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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Zeitlang des Schweigens. »Mich umzubringen, dürfte ungeheuer schwer sein.«
    »Lapalaulau ertränke mich, ich wollte, du wärst 'n paar Jahre älter.« Im Tonfall des Mannes schwang eine seltsame Verbissenheit mit.
    Taguiloa furchte die Stirn. Er wußte zu wenig über das Paar. Ihm entgingen die Feinheiten der Unterhaltung, die Stimmungen hinter den Worten. Wie er da am Gartenhaus im Finstern hockte, konnte er im wesentlichen nur beider starken Ausdruck von Zugewandtheit erfassen, ein so gründliches wechselseitiges Verständnis, daß sie die Dinge, die er zu erfahren wünschte, nicht auszusprechen brauchte. Neid packte Taguiloa. Ihm stand nicht einmal Tari Schwarzdorn so nahe. Gerontai hatte ihn geliebt, war aber bereits ein alter Mann gewesen, als er ihn, einen streitbaren Gassenlümmel, in sein Haus aufnahm, und zudem jemand, der Alleinsein und Zurückhaltung bevorzugte. Seine Eltern, Brüder und Schwestern hatte Taguiloa bei einem Schiffbruch verloren, als er erst fünf Lenze zählte; er hatte sich an ein Trümmerstück geklammert und war von einem Fischer aus dem Meer geborgen worden, danach bei einer überforderten Verwandten untergekommen, die selbst schon acht Kinder hatte und infolgedessen ihn weder vermißte, als er fortlief, noch sein Verschwinden beklagte.
    »Was hast du nun vor?« Die Stimme der Frau.
    »Ich werde meine Fracht löschen und sehen, was ich dafür kriegen kann. Ich will versuchen, noch Arth Slya-Waren aufzutreiben, neben anderer Ladung, versteht sich. Dann möchte ich für 'ne Weile nach Hause. Man muß das Schiff kielholen und einer Reinigung unterziehen. Ich habe in Tavisteen nicht einmal die Hälfte deines Golds verbraucht. Bist du dir ganz sicher, daß du's nicht zurückhaben willst?«
    »Völlig sicher. Was ich benötige, verschaffen mir die Kinder.«
    »Ja, freilich.« Von neuem knarrte Weide, wieder scharrten Stiefel über die Fliesen des Fußbodens. »Wie steht's mit deinem Vater? Wird er für den Kaiser arbeiten?«
    »Wie vermöchte er seine Arbeit ohne des Tincreals Glut zu verrichten? Ein Leben lang hat er darauf verwendet, des Berges Glut für sein Werk nutzbar zu machen, er leistet ja mehr, als sich bloß die Formen von Schüsseln und dergleichen auszudenken. Der alte Großkotz...« Das Weib kicherte. »Gefällt dir die Bezeichnung? Ein Temueng-Pimush dürfte den Wert seines Kaisers ja wohl kennen ... Wo war ich? Ach ja. Ich vermute, er kann unsere Handwerker, wenn er sie lange genug prügeln läßt, dazu zwingen, etwas herzustellen, aber es wird nicht das gleiche sein, als hätten sie's daheim angefertigt. Was ist er doch für ein Tor! Hätte er uns in Frieden gelassen, er hätte jederzeit das Beste erwerben können. Nun hat der Berg ihm den Zugriff verwehrt, und er wird nichts bekommen.«
    Arth Slya dahin, dachte Taguiloa. Er schloß die Augen und verfluchte die Temueng und das Weib, verfluchte sich selbst, weil er stets an dem Glauben festgehalten hatte, es werde immer eine Stätte geben, wo man keine der Zugeständnisse zu machen brauchte, auf die er sich sein Lebtag hatte einlassen müssen, einen Ort, an dem Künstler und Handwerker ihren verschiedenerlei Gewerben nachgehen durften, ohne zu Handlangern blinder, dummer Menschen erniedrigt zu werden, deren einzige Tugend aus dem Gold in ihren Taschen bestand. Falls er richtig auslegte, was die Frau redete, war Arth Slya entweder vernichtet oder auf alle Fälle so stark zerstört worden, daß es auf ein Wiedererstehen keine Hoffnung gab.
    Der Panday stieß ein Räuspern aus. »Komm zu mir nach Hause, Brombeer. Warte ab, bis mein Schiff von Tang und Moder gesäubert worden ist. Dann fahren wir mit dir den Palachunt hinauf nach Durat, und zwar viel schneller und sicherer als auf dem Landweg, warten auf dich, bis du die Deinen befreit hast und bringen euch fort.«
    Neues Schweigen. Von neuem Knarren des Weidenmöbels, Rascheln der Seide, als sich die Frau an ihrem Platz bewegte. »Ich bedaure es, daß du dich nicht noch einmal mit mir der Liebe hingeben mochtest, Sammang. Ich wollt's,
    das weißt du.«
    »Brombeer, wie hätte ich's denn tun können? Ein Kind bespringen. Für so etwas habe ich einmal 'n Kerl totgeschlagen.«
    »Ich hätte in Tavisteen den Mund halten, einfach ablehnen und's dabei belassen sollen.«
    »Ich wünschte, du wärst so verfahren.«
    »Ich werde rasch älter.«
    »Laß mir 'n paar Jahre Zeit, Brombeer, vielleicht werd ich's dann glauben.«
    »Slya! Du bist fürwahr starrköpfig.«
    »Darin sind wir uns

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