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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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fliegen Kundschafter.«
    Die Kinder tauschten einen langen Blick aus; dann stand das Mädchen auf und entfernte sich. Ahzurdan kehrte sich wieder dem Meer zu. Für kurze Zeit hielt er die Luftgeister, die überm Schiff umherschwirrten, noch unter Beobachtung, dann streckte er einen Arm aus, erhaschte eine Handvoll Luft und Sonnenlicht und bildete beides in einen Abwehrbann um, den er an der Außenwand des Schanzkleids festsetzte. Er strebte an der Reling entlang und brachte nach jedem siebten Schritt einen Wehrbann an. Als er den Bug erreichte, begann er das gleiche Vorgehen an der Backbordseite, blieb dabei den Seeleuten, die ihre Arbeiten erledigen mußten, achtsam aus der Quere.
    Er war mit der Hälfte der Backbordseite fertig, da trat ihm Jaril in den Weg. »Was machst du?«
    »Ich sorge für Schutz.«
    »Wogegen?«
    »Gegen so etwas, wie's schon einmal geschehen ist. Hier ist nicht der rechte Ort, um darüber zu sprechen. Laß mich das Werk vollenden.«
    Für die Dauer eines langen Atemzugs musterte der Knabe ihn, ehe er beiseite trat und ihn vorüber ließ.
    Ahzurdan beendete das Anbringen der Schutzzauber, verweilte danach an der Reling, gegen sie gelehnt, betrachtete das Glitzern der Sonne auf den Wogen und dachte über die Wandelkinder nach. Er wußte, was sie waren und in welcher Beziehung sie zu Brann standen. Sein Großvater hatte sie ganz gerne, in gewisser Weise aber auch einige Furcht vor ihnen gehabt. Diese Furcht ließ sich leicht verstehen. Bevor sie an Bord gingen, hatte Ahzurdan an Jaril einen kleinen Zauber erprobt, doch war keine Wirkung erfolgt. Noch stärkeren Anlaß zur Beunruhigung bot allerdings die Tatsache, daß der Junge — in Doggengestalt — sein Schutzfeld durchbrochen hatte, ohne auch nur durch ein Jaulen anzuzeigen, daß er es überhaupt bemerkt hatte. Die Kinder mußten einer Wirklichkeit entrissen worden sein, die so abseits der hiesigen Welt lag, dermaßen fremdartig war, daß die Kräfte dieser Welt sie nicht antasteten (zumindest jene unterhalb der Macht der höchsten Götter nicht). Jedenfalls nicht auf unmittelbare Weise. Sehr interessant. Und sehr gefährlich. Ahzurdan sammelte sich innerlich, ehe seine Gedanken vollends abschweifen konnten, überprüfte die Schutzzauber, indem er sie kurz magisch ansprach, und begab sich anschließend — in der Überzeugung, alles getan zu haben, wozu er imstande war, um irgendwelche Betreibungen Settsimaksimins abzuwehren — unter Deck.
    Das Schiff fuhr von Hafen zu Hafen. Lindu Zuhee. Merr Ono. Halonetts. Sonnige Tage, laue Nächte. Der Wind wehte wechselhaft, aber ermöglichte dem Schiff auch weiter die Fahrt längs der Küste. Bei jedem Hafenbesuch blieb Brann an Bord, befand sich hinter den Schutzzaubern vor Angriffen sicher, zeigte sich jedoch ruhelos. Ahzurdan behielt sie im Augenmerk, wann immer es sich einrichten ließ, weil sie bei ihm Neugierde erweckte, und fast alles, was sie tat, verdutzte ihn. Sie mochte Seeleute und schloß Bekanntschaft mit Besatzungsmitgliedern, während sie mit den Fahrgästen in den Kabinen hätte Umgang pflegen können. Ein Gesandter des Jade-Königs war an Bord; er war ein recht guter Gelegenheitsdichter und Musikant und zeigte mehr als nur gelindes Interesse an ihr. Auch befand sich eine Kurtisane gehobenen Ranges mit ihrem Gefolge an Bord. Und ein Hoflieferant, der mit Jade handelte, sich aber auch auf Schönschrift und geistreiches Geplauder verstand. Zu den Mahlzeiten in der Unterkunft des Schiffsherrn legte Brann ein mit Stickereien verziertes Gewand an, dazu eine Vielzahl fein gerillter, goldener Armreifen (der Art, wie er festzustellen glaubte, als sie ihn sie näher betrachten ließ, wie man sie bei den Rukhanagg anfertigte; für gewöhnlich bekamen Töchter sie dort als Aussteuer) und einen schweren, gleichfalls goldenen Ohrring von den Panday-Inseln (ihn in ihrem Besitz zu sehen, erfüllte Ahzurdan mit außerordentlichem Staunen, nur ein Panday mit eigenem Schiff durfte so einen Ohrschmuck tragen, das erstmalige Anlegen ging mit einem dreitägigen Fest einher, einem feierlichen Ritual der Anerkennung und Einsetzung, und meistens nahmen pandayische Schiffsherren ihn mit ins Grab — stammte er womöglich von einem Liebhaber?). Branns Haar wuchs mit unnatürlicher Schnelligkeit, glich jedoch noch einem Gestrüpp fedriger weißer Locken, durch das ihre Augen um so größer aussahen, ihr Grün um so eindrucksvoller wirkte. Sie hatte insgesamt ein lebendiges, ebenso wildes wie vornehmes

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