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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Kraft, eine Verteidigungswaffe, für sich allein ungefährlich, bedrohlich ausschließlich durch den Mann, der darauf zu sitzen pflegte. Überall gab es Pentakel, rings um die Empore in den Basaltboden gekerbt wie ein Gestreusel von Schneeflocken aus Silberdraht, manche dunkel, andere leuchteten, in einigen standen schwarze, durch eine Geste entzündbare Kerzen verteilt, andere waren völlig leer (ohne deshalb eine geringere Gefahr zu sein), ein paar waren Schwarz auf Schwarz gezogen, so daß nur das Auge von Magiern sie sah. Zwischen den Pentakeln lauerten verstreut unsichtbare Schachtfallen (Maksim hatte sich die Verteilung ganz genau eingeprägt, um nicht etwa selbst einen unvermuteten Sturz zu tun) auf einen achtlosen Fuß — schon die Berührung eines Zehs genügte —, um dessen Eigentümer in eine Zwergwirklichkeit wie jene zu schleudern, die der Angekettete Gott bewohnte, jedoch nicht einmal annähernd so groß. Weitere Fallen hielt die Luft bereit, sie trieben durch ihre wechselhaften Strömungen. Amortis hatte ihrer Stofflichkeit entsagt und schwebte als glühende Feuerkugel unter dem Kuppeldach, blieb auf Abstand von den Fallen, erwartete ihre Gelegenheit, um sich die Mücken, die es wagten, sie herauszufordern, zu greifen und zu zermalmen, wartete gleichfalls auf eine Möglichkeit, Maksim einen Vernichtungsschlag zu versetzen, die sich ergäbe, ließe er einmal lange genug in seiner Wachsamkeit nach, um einen solchen Schlag zu erlauben; sie ahnte nicht, daß er sie zu einem Köder in noch einer Falle gemacht hat, sollten nämlich die Wandelwesen erneut versuchen, ihre Gottkräfte anzuzapfen, würden sie selber sich in eine entlegene Wirklichkeit versetzen und am Zwist nicht mehr teilnehmen können.
    Während Maksim den Wald von Säulen durchquerte, löste er die Spange von seinem Zopf, zupfte ihn auseinander, bis ihm die Haare in Wellen auf die Schultern fielen, entknotete danach die Bänder am Hals des zerfransten, zerknitterten Arbeitskittels. Bevor er den Kuppelsaal erreichte, wandte er sich seitwärts, betrat eine kleinere Räumlichkeit, die ihm als Umkleideraum diente. Er summte dunkel, fast knurrig vor sich hin, streifte den Kittel ab, nahm auf einem niedrigen Stuhl Platz, stellte einen Fuß in ein mit heißem Seifenwasser gefülltes Waschbecken. Mit den steifen Borsten einer kleinen Bürste wusch er sich den Fuß, begutachtete aufmerksam seine Zehennägel, trocknete dann zufrieden den Fuß ab und begann den anderen Fuß zu waschen. Nachdem er sich vom Schmutz der Gartenarbeit gereinigt hatte, lackierte er sich die Finger- und Zehennägel, bis ihr matter Glanz ihm zusagte, und fing sich das Haar zu bürsten an, schnalzte mit der Zunge, als er sah, wieviel Grau sich eingeschlichen hatte, seit er sich mit Brann und dem Rat herumärgern mußte. Er bürstete und bürstete unermüdlich, summte sein tonloses Liedchen, bedauerte ein wenig Todichi Yahzis Abwesenheit, so daß nicht er ihm das Haar bürsten konnte (es zählte zu seinen unschuldigeren Vergnügen, an Winterabenden am Feuer zu sitzen und sich das Haar von Todichi pflegen zu lassen, der es mit tausend Bürstenstrichen lockerte, säuberlich kämmte, bis jedes einzelne Härchen die richtige Stelle einnahm, es zu einem Zopf flocht und zuletzt den Zopf mit seinen geschickten, einfühlsamen Händen glättete). Maksim schnalzte erneut mit der Zunge, schüttelte den Kopf. Dies war nicht die Zeit zum Träumen. Er trat vor einen mannshohen Spiegel, schob weit seinen breiten gestärkten Kragen zurück, holte BinYAHtii heraus und ließ den mattroten Stein aufs weiße Leinen baumeln. Er prüfte die Wirkung, nickte, griff nach seinem ärmellosen Überwurf. Er bestand aus prächtig besticktem Samt und von so düsterem Braunrot, daß er fast schwarz aussah. Er legte ihn sich um, achtete sorgsam darauf, dabei nicht die Spitzen des Kragens umzuknicken, brachte die Falten des von Stickereien rauhen Samts in würdevolles Senkrecht, steckte sich schwere Ringe an die Finger beider Hände, sechs Ringe, die nicht nur Schmuckstücke waren, sondern ebenso ihren Nutzen hatten, ihre Ausstattung mit schwacher, aber tückischer Magie machte sie dazu geeignet, Schutzzauber zu durchdringen, während der Gegner sich damit beschäftigte, stärkere magische Waffen aufzubieten. Während er die Hände so hielt, daß man die Ringe sah, schloß Maksim die Finger um die Aufschläge des Überwurfs und musterte sein Spiegelbild. Er lächelte erst aus Befriedigung, dann aus Belustigung

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