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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sendet keine harmlosen Narren als Gesandte aus, wenn's ums Schachern um Handelsrechte geht.« Sie setzte sich auf einen Stuhl und senkte die Hände locker gefaltet in den Schoß. »Falls du die Absicht hast, von nun an für länger mit mir zu reisen, solltest du dir über eins im klaren sein: Nähmen die Zustände auf der Welt einmal eine Wende der Art, daß es für seine Untertanen wirklich einen Unterschied ausmachte, wäre ich als erste da, um ihn aus seinem Nest von Samt und Seide zu werfen und nach Kartoffeln graben zu lassen, dabei könnte er sich nützlich betätigen und allemal weniger Unheil anrichten.«
    »Brann, glaubst du denn wahrhaftig, deine hochgeschätzten Seemänner wären besser, setztest du sie an seine Stelle? Die Folge wäre ein Chaos, viel schlimmer als alles, was der Gesandte je Schlechtes getan haben mag. Ich habe erlebt, was geschieht, wenn die Zugtiere den Wagen lenken wollen. Er ist ein Mann, der sich auf überlieferte Bräuche und Sitten stützt, er hat Bildung, diese Vorzüge mäßigen ihn in seinem Handeln, sie dagegen haben nur ihre dumpfen Triebe und Gefühle.«
    »Tiere, Dan?«
    »An seinen Taten erkennt man, was jemand ist.«
    »Man erkennt den Wert ihrer Herren an ihren Taten.«
    »Sind sie für das, was sie tun, nicht verantwortlich?«
    »Gib ihnen erst einmal Verantwortung, bevor du verlangst, daß sie sich rechtfertigen. Aaach, das ist ein dummes Streitgespräch, Dan. Wir zanken über bloße Hirngespinste, und so etwas kann nichts fruchten.« Brann lachte. »Lassen wir's gut sein, wenigstens vorerst. Ich wünschte, du hättest meinen Heimatort gekannt. Arth Slya ist nicht mehr, was es einst war, aber trotzdem ... Ich wurde als freie Frau unter freien Menschen geboren. Wir führten unser eigenes Leben und beugten das Haupt vor niemandem, selbst vor dem König Croaldhus nicht. Läge es in meiner Macht, ich würde der ganzen Welt zu einem solchen Leben verhelfen.«
    »Du redest wie Maksim.«
    »Wie interessant! Weißt du, was er in Cheonea treibt? Erzähl's mir.«
    Ahzurdan hob die Schultern. »Torheiten. Pöbel ist Pöbel. Den Namen zu wechseln, verändert nicht den Geruch.«
    Brann schnaubte. »Oho! Dan, ich kenne euch Söhne Phras', ihr und eure Ehre, das ist 'ne feine Ehre, die es als unwürdig erachtet, 'nen Besen oder 'nen Meißel in die Hand zu nehmen, hingegen aus dem Töten eine Kunst macht. Ich habe deinen Großvater geliebt, Ahzurdan. Chandro war ein prachtvoller Mann, solange er sich außerhalb Phras' aufhielt, er verstand der Welt ins Gesicht und auch über sich selbst zu lachen, aber in Bandrabahr konnte er es schlichtweg nicht. Sobald er heimkehrte, verwandelte er sich vom Scheitel bis zur Sohle in einen Phraser. Du magst das ja für ganz richtig halten, aber ich ... O nein! Einmal begleitete ich ihn nach Hause, es war unsere letzte gemeinsame Fahrt. Ich entsinne mich, daß ich etwas über einen angeberischen, aufgeblasenen alten Trottel zu ihm sagte, der die Straße entlangstolzierte; es war ein Scherz, er hatte schon hundertmal über ähnliche Bemerkungen gelacht. Da schlug er mich. Weißt du, es war fast komisch, so verdutzt war ich. Ich stand nur vor ihm und starrte ihn an. Er begann mich zu beschimpfen. Auf sehr gemeine Weise. Dann wollte er mich noch einmal schlagen. So etwas nehme ich nicht hin, darauf kannst du dich verlassen. Tja, es kam zu einer Auseinandersetzung mit Yaril und Jaril, und als ich Chandro das letzte Mal sah, lag er im Dreck und schrie, aus einem Oberschenkel und einer Gesäßhälfte war ihm Fleisch gerissen worden, ein Schulterbein war gebrochen, und am Bauch hatte er einen Bluterguß, mein Tritt hatte das Ziel verfehlt, sonst wäre er womöglich nur dein Onkel und nicht dein Großvater geworden. Ein Schiff holte gerade die Anker ein, ich sprang noch an Bord, knapp bevor mich die kashiks erwischt hätten. Ich habe ihn nie wiedergesehen. Traurige Sache. Anschließend kehrte ich nach Jade-Halimm zurück, ging bei einem Töpfer in die Lehre, widmete mich der Arbeit mit Ton und war's zufrieden.«
    Nach dem Auslaufen aus Halonetts, als das Schiff Kurs auf Kukurul nahm, litt Ahzurdan unter Schweißausbrüchen und Alpträumen, mußte ein starkes Verlangen nach Traumrauch bekämpfen. Tiefe Verzweiflung marterte ihn; er hatte gedacht, schon die Nähe der Dämonin Brann könnte ihn von seiner Sucht erlösen, doch sie zermürbte dermaßen sein Gemüt, daß er vielmehr um so heftiger nach Traumrauch lechzte, um sich dadurch ihr zu entziehen. Dennoch war

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