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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zudem ebenso bleich wie ihre Hände, und sie hatten ein Gesprenkel ganz fahler rosarötlich-bräunlicher-gelber Fleckchen zwischen den feinen, farblosen Härchen verteilt, Klecks an Fleck, als wäre sie eine rotweiße Kuh, sie war froh, daß die Arme in den Ärmeln verborgen blieben. Kori fühlte sich durch und durch wie siech, im Gemüt ebenso wie körperlich; der Mißmut über die Unabwimmelbarkeit und beharrliche Fragerei des Schiffsherrn war verflogen, hatte ihr ohnehin nur unzureichenden Schutz geboten, sie in einem Zustand völliger Wehrlosigkeit zurückgelassen. Sie verspürte den Wunsch, Karoumangs Arm zu berühren, zu prüfen, ob er tatsächlich so hart und geschmeidig war, wie er aussah. Sie gab sich alle Mühe, nicht an ihre Weihe auf dem Berg zu denken, nicht an den herrlichen, goldenen Erdgott, der in ihrem Leib jeden Nerv in einen Fluß von Feuer verwandelt hatte, aber ihr Körper erinnerte sich, und als sie Karoumang einen Blick aus den Augenwinkeln widmete, schien es ihr, als umwaberte golden schimmernde Helligkeit seine Umrisse, wäre er so schön, wie der Gott gewesen war; sie wollte ihn so nackt wie jene Gottheit sehen, sie malte sich aus, wie er nackt neben ihr läge, seine Hände sie anfaßten, die starken Hände sie streichelten. Der Atem stockte ihr in der Kehle; ihre Finger umklammerten die Reling fester.
    Karoumang starrte mißgelaunt auf das Wasser vor dem Schiff. Unvermittelt lehnte er sich über die Reling und wandte sich an seinen Sohn. »Aja 'tu, i'klak? Me-la'istan.« Er deutete auf einen Strich und eine Anzahl von Tupfern, die sich mindestens eine halbe Meile voraus auf dem Wasser zeigten, es handelte sich um einen langen, dunklen Gegenstand mit mehreren stummelartigen Auswüchsen, der sich rasch aufs Schiff zubewegte. »Angch t'tant.« Seine Hand zeigte auf das Hörn. »Lekaleka!«
    »Eeya, ahpa.« Der Knabe straffte sich, beobachtete den Gegenstand einige Augenblicke lang, um sich davon zu überzeugen, in welche Richtung er schwamm, dann hob er das Hörn an die Lippen und blies eine Folge abgehackter Töne.
    Karoumang schwang sich herum, eilte an die rückwärtige Reling des Vorderdecks, sein Blick schweifte zügig übers ganze Schiff, verfolgte das Vorgehen der Besatzung, die mit dem erforderlichen Mindestmaß an Aufwand und dem Höchsten an nötiger Wirkung die angebrachten Maßnahmen ausführte, noch bevor das Schallen des Horhs vollends verklang. Er sah, wie sie die Segelstellung veränderten, sah auf dem Achterschiff den Steuermann das Ruder um ein paar Grad herumwerfen, um das Schiff an dem Baumstamm vorüberzusteuern. Entspannt und mit einem Lächeln in der Miene kehrte er zu Korimenei zurück. »Eine gute Mannschaft. Sie erspart mir so manche Sorge.« Wieder beugte er sich über die Reling. »Baik, i'klak.«
    Der Knabe lachte. »Babaik, ahpa.«
    »Ein tüchtiger Bub«, sagte Korimenei. »Er erinnert mich an meinen Bruder. Wie alt ist er?«
    »Neun. Der einzige meiner Söhne, der sich dazu berufen fühlt, das Wasser zu befahren.« Karoumang ergriff Koris Hand, legte sie auf die' eigene Handfläche. »Für ein so hochgewachsenes Mädchen hast du kleine Hände.«
    »Nicht zu klein, sie ist fast so lang wie deine Hand.«
    »Aber schmal, mit Vogelknöchlein, leicht wie Luft.« Er drehte ihre Hand um, strich mit dem Zeigefinger durch den Handteller. »Liest du Handlinien?«
    Korimenei drohte erneut der Atem zu stocken. Sie besann sich auf die Selbstzucht, die ihr Shahntien Shere eingehämmert hatte, und als sie antwortete, klang ihre Stimme unbekümmert und fröhlich. »Nur aus Spaß. So was ist bloß 'n Spiel.«
    »Und welche Spiele bevorzugst du sonst?« Er streichelte ihre Hand wie zerstreut, als hätte er vergessen, daß er sie hielt.
    »Mädchenspiele«, antwortete Kori, indem sie ihn vorsätzlich mißverstand, »aber nur wenige. Uns blieb für so was keine Zeit. Shahntien Shere wußte für uns ständig etwas zu tun.«
    »Und heute?«
    »Heute folge ich meinen eigenen Neigungen.«
    »Und was für welche sind das?«
    »Welche dürfen's denn sein?«
    »Was soll ich darauf erwidern?«
    »Daß ich wieder Schülerin sein könnte, einen Tag lang, oder eine Woche, vielleicht bis Yuntipek.«
    »Du glaubst, ich könnte dir was beibringen?«
    »Ich glaube, du bist Fachmann auf einem Gebiet, von dem ich wenig verstehe. Ich habe den Eindruck, du hast an solchem Unterricht Freude, und das gefällt mir, denn macht dem Lehrer das Lehren Spaß, bereitet wahrscheinlich dem Schüler auch das

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