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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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weißes Tuch. Einige Augenblicke lang schaute sie Kori entgegen, tupfte sich mit dem Tuch das breite Gesicht ab, stapfte dann das Treppchen herab und strebte am Pferch entlang; sie schwang das Tor auf, sobald Kori dort anlangte.
    »Ihr kommt zwei Tage zu früh.« Chittar hatte eine heisere Flüsterstimme, die klang, als wäre sie durch Mißbrauch rauh geworden. Sie folgte Kori in den Pferch, schob das Tuch in den Bund ihres Rocks und half beim Abladen der Ballen und Packen und beim Befreien des duldsamen Pferdchens von den Gurten; sobald es frei war, trottete es zum Trog und senkte das Maul ins Wasser. »Nimm das mit ins Haus.« Chittar deutete auf die Gurte. »Ich werde dafür sorgen, daß das Tier nicht verkommt. Und wenn diese Flegel dir nicht sogleich behilflich sind, werde ich ihnen die Haut mit dem Striegel gerben.«
    Kori grinste sie an. »Schon recht, Xera Chittar. Ahm, ja, wir sind früh da, und zwar, weil Kindertante es für besser hielt, daß ich aus dem Umkreis des Amortisdieners verschwinde, der den Eindruck machte, als hätte er, was mich angeht, unschöne Gedanken.«
    »Das ist die höflichste Beschreibung, die ich je für einen solchen Zustand gehört habe. Er hechelt geradezu nach dir, der alte Ziegenbock ... Nein, damit beleidigt man ja ein Vieh, das im Vergleich zu ihm ein edles Tier ist.« Chittar klammerte die kraftvollen Finger um den Seitengurt des Halfters und zog das Kleinpferd weg vom Wasser. »Ich sehe die Faulpelze herankommen. Lauf sofort ins Haus, Kind, diese Nichtsnutze haben ungefähr eineinhalb Lappen am Leib, und das ist für die Augen eines jungfräulichen Mädchens kein Anblick.«
    Die erste Nacht schlief Kori auf einem Strohsack in Chittars Kammer, während Trago in Potis Bett schlafen durfte (des kleineren der beiden Knaben). Was für Träume sie auch geträumt haben mochten, sie erinnerten sich an keine. In der Morgenfrühe, sobald die Kühe gemolken waren und wieder auf der Weide grasten, verabschiedeten sich Veraddin und Poti, nachdem man ihnen eingeschärft hatte, mit niemandem außer den Frauen des Piyoloss-Klans über Kori zu reden. Chittar widmete sich in der Meierei ihrer Tätigkeit, allerdings nicht ohne Kori und Trago eine Reihe von Aufgaben zu nennen, die sie im Haus erledigen sollten, und ihnen die Anweisung zu geben, sich zwei getrennte Kammern als Schlafzimmer auszusuchen und sie zu ihrer Zufriedenheit zu säubern und aufzuräumen, sie wollte sich den Zustand der Schlafkammern später ansehen; bis zum Mittag sollten sie fertig sein und sich danach bei ihr einfinden, damit sie ihnen zeigen könnte, was sie tun sollten, bis sie dazu imstande waren, ihre eigentlichen Pflichten zu erfüllen. Da sie beide keinerlei Ahnung vom Melken besaßen, mußte Chittar es ausführen, bis sie es gelernt hatten, und das hieß, sie mußten zum Ausgleich einige ihrer Arbeiten übernehmen, etwa das Butterstampfen und Quarkschlagen, einfachere Betätigungen, für die man eher Muskeln als Geschicklichkeit oder Verstand brauchte. »Ach nein«, stellte Chittar klar, »ihr dachtet, ihr könntet hier dösen und den Kühen beim Kauen zusehen? Aber nicht doch, ihr kleinen Früchtchen, ihr werdet arbeiten, bis euch die Flausen vergehen, so wie ich's mit allen Träumern halte, die zu mir heraufkommen.«
    Gegen Abend hatten sie den Ernst dieser Klarstellung begriffen. Kori fiel regelrecht ins Bett, trotzdem hatte sie Schwierigkeiten mit dem Einschlafen, ihre Arme fühlten sich an, als zerre, zerre, zerre jemand ohne Unterlaß daran, sie taten weh, die Beschwerden waren nicht sehr schmerzhaft, jedoch schrecklich lästig; sie hatte heute einen Großteil des Butterstampfens erledigt. Schließlich schlief sie doch ein, und wieder vermochte sie sich am folgenden Tag an keine Träume zu erinnern. Als sie erwachte, schmerzten ihr die Glieder, aus bitterlichem Verdruß war sie den Tränen nah. Beim Frühstück schaute sie Trago an; sie biß die Zähne zusammen, als er den Kopf schüttelte.
    Eine Woche verstrich. Anschließend waren sie soweit, daß sie die Hälfte des Melkens abwickeln konnten, und sie hatten sich eingewöhnt, so daß sie die Aufgaben im Haushalt rascher hinter sich brachten und die Arbeit in der Meierei ihnen merklich leichter fiel. Die überbeanspruchten Muskeln hatten sich erholt, die beiden hatten sich in die richtige Einteilung des Tagesablaufs hineingefunden, und Chittar war mit ihnen zufrieden.
    In der siebten Nacht kam Zilos zu Trago und enthüllte ihm, wo sich die Höhle befand

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