Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Tagträumen von Ruhe und Frieden hinzugeben.
    Am frühen Morgen stand Brann auf und ging zum Frühstücken ins Sidday Lir, entzog sich Ahzurdan, ehe er aus dem Bett kriechen und zu ihr kommen konnte, um ihr abermals die Ohren vollzuschwatzen. Nachdem sie so lange als Eigenbrötlerin gelebt hatte, fiel es ihr schwer, ihren wachsenden Verdruß über den Mann im Zaum zu halten; er teilte ihr nützliches Wissen über die Ausbildung mit, die man brauchte, um Zauberer zu werden, über die Macht eines solchen Menschen und ihre Grenzen, gewiß, aber um an diese Kenntnisse zu gelangen, mußte sie sie erst aus den Wortschwallen seiner Umständlichkeit und Weitschweifigkeit heraussieben. Ein schläfriger Bediensteter brachte ihr eine Kanne Tee und ein Tellerchen mit Mondplätzchen, dann ging er Beeren und Sahne holen.
    Yaril fand sich ein und setzte sich zu ihr an den Tisch. »Letzte Nacht hat er sich weggeschlichen. Sehr spät. Er hat zwei Unzen Traumstaub gekauft.«
    »Und geraucht?«
    »Nein.«
    Brann wartete, bis der Bedienstete die Schale mit den Beeren und eine Schüssel Sahne vor ihr auf den Tisch gestellt und sich wieder entfernt hatte. »Hmm. Was für ein Narr! Warum gerade jetzt?« Sie klatschte einen Löffel voll Sahne auf den dunkelroten Haufen von Beeren, nahm den Eßlöffel zur Hand. »Was hältst du davon?«
    »Er wird beim geringsten Vorwand wieder schwach werden. Schick ihn fort, Brann.«
    »Hmm.« Eine Weile lang löffelte Brann Beeren, genoß deren kräftigen, bittersüßen Geschmack und die kühle, frische Brise, die vom Meer heranwehte. Schließlich putzte sie sich den Mund ab und schaute Yaril mit gefurchter Stirn an. »Ich glaube, das werd' ich nicht tun. Noch nicht. Ich werde warten, bis wir in Bandrabahr sind, dann sehen wir weiter.«
    Yaril zuckte die Achseln. »Du hast nach meiner Ansicht gefragt.«
    »Das hab' ich. Yaril, hast du je wieder an Jal Virri gedacht?«
    »Kaum. War 'ne langweilige Gegend.«
    »Aber dort war's schön, Yaril.«
    »So? Es gibt viele ziemlich schöne Gegenden auf der Welt. Aber am besten gefällt's mir da, wo was geschieht.«
    Brann brach ein Mondplätzchen entzwei. »War's bei euch zu Hause so? Hat sich dort viel ereignet?«
    »Wir sind schon lange von dort weg, Brombeer. Denk an Arth Slya. An was erinnerst du dich? An das Schöne, oder? Genauso ist's mit uns.«
    »Ich verstehe, was du meinst.« Wie immer, dachte Brann, sie wollen über die Welt ihrer Heimat einfach nicht reden, jedesmal weichen sie mir aus. Haben sie ihre Heimat geliebt, haben sie sie gehaßt, wie standen sie zu ihr? Obschon Brann glaubte, die Kinder fast so gut wie sich selbst zu kennen, hatte sie bisweilen — so wie jetzt — den unangenehmen Eindruck, sie seien in ihrem eigentlichen Wesen tatsächlich undurchschaubar. Zu viele Aufschlüsse fehlten. »Yaril ...« Sie lenkte den Blick über die Lagerhäuser und Hafenanlagen hinüber zu den Schiffen, die in der Bucht ankerten. »Ich möchte, daß du und Jaril in Richtung Norden fliegt und schaut, ob ihr inzwischen Zatikays Schiff sichten könnt. Ahzurdan schwört, es müßte nun jeden Tag einlaufen, doch allmählich wird die Zeit knapp. Übermorgen ist der erste Theriste, bis dahin will ich wieder unterwegs sein, wir müssen spätestens am siebzehnten in Silagamatys eintreffen, weil ich für den Fall, daß man uns in irgendwelche Fallen zu locken versucht, ein wenig zeitlichen Spielraum brauche. Du weißt, nichts läuft je so ab, wie man's geplant hat.«
    »Ahzurdan ist ein ...«
    »Behalt's für dich, Yaril, ich bin dieser eintönigen Leier müde.« Brann verzehrte die restlichen Beeren, trank den Teebecher leer und schlug mit dem Löffel dagegen. Als der Bedienstete des Speisehauses kam, zahlte sie; danach begann sie die noch nahezu menschenleere Ihman Katt aufwärtszuschlendern, vorüber an den Straßenkehrern, alten Leuten, die die Hinterlassenschaften des Betriebs der vergangenen Nacht wegfegen, blieb kurz stehen, um ein Wort mit einem m'darjinischen Weib zu wechseln, das so alt war, daß es aschgraue Haut hatte und Haare, so weiß wie gewellter Schnee. »Ehrenwerte Zazi Koko, wieviel Diamanten hast du heute im Dreck gefunden?«
    Zazi Koko stützte sich auf ihren Besen und grinste Brann zu, entblößte Zähne, die noch so kräftig waren wie vor Zeiten, als sie als Mädchen durch die grasigen Hügel ihres Heimatlands lief, nur erheblich gelber. »Mehr als du, Embamba-zimp, mehr als du.«
    »Ach, wie wahr, wie wahr.« Brann lachte und ging weiter. Der

Weitere Kostenlose Bücher