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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Zwei Beutel warf er auf den Stoß Papiere, das dritte Säckchen streckte er Brann hin. »Hier. Behalt's, möglicherweise wirst du's brauchen.«
    Nochmals schüttelte Brann den Kopf. »Nein, ich will's nicht. Wann können wir auslaufen?«
    Sammang schmiß den Beutel auf den Tisch, runzelte die Stirn. »Morgen vormittag ist Flut, aber ich möchte das Auslaufen lieber auf 'nen anderen Tag verschieben, ich muß noch Vorräte an Bord der Meermaid nehmen, die Wasserfässer auffüllen. Das sollte ohne Eile geschehen, damit niemand Verdacht schöpft.« Seine Finger trommelten auf die Tischplatte, während er die Aufeinanderfolge der
    Gezeiten berechnete. »Wie wäre es mittags in drei Tagen?« Brann dachte für ein kurzes Weilchen nach, dann nickte sie. »Kannst du mit den Kindern an Bord kommen, ohne daß es jemand sieht?« Als sie auf diese Frage nur lachte, sprach er weiter. »Ein temuengischer Lotse wird uns aus dem Hafen begleiten. Er wird uns an den Festungswerken und den Brandbooten vorbeigeleiten, das kann uns selbstverständlich recht sein, aber ehe er uns verläßt, wird er die Nase in jeden Winkel des Schiffs stecken. Vermagst du dagegen was zu tun?«
    »Ich glaube ja. Bist du wirklich dazu imstande, so bald auszulaufen?«
    »Ich hätte jeden Tag auslaufen können«, — seine Stimme verfiel in einen Tonfall des Ärgers und der Erbitterung —, »wären nicht diese von Lapalaulau verfluchten temuengischen Haie.«
    Brann erhob sich vom Bett, strebte zur Tür, drehte sich um. »Ich habe vergessen, dich etwas zu fragen. Wie lange braucht man mit dem Schiff von hier nach Utar-Selt?«
    »Wenn der Wind gut ist und wir nicht von irgendwem aufgebracht werden, sagen wir: zwölf Tage. Die Meermaidist 'n geschwinder Segler.«
    »So lange ...«
    »Wenn du 'nen kürzeren Seeweg willst, bis zur Mündung des Garrunt sind's lediglich fünf Tage, aber verlang nicht von mir, die Meermaid in den Bereich des Sumpfsunds zu steuern.«
    »Ein Irrgarten aus Morast, Gestank und feindlichen Moorsiedlern, wenn ich mich nicht irre. Nein, vielen Dank. Der Marish war schlimm genug. Ich habe den Eindruck, die längere Strecke ist, alles in allem betrachtet, doch der kürzere Weg.«
    Sammang erhob sich, trat zu ihr, berührte die Seite ihres Gesichts, ließ die Hand auf ihre Schulter sinken. »Mußt du gleich wieder gehen?«
    Branns Atem stockte, sie wirkte unversehens furchtsam; sie wich zurück, vermied es, ihn anzuschauen. »Ich frage ja bloß«, sagte Sammang freundlich. Er versuchte ihr nicht näher zu rücken.
    Sie entließ einen gedehnten zittrigen Atemzug. »Für wie alt hältst du mich, Sammang Schimli?«
    Er furchte die Stirn. »Soll ich dir schmeicheln, oder soll ich die Wahrheit sagen?«
    »Die Wahrheit.«
    »Mmm, Mittzwanzigerin, mag sein, 'n wenig älter.« Er verschränkte die Arme auf der Brust. »Ein vorteilhaftes Alter, Brann, fortgeschritten genug, um einige Reife zu haben, aber noch so jung bist du, daß du das Leben in vollen Zügen genießen kannst.«
    Brann lehnte die Schultern an die Tür, ihre Erregung wuchs sichtlich. Ihr Betragen befremdete Sammang, beunruhigte ihn, er stellte sich die Frage, ob sie richtig im Kopf sei. Falls nicht, wäre das ein großer Jammer.
    »Ich weiß nichts ... ich verstehe davon nichts.« Sie preßte die Handteller gegen die Tür, dann brach aus ihr ein Redeschwall hervor. »Ich bin elf Jahre alt, ich weiß, wie ich aussehe, mir ist klar, es ist schwer zu glauben, aber innendrin bin ich erst elf Jahre. Die Kinder haben mich verändert, mich äußerlich älter gemacht, ich bin als Mädchen eingeschlafen und als Frau erwacht. So wie ich jetzt bin.« Sie strich sich mit der Hand am Leib hinab, wagte Sammang flüchtig anzuschauen. »Wie hätte ein Kind das tun können, was ich getan habe?«
    »Elf?« Verunsichert maß Sammang sie finsteren Blicks.
    Scheu nickte Brann abgehackt. »Du ... du erregst mich, Schiffsherr ...« Nach kurzem Stocken sprach sie überstürzt weiter. »Aber ich bin dafür, was du zu bieten hast, noch nicht bereit.«
    Unvermittelt glaubte Sammang ihr, es erstaunte ihn, daß er es nicht längst selbst erkannt hatte. Als sie ihm erneut ihr görenhaftes Grinsen zeigte, sich entkrampfte, ihr Gesicht die Maske abstreifte, sah er ihr das vorwitzige Kind an, hätte sie seine kleine Schwester sein können — solange er nicht ihren Körper anschaute. Er wich vor ihr zurück. Sie war ein nettes, ein wackeres Kind, ebenso gescheit wie herzlich und freundlich. Er entdeckte, daß er Brann

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