedrigkeit und öffnete den Mund, um Einwände zu äußern, schloß ihn jedoch wieder, als Taguiloa lachte. »Schaut's euch an!« wiederholte er.
Der Knabe handelte im günstigsten Augenblick, sprang vom Balken und vollzog in der Luft irgendwie eine Drehung, so daß er im Sitzen auf dem Rücken des Fohlens aufkam. Der Jährling kreischte vor Wut, nahm alle Kräfte zusammen ...
Und schnob freundlich, tänzelte ein paar gezierte Schrittchen, verharrte dann weitgehend still, drehte den wendigen Hals, rieb sanft die Nase an Jarils Knie. Erneut wollte der Züchter einen Warnruf von sich geben, doch wieder blieb die Äußerung ihm im Hals stecken, als der Braune plötzlich den Kopf herumschwang und ihn anschaute. Der Züchter starrte das Tier, das Tier den Züchter an, der Mann blickte als erster fort, davon überzeugt, daß das Pferd ihn verlachte. Während er insgeheim vor Grimm schäumte, stapfte er davon; er merkte jetzt, daß er übertölpelt worden war, er ein wertvolles Tier für einen läppischen Betrag verkauft hatte.
Nachdem Taguiloa und Jaril auch den grauen Wallach und das rotbraune Kleinpferd erworben hatten, verließen sie den Pferdemarkt, Taguiloa auf dem Wallach — den Rotbraunen zog er hinterher —, Jaril auf dem Einjährigen. Sie brachten die drei Pferde bis auf weiteres bei einer Witwe unter, die einen Stall und eine Weide besaß, die sie für diesen Zweck mieteten. In den
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