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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Mogelbruder, wo steckst du? Wo bleibt deine Hand? Wie hat Danni Zwei dich genannt — einen kleinen, glatzköpfigen Zwitter? Hmm. Ich wüßte ja gerne, wie es ist, wenn man die Empfindungen beider Geschlechter haben kann. Bei Slyas qualmigem Atem, da beschäftige ich mich schon wieder mit dieser Sache! »Jay, wie weit ist es noch zum Isspyrivo?«
    Der graue Wolf wandte sich um und verwandelte sich in einen hageren Jugendlichen. »Wo beginnt der eine, wo der andere Berg? Wir sind nah, falls nicht schon angelangt. Yaro sagt, daß ringsherum nichts geschieht, der Berg ist ruhig, im Umkreis von zwanzig Meilen ist weder ein Vogel zu sehen, noch irgendein anderes Tier. Sogar der Wind läßt nach.«
    »Aha. Hat das irgend etwas zu bedeuten? Das mit dem Wind?«
    »Er allein könnte uns diesbezüglich Aufschluß geben.« Jarils Hand winkte in Ahzurdans Richtung, der etwas anzuglotzen schien, das außer ihm niemand sehen konnte; seine Augen waren glasig, das Gesicht ausdruckslos.
    »Ich will schauen, was ich tun kann. Richte Yaril aus, sie möchte uns den kürzesten Weg nach oben ausfindig machen, auch wenn wir dann noch langsamer reiten müßten.« Sie sah dem großen Wolf nach, wie er davonsprang, und schüttelte den Kopf. Jaril wirkte, als hätte er mittlerweile die Geschlechtsreife erreicht, was immer das bei einem Lebewesen wie ihm auch bedeuten mochte. Sch-scht, weiche von mir, Verwirrung! Sie trieb ihr Reittier Ahzurdans Maultier hinterdrein, holte es ein, ritt für eine Zeitlang Steigbügel an Steigbügel mit Ahzurdan, musterte ihn aufmerksam und dachte darüber nach, wie sie sich mit ihm verständigen könnte. »Dan.« Er ließ sich nicht anmerken, daß er sie gehört hätte. »Ahzurdan.« Nichts. Sie beugte sich hinüber, packte ihn am Arm, ließ ihm eine gewisse Menge frischer Kraft zufließen. »Ahzurdan!« Er zuckte, versuchte ihre Hand abzuschütteln, aber sein Gesicht zeigte nicht mehr Lebhaftigkeit als zuvor; sie gab ihn frei, verlangsamte ihr Tier, bis sie neben Daniel Akamarino ritt. »Gib mir für einen Augenblick den Weinschlauch.«
    »Wozu?«
    »Du brauchst nicht zu fragen, ich brauche nichts zu erklären. Mach keine Schwierigkeiten, Blauer Dan.«
    »Wein wird seinen Zustand nicht bessern.«
    »Ich habe nicht vor, ihm Traumstaub anzuzünden, damit seine Gemütsverfassung sich bessert. Dein Wein hingegen enthält ein wenig von Tungjiis Göttlichkeit.«
    »Seit wir von Lios Schiff gegangen sind, hat er sich nicht mehr blicken lassen.«
    »Glück kann in vielerlei Gestalt auftreten, Daniel. Hör auf, mir Widerworte zu geben, her mit dem Schlauch!«
    »Wein wird ihm nicht helfen, Brann, ich habe diese Art von Starrheit schon einmal erlebt, man kann daran nichts mehr ändern.«
    »Warum zierst du dich so, Dan? Dir wird kein Becher Wein abhanden kommen, es ist doch ein magischer Weinschlauch, er füllt sich von selbst immerzu nach.«
    Daniel streifte sich den Riemen von der Schulter, schwenkte den Schlauch zu Brann hinüber, gab ihn ihr. »Das Resultat könnte höchstens ein betrunkener Jammerlappen sein, Brann, er hat keinen Funken Kampfeswillen mehr im Leib.«
    Brann nahm den Weinschlauch und legte ihn dem Maultier quer über die Schultern. »Falls du recht hast, ist unser Schicksal besiegelt, Daniel Akamarino. Du solltest besser hoffen, daß es nicht so ist.« Sie trieb das Maultier zu erhöhter Schnelligkeit an und verließ Daniels Seite.
    Als sie sich erneut bei Ahzurdan befand, drängte sie ihr Maultier so dicht neben sein Tier, wie die beiden Reittiere es duldeten, dann beugte sie sich seitwärts und versetzte Ahzurdan eine kräftige Maulschelle. Verdutzt schaute er sie an; der Hieb ihrer Hand hinterließ auf seiner bleichen Wange eine Rötung. Sie hielt ihm den Weinschlauch hin: »Nimm und trink, bis du nicht mehr kannst. Wenn du dich weigerst, dresche ich dich aus dem Sattel, sperre dir das Maul auf und gieße dir den Wein in den Rachen.«
    Ahzurdan lachte leise (und zwar zu ihrer beider Überraschung), die Glasigkeit wich aus seinen Augen. »Warum nicht ...« Er nahm den Schlauch, hob ihn höhnisch hoch, wie um jemandem zuzutrinken. »Heil dir, Maksim, möge der Rest deines Lebens gräßlich und kurz sein. Auf dein Wohl, Tungjii, du kleiner, alter Gauner. Heil Godalau, auf deinen dicken Fischschweif. Heil auch dir, Amortis, auf daß dir zuteil werde, was dir gebührt. Auf unsere Bestimmung, damit wir alle bekommen, was wir verdienen.« Mit dem Daumen schob er den Stöpsel heraus, bog den Kopf zurück

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