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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Krieger des Kaisers seine Eroberungskriege austrugen. Jedesmal wenn Taguiloa aufblickte, sah er sie dem plumpen Näherwackeln des Karrens entgegenschauen, sich unterhalten; je näher er gelangte, um so mieser wirkten sie. Er begann sich wegen der Frauen Sorgen zu machen. Letzten Endes mußten die Wächter sie alle durchlassen, doch sie wußten — und Taguiloa wußte es auch —, daß sie für nichts, was sie ihm, Brann, Harra, Linjijan oder den Kindern antäten, bestraft werden würden. Sein Magen rumorte, er ließ den Blick gesenkt, die Schultern gebeugt, hoffte darauf, daß sie alles durchstanden, was man ihnen zumutete, sich darüber im klaren, daß er keine Wahl hatte, alles hinzunehmen hatte. Aufsässigkeit würde alles nur verschlimmern.
    Der Empush blätterte die Papiere immer wieder durch, begaffte wiederholt jede Marke, jedes Siegel, äußerte fortgesetzt die gleichen blöden Fragen, stieß einen fleischigen Zeigefinger auf Taguiloas Brust, stets auf dieselbe Stelle, bis Taguiloa die Zähne zusammenbeißen mußte, um nicht aufzustöhnen. Nur zwei der vier Untergebenen des Empush waren zugegen, die anderen vermutlich noch betrunkener als ihre Spießgesellen, schliefen wohl im Innern der Türme.
    Brann ertrug die Bemerkungen und Zoten der Krieger, auch die übrige widerwärtige Behandlung, obwohl sie sich stark versucht fühlte, den Temueng ein bißchen Lebenskraft abzusaugen; vielleicht täte sie der Welt, überlegte sie, einen Gefallen, würde sie sie völlig leertrinken. Sie sah, wie Taguiloa und Harra unerschütterlich alle Demütigungen bloß zur Kenntnis nahmen, beherrschte sich mit größter
    Mühe, aber als die Wächter aufhörten, den Frauen zuzusetzen, statt dessen Negomas und Jaril in einen Turm mitnahmen, hatte sie genug. Mit weiten Schritten, wie eine Tigerin, folgte sie ihnen. Harra biß sich auf die Lippen, begann dann eine durchdringende Melodie zu pfeifen, die auf dem Feldweg einen großen Staubwirbel erzeugte, der auf die Dammstraße fegte und den Empush erfaßte, ihn ablenkte, so daß er nicht bemerkte, was geschah. Brann klatschte die Hand in den Nacken eines Wächters. Er sackte nieder, als hätte sie ihn auf den Schädel gedroschen. Einen Augenblick später ereilte den zweiten Wächter das gleiche Schicksal. Während sie die Knaben vorauslaufen ließ, kehrte sie, das Blitzen von Zorn in den grünen Augen, zu Taguiloa und dem Empush um.
    Bevor der Empush erneut Fragen stellen oder gar Einwände erheben konnte, packte sie seine Hand, behielt sie für einen längeren Augenblick im Griff. Als sie von ihm abließ, war sein Gesicht erschlafft, stierten die Augen glasig. »Gib uns die Marken!« befahl sie mit Nachdruck. Während er sich wie im Traum bewegte, kramte der Empush in seinem Beutel und holte eine Anzahl der Metallanhänger heraus. Brann zählte die erforderliche Menge ab, drückte den Rest dem Empush wieder in die Hand. »Steck sie weg!« Sie wartete, bis er den Beutel mit der Zugschnur geschlossen hatte. »Und jetzt her mit den Bescheinigungen! Gut. Du wirst all dies vergessen, ja? Antworte mir! Gut. Nun darfst du mit deinen Säufern in den Turm gehen und dich ausschlafen. Wenn du erwachst, wirst du dich daran erinnern, daß ihr euren Spaß mit einer Truppe Künstler gehabt, sie zu guter Letzt aber habt ziehen lassen, so wie üblich. Verstanden? Gut. Stör dich nicht an den Männern, die auf der Erde liegen! Sie werden aufwachen, sobald's an der Zeit ist. Nun geh in den Turm und kriech ins Bett. Ja, so ist's recht.« In stummer Aufgebrachtheit schaute sie zu, wie der Empush sich umdrehte und in den Turm wankte, über seine hinges reckten Männer stieg, ohne sie zu sehen.
    Taguiloa hob die Brauen. »Sind sie tot?«
    »Nur sehr müde Zwei Tage wird's dauern, bis sie von neuem zu ihrer gewohnten Schäbigkeit imstande sind.«
    »Ich dachte, du wolltest Schwierigkeiten vermeiden.« »Alles zu seiner Zeit, Taga, alles zu seiner Zeit.« Brann reichte ihm die Bescheinigungen und verteilte die Marken.
    »Solange er's wirklich vergißt...« Taguiloa duckte sich unters Gestänge des Karrens und spannte sich wieder davor. Linjijan sah ihn freundlich an, schaute erneut nach vorn; er hatte das Geschehen fast gänzlich unbeachtet gelassen, die Wächter nur mit so ruhiger Überraschtheit angeblickt, als sie ihn stießen, daß sie ihn aus lauter Angeödetheit nicht mehr behelligten.
    Brann fuhr sich mit der Hand übers schweißige verdreckte Gesicht, verzog es, als sie die Schmutzstreifen sah, die

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