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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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befürchten, daß der Händler schnell und entschieden eingreifen würde, um seine geheimen Angelegenheiten zu hüten. Ich sollte mich heraushalten und zur Geisterwache zurückgehen, sagte sich Taguiloa. Aber er tat es nicht, sondern blieb den Besuchern und dem Verwalter auf den Fersen.
    Der Verwalter schloß in einer Mauer eine Pforte auf und öffnete sie, ließ sie offen, nachdem er den Panday und dessen Begleitung hatte hindurchtreten lassen. Taguiloa nahm ein paar unregelmäßige Atemzüge, ehe er zu der Pforte schlich, noch immer halb in der Überzeugung, daß es sich empfahl, lieber abzuhauen.
    Ein paarmal scharrten Füße auf Kies, aber niemand sprach. Dombro verhielt sich gegenüber Fremden wortkarg. Einige Herzschläge lang zögerte Taguiloa noch, dann schlüpfte er gleichfalls durch die Pforte, trat so leise auf, wie es sich nur einrichten ließ. Auf der anderen Seite suchte er flink Deckung im Gesträuch, wünschte er sich, er hätte Kleidung am Leib, die zum nächtlichen Umherschleichen besser taugte. Gleich darauf kam der Verwalter zurück, auf dem Gesicht ein mürrisches Grienen. Er schritt durch die Pforte, knallte sie zu und sperrte ab. Sollte Seshtrango dieser vertrauensvollen Seele Eiterbeulen an den Steiß hexen.
    Das Gartenhaus war ein freistehender sechsseitiger Bau, groß genug, um mehrere Räumlichkeiten zu umfassen. Taguiloa umkreiste es, bis er ein Fenster fand, dessen Ölpapier gelbrotes Licht verströmte wie ein Schmelzofen. Er duckte sich unter die struppigen Eiben, die nahe der Wand wuchsen, kauerte sich möglichst tief nieder, als über ihm eine Stimme ertönte und er aufgrund ihrer Nähe und Deutlichkeit erschrak. Zunächst verstand er nicht, was gesprochen wurde, bis er begriff, daß die Frau sich des Pandayischen bediente. Während des Aufwachsens in dieser vielsprachigen Stadt hatte Taguiloa die Grundlagen vieler Sprachen erlernt, und im Lauf der Lebensjahre hatte er die Grundkenntnisse erweitert und vertieft, weil er seinen Meister dafür bewunderte, viele Sprachen zu beherrschen, und es eine Voraussetzung für die Befriedigung seines Dranges abgab, Geheimnisse auszukundschaften.
    »Deine Besorgnis ist überflüssig, Sammang.« Die Frau hatte eine rauhe, aber durchaus angenehme Stimme, so tief, daß man sie für eine Männerstimme halten konnte. »In Tavisteen bin ich ohne weiteres zurechtgekommen.«
    »Hnn.« Ein ärgerlicher Brummlaut, als räuspere sich ein Löwe. »Du bist 'n Kind, Brombeer-voller-Dornen. Die Tavisteener mögen sich als die pfiffigsten Schelme unter Langareris Gewölbe ansehen, aber im Vergleich mit den Sililier Hina stehen sie wie nicht sonderlich gescheite Kinder da. Die Hina behaupten, sie seien das älteste Volk der Welt, und's mag sein, sie haben recht, das Bemühen, sich mit ihren Sitten und Gebräuchen zurechtzufinden, gleicht dem Durchqueren eines unsichtbaren Irrgartens. Und seit die Temueng hier an der Macht sind, bedeutet nichts von allem, was die Hina tun oder reden, noch eben das, was es zu heißen scheint. Es geht ums Überleben, Brombeer. Hina sind überaus tüchtig in der Kunst des Überlebens.«
    »Ich bin's auch, mein Freund.«
    Wieder gab der Panday ein ungnädiges Brummen von sich. Schritte entfernten sich von dem Fenster, kehrten zurück, entfernten sich erneut. Stapft auf und ab, dachte Taguiloa. Ein Kind? Diese Frau? Weide knisterte, Seide rauschte. Das Weib setzte sich; nach einem Weilchen tat der Mann das gleiche. »Csermanoa hat zu einem erheblichen Teil das Geld für die Meermaid bereitgestellt«, sagte er. »Aber ich habe die Schuld längst beglichen, die Meermaid ist mein alleiniges Eigentum. Mittlerweile verhält's sich umgekehrt, er steht in meiner Schuld. Er wird sich deiner annehmen.«
    »Ich kann selber auf mich achtgeben.«
    »Kind, Kind, du hast nicht die mindeste Ahnung von den wahren Zuständen in der Welt!«
    Ein Auflachen voller Herzlichkeit und Zuneigung. »Ha! So war's vielleicht noch vor einem Monat, aber seitdem habe ich einiges dazugelernt.«
    »Du hast gelernt, andere zum Narren zu halten, das ist gewiß.«
    »Wer sagt, daß ich so was tue?«
    »Laß 's gut sein, Brann! Du weißt, wie mir zumute ist. Sei vernünftig und nimm jede Hilfe an, die dir geboten wird. Denk an deinen Vater und deine Brüder. Wirst du umgebracht, bevor du sie findest, wozu wäre dann alles, was du bisher getan hast, von Nutzen?«
    »Du führst meine eigenen Überlegungen gegen mich an. Was könnte ich dem noch entgegenhalten?« Es folgte eine

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