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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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die Hände an den Seiten. »Ach, na gut«, sagte sie. »Also vorwärts!«



16. Der Anfang vom Ende.
     
    SZENE: Die Totenfeuer-Insel. Die Wasser der Bucht haben die Farbe der Wolken angenommen, sind von mattem Bleigrau; sie schwappen an einen sehr schmalen Strand, dessen Sand zerriebener Holzkohle ähnelt; aus dem Sand ragen waagrecht geriffelte Felsen empor, bilden einen Kegel mit viereckigem Sockel, steilen Wänden und abgeplatteter Kuppe. In ungefähr halber Höhe erheben die Felswände sich fast senkrecht zu einem eckig-länglichen Tafelberg, bei dessen Tafel die Seitenlänge über eineinhalb Meilen beträgt, die Breite an der schmälsten Stelle etwa eine halbe Meile. Aus dem Felsgestein sind weitläufige Bauten gehauen, deren größte ein riesiger Tempel mit zehn Klafter hohen dicken Säulen und in der Mitte einer Kuppel aus von Dämonen geblasenem Glas (unten schwarz, oben klar, der obere Teil dient als Sammellinse, sobald die Sonne am Himmel den richtigen Stand einnimmt, was jedoch ausschließlich anläßlich der beiden Tagundnachtgleichen geschieht). Auf der Silagamatys, der Bucht zugewandten Seite der Insel befindet sich ein kurzer Landedamm; vom Landeplatz verläuft eine Straße durch ein Tor mit beiderseits großen Tierklauen aus schwarzem Basalt, größer als ein zweistöckiges Haus, versehen mit drei Zehen und kurzen dicken Krallen; im weiteren Verlauf führt sie zwischen Ziegelmauern hindurch, die so vielfach gewunden sind, daß sie vom Wind gewellten Bändern ähneln, und allmählich auslaufen, bevor die Straße in wechselhaftem Auf und Ab die Höhen ersteigt. Settsimaksimin steht im Tempelgarten, lehnt auf einer Hacke, schaut zu, wie ein dünnes Rinnsal Wasser die Wurzeln von Läutsträuchern und Glockenklimmen umgluckert. Die meisten Blütengewächse sind bereits von den Beeten in die Überwinterungskammern geschafft worden, aber noch sind genug Büsche mit zwar schon etwas vom Frost angegriffenen Blättern, aber farbenfrohen Blüten vorhanden, die das Düstere der Umgebung ein wenig mildern. Hinter ihm umlauert Amortis in mehrerlei Gestalt ruhelos den Tempel, die Tempelsäulen bannen bisweilen ihr Feuer, manchmal fackeln sie es gleichsam ab; sie steigert sich in Wut hinein, um ihre Furcht zu vergessen.
     
    Maksim kratzte sich an der Brust, scharrte dann einige Erde über das Rinnsal, um dem Sickern des Wassers eine andere Richtung zu geben. Nachdem er es zu seiner Zufriedenheit umgeleitet hatte, legte er sich den Stiel der Hacke auf die Schulter und schlenderte zu der hüfthohen Mauer, die den Garten umgab. Zwischen der Totenfeuer-Insel und Silagamatys schwamm Godalau wie ein biegsames Juwel durch das graue Wogen der Bucht, ihr Leib schimmerte wie eine mörderische Waffe, es schien, als verschösse sie das Geglitzer herauf zu Maksim. Tungjii war nirgends zu sehen, doch ohne Zweifel lungerte er nahebei, wartete auf eine Gelegenheit, um irgendwo seinen Daumen in eine Lücke zu zwängen. Die Mittagsstunde war verstrichen. Die Zukunftsschau hatte ergeben, daß Maksims Widersacher, wenn sie Dannys sonderbares kleines Gefährt benutzten, in etwa einer Stunde eintreffen mußten. Maksim ließ den Blick ein letztes Mal rundumschweifen, brachte die Hacke einem schweigsamen braunhäutigen Mann, der in einer Ecke hockte und strohgelben Tee schlürfte, dann strebte er über den Rasen zu dem kleinen Außentreppchen, das zu einer Nebenpforte des Tempels hinaufführte.
    Der Kuppelsaal war ein riesenhafter sechseckiger Raum im Mittelpunkt des Tempels und gleichzeitig zu einer riesenhaften sechseckigen Falle gemacht worden, in die Brann, der Blaue Danny und die Wandelwesen geraten sollten. Eine vielseitige Falle mit Gefahren, die einander ergänzten. In jeder der sechs Wände befanden sich hinter zwei Türbogen, verschlossen durch im Handumdrehen aufhebbare Pentakel, zwei Seitenräume mit je zwölf Kammern, in denen sich in unterschiedlicher Zahl verschiedenerlei Dämonen befanden, sie glichen Insekten im Bernstein, die einer zweckbestimmten Verwendung harrten. Zwei Drittel der Saallänge vom Eingang entfernt stand auf einer Empore ein wuchtiger Thronsitz aus schwarzem Stein, behauen mit schlichten rohen Flammenzungen, unaufdringlichen Flachrelief-Darstellungen, die jeden Zoll der Flächen des Throns schmückten und im ständig wechselnden Licht glänzten, so daß sich das Aussehen des Throns von Augenblick zu Augenblick änderte, die Oberfläche wie Wasser zu fließen schien, er verkörperte ein Sammelbecken der

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