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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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doppelgesichtigen Tungjii dazu erfrechte. Folglich spie er/sie einen Mundvoll Traubenreste in den Staub und erhob sich auf seine/ihre breiten, bloßen Füße. >Tungjii<, wandte der Götterbote sich an ihn/sie. Tungjii lächelte, er/sie hatte nämlich nun die mit sich selbst abgeschlossene Wette gewonnen, die die Erwartung betroffen hatte, daß die Stimme des Götterchens winseln würde, wie man es sonst von einem geprügelten Hund hören konnte. Er/sie nickte, zufrieden mit der völligen Unwichtigkeit, mit der das alte Fischgesicht ihn ausgestattet hatte. >Der Maretuse des Maret Ambijan versteigt sich zur Vermessenheit<, sagte der Götterbote, die Lippen immerzu zu einem verächtlichen Lächeln verzogen, das eine sonderbare Wirkung auf seine Aussprache ausübte, selbst wenn er mit glasgleicher Deutlichkeit sprach. >Das närrische Menschlein erwägt wider unseren aufs höchste verehrten Rumanai, den Liebling aller Götter, den wahren Kaiser von Hinasilisan, Ränke zu schmieden. Es ist zu der törichten Überzeugung gelangt, der eigene, häßliche Arsch hätt's verdient, auf dem Götterthron zu sitzen .< Mit der Linken vollführte der Götterbote eine knappe, ruckhafte Geste, die den stärksten Zorn und streitbare Entschlossenheit zum Ausdruck bringen sollte. Streng gemahnte sich Tungjii daran, daß das alte Fischgesicht es nicht schätzte, wenn die Untergottheiten über seine Götterboten lachten. >Perran-a-Perran, Herrscher Aller, Herr von Himmel, Meer und Erde, Oberherr der Obersten, Ordner des Chaos, Schöpfer von Mensch und Tier, Vater aller .. .< Tungjii verzichtete darauf, der Aufzählung all der Titel länger zu lauschen, seine/ ihre Aufmerksamkeit schweifte ab, der Tag war ihm/ihr nun vollends verdorben. Sogar das alte Fischgesicht selbst bekam während solcher schier endlosen Aufzählungen seiner gesamten Titel und Beinamen vor Langeweile glasige Augen; das Geleier endete zumeist mit der Nennung seiner zahlreichen Gemahlinnen, von denen nur eine Tungjii interessierte, nämlich Godalau mit ihren mondfahlen Fingern und dem üppigen Fischschweif. Sie beide hatten schon lustige Nettigkeiten mit seinen/ihren zweierlei Geschlechtsteilen getrieben. Tungjii war nicht nur eine geile, sondern auch in der Wollust emsige Gottheit, trotz seines/ ihres nicht allzu eindrucksvollen, wenig vorteilhaften Äußeren lag er/sie häufig in vornehmen Betten, und es hätte den Götterboten in tiefste Bestürzung versetzt, hätte er erfahren, daß eines dieser Betten gar Perran-a-Perran höchstpersönlich gehörte. Den Hügel herauf drang das Gelächter eines Mädchens an sein/ihr Ohr, und er/sie schenkte ihr für das Vergnügen, daß es ihm/ihr bereitete, einen kleineren Segen. >... aller Götter, Perran-a-Perran gebietet Tungjii, dem Zwittergott, sich nach Ambijan zu begeben, dafür zu sorgen, daß jene Schmeißfliege nicht ferner die Luft verpestet, den Maretuse für seine unerträgliche Anmaßung zu bestrafen, die ihn dazu verleitet, Verwerfliches gegen den liebsten und teuersten Gott der Götter, den Höchsten der Höchsten, den Gottherrscher Rumanai zu ersinnen .< Tungjii gähnte. >Sag ihm, ich bin unterwegs<, sagte er/sie, und im nächsten Augenblick war er/ sie verschwunden.«
    Einige Zeit später (so ging die Geschichte weiter) ritt auf einem hübschen, langbeinigen Maultier ein kleiner, fetter Mann die Seidenstraße entlang, döste in einem gut gepolsterten Sattel vor sich hin, ließ das Maultier sich selber den Weg suchen. Wäre er von irgendwem nach dem Grund gefragt worden, hätte der kleine Dicke gemurmelt — wahrscheinlich mit einem Zwinkern der schläfrigen Augen und einem Lächeln, das einen Mund voller gepflegter, regelmäßiger Zähne entblößt hätte —, das Maultier sei schlauer als er und der Fragesteller zusammengenommen, weshalb solle er dem treuen Tier also Umstände verursachen?
    Die Rotte Greifer sprengte heran, als sich der Tag dem Abend zuneigte, im Dämmerlicht umringte sie den Dicken, forderte ihn zum Mitkommen auf, und er befolgte die Aufforderung ohne den geringsten Widerspruch, ein Umstand, der die Söldner so beunruhigte, daß sie die ganze Nacht hindurch ritten, anstatt ein paar Meilen abseits der Seidenstraße, wie sie es für gewöhnlich taten, ihr Nachtlager aufzuschlagen. Und zwei von ihnen trabten als Späher durch die Gegend, erkundeten die Umgebung der Seidenstraße nach Osten und Westen, denn man argwöhnte einen Hinterhalt. Noch keines ihrer Opfer hatte sich dermaßen gelassen und

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