Brann 02 - Blaue Magie
sie durch sämtliche Feuerungsklappen Brennstoff nachgelegt hatte. Anschließend begab sie sich erneut ans Holzhacken. In Koris Kopf sprach eine Stimme, eine Männerstimme von etwas hohem Klang und der Andeutung eines Lachens, dessen Anlaß ihr verborgen blieb; sie kannte die Stimme nicht, vermutete jedoch, daß sie dem Angeketteten Gott oder einem seiner Boten gehörte. *Das ist Brann aus Arth Slya*, sagte die Stimme, *Seelentrinkerin und berühmte Töpferin. Frage in Jade-Halimm nach der Töpferin von Shaynamoshu. Sende ihr die Hälfte der Münze. Behalte die andere Hälfte und vereine die Hälften wieder, sobald ihr euch einander begegnet. Hüte deine Zunge, wenn du andernorts von der Seelentrinkerin sprichst. Einer, dessen Namen ich nicht nennen will, regt sich im Schlummer, beginnt zu erwachen, er merkt, daß da etwas geschieht, daß jemand wider ihn wirkt. Zur Stunde schon schickt er seine Luftgeister aus. Hast du Anlaß, Gefährliches zu sprechen, halte dich nah an einer Eiche, die Elfen werden die Luftgeister vertreiben. Sei klug und tapfer, kleine Kori, du stehst allein, niemand außer dir selbst vermag dir zu helfen.*
Noch einige Augenblicke länger starrte Kori in den Kristall, sie fühlte sich irgendwie enttäuscht vom Anblick der Heldin, die den mächtigsten Settsimaksimin bezwingen sollte, während nicht einmal alle Macht des Königs es konnte und auch sämtliche Streiter und Priester der Fingertäler nicht. Brann war gewiß rüstig und noch voller Kraft, aber alt. Eine dicke Alte, die Töpferwaren brannte. Kori seufzte und kehrte aus ihrer geistigen Zuflucht in die Wirklichkeit zurück. Sie hob den Blick, sah Trago an. »Hast du's mitgekriegt?«
Trago beugte sich vor, die Hände auf den Knien. »Ich habe die Stimme gehört. Wie ist sie?«
»Anders als ich dachte. Sie ist alt und fett.«
Wieder stieß er die Hacken gegen die Truhe, schnalzte mit der Zunge. »Hört sich nicht so gut an. Was heißt das überhaupt, > Seelentrinkerin< ?«
»Keine Ahnung. Tre, willst du weitermachen? Du hast die Stimme vernommen, er hat die Finger in der Angelegenheit, wenn er uns schnappt ... Na, dann ...«
Trago zuckte mit den Schultern. In seinen Augen spiegelte sich Furcht, die Hände hatte er zu Fäusten verkrampft, doch er täuschte angestrengt Gleichmut vor. »Ob ich will oder nicht will, was soll's? Du hast selbst gesagt, Kori: Besser als Nichtstun.«
»Alles klar.« Kori bewegte die Schultern, streckte die Beine. »Oooh, ich bin müde. Laß uns die Sache hinter uns bringen.« Sie nahm die Schaumünze und legte sie zur näheren Betrachtung auf die Steinplatte. »Glaubst du, du kannst sie entzweisägen, so wie's die Stimme empfohlen hat?«
»Hm-hmm. Aber wen schicken wir damit los?«
»Darüber hab' ich schon nachgedacht, ehe ich mich an die Piyoloss-Frauen gewandt habe und mich auf die Alm senden ließ.« Sie rieb sich den Bauch und strich mit der anderen Hand über den Kristall. »Die Mondscheinweide liegt etwas tiefer, an der Biegung des Bergs. Dort verbringen die Kalathi-Zwillinge und Herve mit einer Herde Seidenziegen den Sommer. Und Toma.«
»Ach! Ich dachte, die Krieger hätten ihn verschleppt.« »Das glaubten die meisten. Ich auch.« Kori zog ihre Zöpfe nach vorn, glättete sie ein-, zweimal mit den Händen und spielte mit den Zipfeln. »Ich hab's durch Weibergeschwätz erfahren«, sagte sie. »Ich war an der Reihe, im Waschhaus zu helfen. Ich hatte die Laken zu kochen; ich glaube, nach einiger Zeit nahmen die Frauen meine Anwesenheit gar nicht mehr zur Kenntnis, sie fingen nämlich an, über die Hure Ruba zu reden, du weißt doch, die Phrasi, die in der Hütte am Berg hinter Haus Kalath wohnt, das Weib, über das man gewöhnlich vor Kindern nicht spricht. Es war wohl so, daß ein Krieger sie aufsuchte, anscheinend ein ziemlich wichtiger Anführer oder so was, eben jemand, der weiß, was sich abspielt, jedenfalls plauderte er aus, daß man die Absicht hatte, am nächsten Morgen den Priester zu verbrennen und auch jeden, der sich dagegen auflehnt, ins Feuer zu werfen. Nun ist sie ja längst 'ne richtige Talbewohnerin, drum wimmelte sie den Kerl nach 'ner Weile ab, ging zu den Kalathi-Frauen und erzählte es ihnen. Nach allem, was ich mitangehört habe, versuchten die Frauen wohl, Zilos zu verstecken, doch war's schon zu spät, die Krieger hatten ihn bereits abgeholt. Amely erlitt Anfälle, die Kinder schrien wie am Spieß, und Toma gab sich Mühe, alles im Griff zu behalten. Er faßte den Vorsatz,
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