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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Temuengische Pferde-Beliks kauften Schlachtrösser und Takhill-Zugpferde für Nachschubgespanne und zum Ziehen von Kriegsgerät ein.
    Taguiloa wanderte durch die Hitze, den Krawall und den Staub, hatte an allem Freude, am meisten jedoch an der Tatsache, daß er sich dank des Goldes, das er in der Geldkatze am Gürtel mittrug, so gut wie alles leisten konnte. Kurz verweilte er bei einem Trüppchen Akrobaten, beobachtete die Darbietung mit dem sachkundigen Auge eines Meisters, seufzte über den Mangel an Vorstellungskraft, wie er in den streng gemäß der Überlieferung ausgeführten Bewegungsabläufen und Sprüngen zum Ausdruck kam. Diese Leutchen vollführten das Althergebrachte mit Leichtigkeit, sogar Anmut, und sie strichen dafür Beifall und Münzen ein, aber Taguiloa hatte solche Leistungen schon mit zwölf Jahren vollbracht.
    Jaril mochte ihn nicht säumen lassen, zupfte ihn am Ärmel, zog ihn vom einen zum nächsten Stall, zeigte ihm ein rotbraunes stämmiges Kleinpferd, das das richtige Tier sein sollte, um den Reisewagen zu ziehen und einen grauen Wallach, der als Reittier für Harra geeignet sei, die von sich behauptete — obwohl sie zugab, seit längerem keine Übung zu haben —, früher eine gute Reiterin gewesen zu sein. Das Wandelkind duldete nicht, daß Taguiloa um die Preise feilschte, sondern drängte ihn zu raschem Weitergehen, bis sie an den Rand des Pferdemarkts gelangten, wo man erst seit kurzem entwöhnte Tiere und Jährlinge zum Kauf anbot. Vor einem kleinen Pferch mit einem einzelnen Fohlen darin blieb der Knabe stehen.
    Taguiloa betrachtete den wildäugigen Dämon, den man in dem Pferch an einen Pfosten gekoppelt hatte, und sah Jaril an. »Sogar ich weiß, daß man kein Pferd unter zwei Jahren reitet. Vor allem so eins nicht.«
    »Yaril und ich bringen das nachher in Ordnung. Das Alter, meine ich.«
    »Aha.«
    »Wart hier und tu so, als hättest du an nichts von allem Interesse.« Jaril wies mit einer Gebärde auf die Pferche ringsum.
    »Ich hab's ohnehin nicht, ganz gleich, was du wieder ausgeheckt hast, du Bengel.«
    Ein unterschwelliges Lachen verhallte, während sich Jaril in ein fahles formloses Flimmern auflöste, in der staubigen Luft so wenig erkennbar wie ein Traumgebilde. Gemächlich kreiste es über den Pferchen, durchquerte sämtliche darin untergebrachten männlichen und weiblichen Füllen, beendete die Begutachtung mit dem Tier, dem Jarils Augenmerk zuerst gegolten hatte. Das Glimmen senkte sich durchs lehmgelbe Fell und verschwand vollständig im Innern des Fohlens. Dieser Anblick machte Taguiloa kribblig, ihm war, als liefen ihm Ameisenfüße übers Hirn, juckten ihm unter der Haut. Er langte sich unter die Hemdbluse und kratzte sich an den Rippen, blickte sich nach irgend etwas um, das Schutz gegen das gnadenlose Gluten der Sonne gewähren mochte. Er schwitzte Ströme von Schweiß aus, seine dicke schwarze Hemdbluse durchzogen schmierige Schweißschlieren und Schwitzflecken, heller Staub bedeckte ihn wie Puder, die Geldkatze glühte ihm am Bauch wie ein Brennofen. Doch in der näheren Umgebung sah er nichts, wo er sich hätte unterstellen können, kein Stall, kein Schuppen stand weit und breit. Hier erstreckten sich die Randbereiche des Pferdemarkts, interessant ausschließlich für die wenigen auf spätere Preisvorteile bedachten Kaufleute sowie einige Bauern, denen das Geld fehlte, um ein ausgewachsenes Tier zu erwerben, die jedoch Land und Futter hatten, so daß sie ein kaum der Mutter entwöhntes Fohlen aufziehen konnten. Taguiloa wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht, schnitt eine Grimasse, weil der Stoff sich so feucht anfühlte, die dicke Seide besaß keine Saugfähigkeit. Als er den Arm sinken ließ, stand Jaril wieder an seiner Seite.
    »Wir wollen's haben«, sagte das Wandelkind und deutete auf das hellbraune Fohlen, das gereizt an dem Haltestrick zerrte, mit dem Kopf auf- und abruckte, das Fell schweißig, offensichtlich im Zustand ganz übler, schlechter Laune.
    »Warum?« Das Fohlen war ein, zwei Handbreit größer als die Jährlinge in den benachbarten Pferchen, hatte einen allzu schmalen Hals, einen häßlichen knochigen Kopf, fransige Ohren, die es selbst dann angelegt hielt, wenn es einmal einigermaßen ruhig dastand, und einen bösartigen, tückischen Blick. Wer es auf den Pferdemarkt gebracht hatte, mußte es mehr aus übertriebener Hoffnungsseligkeit als aus gutem Urteilsvermögen getan haben. »Das kann doch unmöglich dein Ernst sein.«
    »O doch,

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