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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Beistands ... Ich würde sagen, das ist ein vierter Umstand, den man schwerlich als Zufall ansehen kann ... Ich zählte zwölf Lenze, als er mich zum Schüler nahm ... Zwischen Lehrmeister und Lehrling gibt's eine gewisse Vertrautheit ... Knüffe und Kosungen hinterlassen gleichermaßen Spuren ... Jaaa, das fühlt sich gut an ... Ein seltsamer Mensch war er ... der Umgang mit ihm schwierig ... Gerüchte liefen um ... Er hatte weitere Zauberlehrlinge ... Sie schwatzten ... Alle schwatzten wir ... über ihn ... lauschten auf alles, was wir über ihn hörten ... Ein Gerücht, glaube ich, könnte wahr sein ... Eines Nachts soll ein betrunkener m'darjinischer Kaufmann ihn mit einer gealterten cheonesischen Hure gezeugt haben, und ganz so sah er auch aus ... Er war geschickt in seinen Künsten ... befleißigte sich der strengsten Selbstzucht ... Tag um Tag schuftete er bisweilen wie ein Sklave, schlief nicht, aß nichts, nahm höchstens einen Schluck Tee und einen Bohnenbratling zu sich, beides war gewöhnlich schon kalt, wenn er sich darauf besann ... Aber sobald er das begonnene Werk vollbracht hatte, stürzte er sich in die wüstesten Ausschweifungen, die er finden oder veranstalten konnte ... Bei mancher solcher Gelegenheit ... je nach seiner Laune und seinen Gelüsten ... durfte einer von uns ihn begleiten, oder auch mehrere ... Er hatte ständig vier oder fünf Lehrlinge ... In einem Jahr waren wir sogar neun an der Zahl ... Er knauserte mit der Weitergabe seiner Kenntnisse ... vermittelte uns immer nur genug, um uns an ihn zu binden ... Und er hatte Lieblinge ... die er mehr lehrte ... er brachte ihnen ... uns ... so etwas wie Liebe entgegen ... Es war, als stünde man allzeit, hin- und hergerissen bis zum Wahnsinn, am Kreuzweg zwischen einem Tiergarten und einem Gewächshaus ... Ja, das ist ein treffender Vergleich, wir waren brünstig und bissig wie Tiere, und wir versuchten, jeder für sich, ihn mit verlockenden Blüten für uns einzunehmen ...«
    Er verstummte, als Brann das Untersuchen und Abtasten beendete und mit den Händen über ihn zu streichen begann. Eine Wärme, die ebenso Wohligkeit wie auch Weh hervorrief (irgendwie verflocht sich beides im Fließen des Wärmegefühls), setzte in seinen Füßen ein und wallte durch seinen ganzen Körper, bis sie ihm ins Gehirn strömte und sich in reine Qual umwandelte; er schien in weißem Feuer zu schmelzen und sich dann in Dunkelheit aufzulösen.
    Er saß da und trank heißen Tee; jenseits des Fensters dämmerte rot der Morgen. Auf dem Fußboden hockten in Gestalt fast halbwüchsiger Kinder, gekleidet in graugrüne Hosen und Hemden, die Geschwister, an Branns Knie gelehnt, und beobachteten ihn. Brann hielt einen Becher Tee in den Händen. »Die körperlichen Folgen der Sucht sind behoben«, sagte sie. »Sonst war dazu nichts vonnöten. Du hättest es selbst verrichten können. Zweifellos hast du's auch.«
    »Es nach dem dritten Rückfall nochmals zu versuchen, schien mir die Mühe nicht wert zu sein.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, in welcher Hinsicht du von mir weitergehende Hilfe erwartest.«
    »Ich weiß es ebensowenig.« Müde lächelte Ahzurdan. »Im Abgrund des Selbstabscheus nach einem Rausch zuviel wandte ich mich wieder den Gebräuchen meiner Ahnen zu und würfelte um meines Schicksals Lauf. Und dabei stieß ich auf dich als die Antwort. Die Lösung war, bei dir zu sein. Bei dir zu bleiben.« Er machte eine unvollständige, unklare Geste mit der Hand, in der er den Teebecher hielt. »Als Schmarotzer an deiner Kraft teilzuhaben.«
    »Hmm.« Brann leerte den Becher und stellte ihn neben sich aufs Bett. »Ich kenne mich mit den Schiffsherren von heute nicht aus. Liegt ein Schiff im Hafen, das nach Süden fährt, schnell ist, nicht beim schwächsten Windchen kentert und dessen Schiffsherr mehr taugt als ein Neunauge?«
    »Chandro hat erwähnt, daß du eine Vorliebe für Seeleute hast. War das aus der Luft gegriffen?«
    »Hm. Begeistert dich etwa jeder Phraser, dem du begegnest? Begleite mich zu den Anlegestellen und sage mir dort, wer eigentlich wer ist.«
    »Ich darf mit dir reisen?«
    »Wenn's denn sein muß ... Im übrigen hast du mir bisher nicht mehr verraten, als daß Maksim sich Lehrlinge hält und gelegentlich Geschmack an Ausschweifungen findet. Das ist mir keine sonderliche Hilfe.«
    »Du wirst alles erfahren, was ich weiß, Brann.«
    »Na gut.« Sie schenkte ihm ein verhaltenes, andeutungsweises Lächeln. »Wenn ich mich nicht mit dem

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