Brann 02 - Blaue Magie

über die Eitelkeit, die er hätschelte wie ein Gärtner, der aus Laune eines der Unkräuter umsorgte, das zwischen den Blumen wucherte. Er leckte am Daumen, strich mit der Feuchtigkeit eine Braue glatt, wiederholte diese Behandlung mit der anderen Braue, zwinkerte seinem Spiegelbild zu und verließ den Raum.
    Neben dem breiten niedrigen Türbogen, der den einzigen Eingang in den Kuppelsaal abgab, lehnte an einer Säule sein Stab; er hatte ihn dort zurückgelassen, weil er ihn benötigte, um sich durch den Saal bewegen zu können, ohne in eine seiner eigenen Fallen zu gehen. Er durchmaß den Zugang genau mittendurch, kehrte sich dann scharf nach links, schritt an der Wand entlang bis zum ersten seitlichen Durchlaß, begann von da aus einen vorsichtigen, mit vielfältigen Drehungen verbundenen Beinahe-Tanz durch den Saal, den Stab vor sich gehalten, um die Luftfallen aus dem Weg zu schieben. Unversehrt und ohne sich den winzigsten Makel zugezogen zu haben, gelangte er zu dem Thron, hatte unterwegs nur einmal nahebei Gluthitze gespürt. Sobald er sich auf dem Thron zurechtgesetzt hatte, der ihm reichlich Platz und zudem ein wenig Freiheit bot, auch bequemer war, als er den Eindruck erregte — allerdings nicht sehr —, legte er sich den Stab über die Arme und fügte sich ins Warten.
    Der wachsartig weißliche Bug eines Gefährts schob sich langsam und auf unbeholfene Weise durch den niedrigen Türbogen. Maksim wartete. Als das Ding sich noch etwas mehr nach vorn geschoben hatte, erkannte er belustigt, daß es sich um einen umgekehrten Tisch handelte, zwischen dessen Beinen geduckt Brann und der Blaue Danny hockten. Der Tisch schwebte gut einen halben Klafter überm Fußboden, bis er sich ganz im Saal befand, dann hielt er, schaukelte schwach, als schwämme er auf einem Teich und würde von einem sommerlichen Windchen erfaßt. Hinterher kamen die Wandelwesen, zwei Glimmerkugeln, so blaß, daß man sie vorm schwarzen Stein der Mauer, wie sie da beiderseits des Tischs schwebten, nur als fahle Glanzlichter erkennen konnte.
    Für die Dauer von ein, zwei Atemzügen erwog Maksim, ob er eine Verständigung zustande zu bringen versuchen, eine für alle Beteiligten günstige Abmachung vorschlagen sollte, aber droben unterm Kuppeldach kochte Amortis in der eigenen Wut, dazu bereit, beim ersten Anzeichen von Unsicherheit seinerseits selber anzugreifen, zu verschlingen, was sie zu fassen bekam, ganz gleich, wen sie erwischte, sie oder ihn, auf seiner Brust bebte BinYAHtii, mörderischer und gieriger als die Göttin, und er dachte — und letzteres gab den Ausschlag — an die Tausenden von Bauern, die ihre Höfe und Ernten für ihn im Stich gelassen, sich mit ihren Leibern zwischen ihn und jene da auf dem Tisch gestellt hatten. Es gab keine Möglichkeit zu Gesprächen. Es hatte nie wirkliche Aussichten darauf gegeben. Maksim schwang den Stab, pochte mit dem unteren Ende dreimal auf die Empore, wandte sich, während er seiner Stimme jede Zurückhaltung nahm, an die Ankömmlinge. »Seid gewarnt!« brüllte er. »Dies eine Mal. Schert euch fort oder sterbt. Ihr seid hier fehl am Platze!« Noch während er redete, ehe er die Warnung halb ausgesprochen hatte, tasteten seine Finger über den Stab, zog er eine Luftfalle von gewaltiger Saugkraft heran und schleuderte sie in die Richtung des Tischs. Es gab zahlreiche Verfahren, um eine Schwebewirkung, die ihn gegenwärtig auszeichnete, zu erreichen; es blieb gleichgültig, welche davon der Blaue Danny angewendet hatte, die Luftfalle konnte die Magie, die ihr zugrunde lag, unwirksam machen, der Tisch würde auf den Boden krachen, und die Luftfalle würde ihn mitsamt seinen Benutzern in die eine oder andere der Schachtfallen stoßen.
    Doch nichts dergleichen geschah. Der Blaue Danny tat nicht einmal irgend etwas, um die Luftfalle abzuweisen. Während sie den Tisch umfing, jedoch wirkungslos verpuffte, spuckte Danny in die Handfläche, pustete den Speichel an. Er flog ihm aus der Hand, streckte sich zu einem blauweißen Wassergebilde in die Länge, das wie ein Geschoß auf Maksim zusauste, einem Wasser-Elementargeist (das überraschte Maksim beträchtlich, denn Ahzurdan hatte sich am besten mit Feuer und Feuer-Magie sowie Feuerbringern — etwa Erdglut-Geistern — ausgekannt, mit Wasser war er nur selten zurechtgekommen, ganz davon zu schweigen, daß er diesbezügliche Zauber gut beherrscht hätte, deshalb vermutete Maksim, daß in diesem Fall entweder Godalau am Werk war oder der mit dem