Brann 03 - Das Sammeln der Steine
zu sprengen. Ganz dicht davor.
Unregelmäßig ruckhaft schaukelte das Schiff an den Ankertauen.
Gemächlich dehnte sich Augenblick um Augenblick.
Maksim war dicht davor, es zu schaffen. Wirklich dicht davor.
Plötzlich fiel rings um ihn die Kiste auseinander. Er hätte vor Wut gebrüllt, aber seine Zunge war noch immer so gelähmt, als ob Eisen auf ihr lastete, und er vermochte keinen Laut auszustoßen.
Rund um ihn schwebten die Dämonen als leuchtende Kugeln, ähnlich wie Yaril und Jaril, allerdings erheblich größer im Durchmesser.
Sie setzten sich in Bewegung, umkreisten ihn, kreisten immer schneller, bis sie einem Ring aus Licht glichen.
Maksim warf die klebrigen Überreste der Fesseln ab. Indem ihm ein Schauder des Triumphs über den Rücken lief, sprang er auf die Beine und stürzte zur Reling. Er durchbrach das Gleißen des Lichtrings, schrie laut — endlich, endlich laut! —, tat einen Satz über die Reling und hechtete hinaus übers Wasser.
Und landete auf den Füßen in einer weiträumigen Höhle, einer von Geglitzer erfüllten, riesiggroßen Naturschönheit von Höhle, deren Inneres Ähnlichkeit mit einer Druse von gewaltigen Ausmaßen hatte.
Dort schwebten erneut die Dämonen um Maksim, sieben Ballungen goldgelben Lichts, das dem Glimmern der im Fels eingebetteten Kristalle eine dunkle Bernsteinfärbung verlieh.
Maksim stieß einen zweiten Schrei aus, ein tiefes Aufbrüllen, das hallte und hallte, erst verstärkte der Widerhall den ursprünglichen Laut, dann übertönte er ihn. Die Gestalt, die in der Höhle auf einem klotzigen Thronsitz saß, hob eine Hand, bewirkte schlagartige Stille.
Maksim riß die Hände hoch, um sich zum Kampf zu stellen, öffnete den Mund, um die Worte zu rufen, die er sich für diesen Augenblick vorgenommen hatte.
Nichts geschah. Ihm fielen die Worte nicht ein. Er war stumm.
Seine Handlungsunfähigkeit war dermaßen vollständig, als gäbe es ihn überhaupt nicht.
Nur seine Hände zitterten. Die Arme erlahmten, sanken ihm an die Seiten.
»Maks, Maksi, Maksim, ist das die rechte Weise, um deinen Meister zu begrüßen?« Maksim starrte die Gestalt an, schluckte. Er glaubte nicht, was er sah. Musteba Xa. Eigenheit für Eigenheit und Geste für Geste glich die Gestalt Musteba Xa. Aber er konnte es nicht sein.
»Du bist tot«, sagte Maksim, freute sich flüchtig über den Klang der eigenen Stimme; dann empfand er Furcht und Erbitterung. »Ich habe dich getötet«, fügte er hinzu. »Deinen Kadaver habe ich an einen Ort geschleudert, an dem es sonst nur ein Nichts gab.«
Kennen sie ihn aus meinem Gedächtnis? überlegte er. Nein, lautete seine Schlußfolgerung. Ich wüßte es. Ich hätte es gemerkt, hätten sie mein Gedächtnis geplündert.
Er bebte aus altem Grimm und noch älterer Furcht, während er den bösartigen Greis anstarrte. »Ich will's nicht glauben«, stellte er klar. »Du bist tot. Bloß noch Staub. Nichts.«
Er blickte in die Augen dessen, was eine Nachbildung Musteba Xas sein mußte, und erkannte sich selbst. Wer oder was es auch war, was da saß, es kannte ihn bis in Mark und Bein.
»Du bist immer eine starrköpfige kleine Laus gewesen, Jung Maks.« Musteba Xa (nein, er war es nicht, konnte es gar nicht sein) hob einen roh geschliffenen Schmuckstein, einen Sternsaphir in der Größe einer Männerfaust.
Maksim versuchte sich wegzuversetzen, doch der Stein hielt ihn fest, auf den Fleck gebannt, und er konnte nicht fort. Er widerstrebte, wollte sich dem Bann entziehen, jedoch gelang es ihm nicht.
Der Stein war einer der Großen Talismane, Massulit der Unersättliche, Massulit der Schnitter, der schwierig handhabbare, hochgradig heikle Massulit, dessen Verwendung mehr Geschicklichkeit als die Benutzung jedes anderen Talismans erforderte. Massulit in Musteba Xas Händen. Nein. In den Händen des Dings, das die Gestalt von Maksims einstigem Lehrmeister angenommen hatte.
Das Etwas auf dem Thronsitz stimmte einen Singsang an, saugte gleichsam in Fäden Seelenbestandteile aus Maksims wehrlosem Leib, sammelte sie im Herzen des Steins.
Maksim versuchte sich zu wehren. Er prallte auf eine unsichtbare Mauer. Für einen Augenblick verlor er die Beherrschung, rannte blindlings und vergeblich auf das Hindernis ein.
Dann errang er die Selbstbeherrschung zurück, wartete ab, was als nächstes geschehen sollte.
Sie wollen etwas. Um es zu kriegen, brauchen sie mich. Sie brauchen mich dazu lebend. Ihr Pech. Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. Hoffe ich
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