Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Steuerrad, legte die Hände an den Mund. »Spantenratt, Galgenstrick, Aski, Fischkopf, Staro, Rudar, Zaj, Plünnenaff und Leymas, alle Mann zu mir!« rief er. Als sie sich um ihn geschart hatten, auf dem Deck kauerten, das leicht unter ihnen schwankte, verschränkte Sammang die Hände im Nacken, schwelgte noch immer in dem Vergnügen, das es ihm bereitete, die Meermaid freibekommen und zur gleichen Zeit jene Frau, zu deren Ergreifung die Temueng auf der Insel alles auf den Kopf stellten, aus der Reichweite ihrer Klauen geschmuggelt zu haben. »Wir haben einen Fahrgast an Bord«, sagte er, reckte sich, dehnte die Muskeln, bis die Gelenke knackten. »Es ist die Frau, nach der die Temueng nach wie vor fahnden. Die Frau, die diese Haie dort getroffen hat, wo's ihnen am meisten weh tut. Und das ist etwas, wogegen wir bestimmt nichts haben, oder?« Er grinste von neuem, als er die Männer allesamt grienen sah, schnitt eine Grimasse, als der Wind ihm Haarsträhnen zwischen die Zähne wehte. Während des Herumlungerns in Tavisteen waren ihm die Haare gewachsen, er war schlichtweg zu niedergeschlagen gewesen, um sie sich stutzen zu lassen. »Wir stehen in ihrer Schuld«, stellte er fest. »Ohne ihre Hilfe wäre uns das Moos am Schanzkleid hochgewachsen«, fügte er hinzu. »Sie ist 'ne Hexe. Nettes Mädchen, aber kein Buttervogel, weder für mich noch für euch. Habt ihr schon mal gesehn, wie's 'nem Priester in Silili geht, hält er 'ne Rakete zu lange fest, wenn die Zündschnur brennt? Hm-hm, so würd's euch auch ergehn, also laßt die Pfoten von ihr. Hört auf den Rat eines alten Seesacks, der ungern einen von euch als gesengte Sau sehn möchte, weil er ihr an 'n Biber gegrabscht hat.«
    »Hr-hr-hr!« Der Haarige Jimm strich sich mit einer fleischigen Tatze über den Bart. »Ich habe ein, zwei Sachen über die Möwe gehört, die machen mich vor ihr bang. Was hält denn ihre Hand von uns fern?«
    »Sei unbesorgt, Jimm! Sie ist 'n wirklich duftes Mädchen. Seid zu ihr wie zu 'ner kleinen Schwester.« Er überlegte einen Augenblick lang. »Auch wenn sie nicht so aussieht.« Er schaute in die Runde. »Das war's.«
    Die Männer zerstreuten sich und machten sich an die endlosen Arbeiten und Aufgaben, die erledigt werden mußten, um ein Schiff in Fahrt zu halten; nur der Haarige Jimm säumte, zögerte unruhig, wo er stand. »Galgenstricks Metze hat ihm erzählt, daß die Sundpiraten alles überfallen, was sich auf See zeigt, ob man Temueng oder Panday oder sonst was ist. Wie willst du mit so was fertigwerden?«
    »Bläst der Wind tüchtig, wird kein Eisenbeiß die Meermaid erwischen.«
    »Galgenstricks Metze hat allzeit 'n offenes Ohr, sie hat gehört, die Djelaaner hätten 'n Wetterkundigen angeworben.«
    Sammang lachte. »Sollte er sich rühren, werde ich ihm die Hexe auf 'n Hals hetzen.« Er wurde ernst. »Sie bezahlt uns für 'ne schnelle Überfahrt, Jimm. Nach Süden zu segeln, müßte mindestens fünf Tage länger dauern. Gib deinem Totem 'nen Tritt von mir und pfeif uns 'ne gleichmäßige Seemannsweise.« Mit Daumen und Zeigefinger rieb er die Anhänger des schweren goldenen Ohrrings im linken Ohr, als erstes hatte er das Schmuckstück mit Branns Gold zurückgekauft, den Käufer ausfindig gemacht und ihn beschwatzt, bis er sich mit dem Rückkauf einverstanden erklärt hatte. »Ich werde mit ihr sprechen und hören, was sie sagt.« Er schaute Jimm nach, wie er davonstapfte, sah ihn die Belastung der Backstagen überprüfen, mit den Augen die Segel nach schwachen Stellen absuchen, auf Schwierigkeiten oder Erscheinungen achten, die man im Hafen nicht bemerkte, die erst auffielen, wenn das Schiff segelte. Während er Saufaus zunickte, der stumm am Steuerrad stand, strebte Sammang zum Bug, verharrte dort, die Hände auf dem Rücken, blickte hinaus ins weite leere Blau. So weit das Auge reichte, war freie Fahrt, aber würde es so bleiben? Für ein Weilchen verdrängte er alle Sorgen, erfreute sich ganz einfach daran, wie die Meermaid Wind und Wogen meisterte; nichts scheute sie, diese liebliche Meermaid, obwohl Tang und Muscheln den Rumpf verunzierten, tanzte sie nachgerade auf den Wellen. Mochte Primalau gnädig sein und keine Stürme senden, es war an der Zeit, das Schiff kielzuholen und zu reinigen, es auf Holzwürmer und Trockenfäule nachzusehen, jede Länge Tau zu untersuchen und — wenn nötig — zu ersetzen. Sammang wußte so gut wie der Haarige Jimm, wie brüchig das Schiff gegenwärtig war. Er nahm die Hände vom

Weitere Kostenlose Bücher