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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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vorausgesetzt allerdings, deine Gönnerin kostet uns nicht das Leben, ehe andere Kosten anfallen können. Bist du bereit zu sagen, wer sie ist?«
    »Ich will nicht erst betonen, daß sie ihren Namen nicht herumerzählt haben mag, ich habe gehört, daß du ein kluger und verschwiegener Mann bist. Man nennt sie die Seelentrinkerin.«
    »Fürwahr, so hochgestellte Bekanntschaft hatte ich noch nie, Götter und Halbgötter, wohin man blickt.« Laux begann über seiner Weinschale zu grübeln, mit einem langen Zeigefinger, der einer glänzenden Walnuß ähnelte, spielte er an seinem Ohrring, so daß die silbernen Plättchen glitzerten, während er an Daniel vorbei Schattenrisse anstarrte, die nur er sah. Er schwieg, doch Daniel merkte ihm an, was für ein innerer Konflikt in ihm stattfand, ein Konflikt mit dem er selbst sich auch schon auseinandergesetzt hatte, ohne mehr als einmal auf dieselbe Lösung zu verfallen. Daniel wartete Laux' Entscheidung ab, ohne sich zu äußern, war sich aber weitgehend darin sicher, welche der Kapitän treffen würde. Laux war sich darüber klar, daß er ohne weiteres in einen Mahlstrom geraten konnte, der ihn dann vielleicht in die Tiefe riß, aber es ödete ihn merklich an, alltägliche Waren und Güter von und nach Silagamatys zu transportieren, und tief in seinem Innersten lockte ihn das Risiko, zumal er davon ausgehen durfte, das Wagnis einigermaßen unbeschadet und im Besitz eines intakten Schiffs zu überstehen.
    »Mnh!« Laux straffte sich und widmete Daniel wieder seine volle Aufmerksamkeit. »Ja. Ich will dir folgendes sagen: Zieht man einmal in Erwägung, was nicht alles geschehen kann und wie arglose Unbeteiligte zwischen die Mühlsteine geraten und zermalmt werden können, wenn solche Mächte aufeinanderprallen — und ich unterbreite dir diesen Vorschlag keineswegs, um euch übers Ohr zu hauen, Daniel, sondern nur, um mich abzusichern —, wär's da nicht angebracht, deine Gönnerin gäbe mir anstatt ihres Worts als Sicherheit zweihundert in Gold, die ich für sie aufbewahre, bis ihr allesamt auf dem schwarzen Sand der Havener Bucht steht? Alles andere bleibt wie zuvor, fünf Silberlinge je Fahrgast, ein Goldstück Zuschlag sowie vier Goldstücke als Entschädigung für möglicherweise auftretende Schwierigkeiten.«
    »Einverstanden.« Daniel ergriff die Hand, die Laux ihm anbot, schüttelte sie kräftig, lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Wie ist's mit der Flut, kannst du heute abend etwa bei Sonnenuntergang auslaufen?«
    »Dann wird Flut sein,und meine Hetti hat keinen so erheblichen Tiefgang, daß wir uns wegen der Sandbänke vor der Bucht Sorgen machen müßten. Solange der Wind günstig weht — am besten kraulst du den alten Tungjii mal am Bauch —, können wir auslaufen.«
    Eine Zeitlang saßen sie noch lautlos zusammen, tranken vom Wein, Laux auf die Ellbogen gestützt, Daniel auf seinem Stuhl zurückgelehnt, veränderten ihre jeweilige Sitzhaltung nur, wenn sich in den Trinkschalen wieder der Boden zeigte, füllten sie nach. Im behaglichen Düsteren der Stube verstreut hockten außer ihnen nur einige wenige Gäste, die aßen oder tranken, sich mit gedämpften Stimmen unterhielten und im großen und ganzen mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt waren. »Man wartet darauf, daß das Losen vorbei ist«, sagte Laux. »Alle warten darauf.«
    »Die Seefahrer nicht, Laux.«
    »Nenn mich Lio. Klar, du hast recht, sie warten nicht, sie bunkern Vorräte und Fracht, um bei Flut sofort auszulaufen. Wer nicht dabei ist, sitzt hier fest.« Er schob Daniel die Trinkschale zu, schaute hinein, während erneut goldgelber Wein in das Gefäß gluckerte. »Heutzutage herrscht in ganz Cheonea Ebbe.« Er trank und seufzte. »Mein Urgroßvater ist hier auf des Königs Markt verkauft worden, als er ungefähr sechs Lenze zählte. Seinen Schilderungen zufolge soll früher im Hafen solcher Betrieb gewesen sein, daß man im Umkreis einer Meile nicht einmal die eignen Gedanken verstehen konnte. Die meisten Geschäfte waren natürlich verbotener Art, doch das war wohl einerlei. Meines Großvaters Mutter war 'ne Freie, mit der Urgroßvater in die Büsche ging, drum wurde er frei geboren. Mit sechs Jahren riß er dem Kaufmann aus, bei dem er als Lehrbub lebte, schloß sich statt dessen den Schmugglern an, und seine Söhne unterwies er ebenfalls in diesem Erwerb. Aaach, es war damals ein wildes Gewerbe, und Haven war 'n wüstes Kaff, nie gab's dort einen Augenblick Ruhe, weißt du, bei

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