Brann 03 - Das Sammeln der Steine
Lernen Vergnügen.«
»Bisweilen hat so ein gemeinsames Treiben dies oder jenes Nachspiel.«
»Nicht für eine junge Zauberin von der Waymeri Manawha, die ihre Zeit und Kräfte für dringende Aufgaben einsetzen muß.« Korimenei lachte. »Wenngleich diese Aufgaben noch in räumlicher Ferne liegen.« Sie war mit sich zufrieden, genoß die Andeutungen und Verstecktheiten des Gesprächs.
Karoumang lachte gleichfalls, küßte sie in die Hand.
»Wollen wir heute abend nach dem Essen mit dem Unterricht beginnen?« Kori entfuhr ein leises Keuchen, bevor sie es unterdrücken konnte. Der Schiffsherr drückte ihre Hand. »Möchtest du an Deck bleiben oder dich nach unten begeben?« Mit einem Blick ans Ufer setzte er sich über Ort und Zeit in Kenntnis. »In zwei Stunden legen wir an, es ist Fracht zu löschen, und voraussichtlich werden wir neue Fracht laden, also werden wir 'ne Weile Aufenthalt haben. Wenn du ein wenig Bewegung wünschst, kannst du an Land gehen. Empfehlen tät ich's dir nicht. Wir machen bei einem Wohnturm-Weiler fest, möglicherweise siehst du dort Dinge, die dir mißfallen. Diese ländlichen Turmherren sind eine üble Bande. In ihrem Umkreis sollte selbst eine junge Zauberin darauf achten, was sie redet und wie sie sich verhält.«
»Meister Karoumang, ich brauche von dir keine Vorträge« — Kori streichelte mit den Fingern seinen Handrücken — »sondern anschauliche Vorführungen.«
»Um sie richtig würdigen zu können, wirst du eine heile Haut brauchen, Ketji. Darum rate ich dir, in Muldurida an Bord zu bleiben. Den übernächsten Halt auf diesem Fluß machen wir in Saffron Moru, einer Freistadt, dort herrschen freundlichere Verhältnisse. Wir werden dort über Nacht festmachen.«
»Ich denke mir, ich werde für einige Zeit unter Deck gehen. Stört's dich, wenn ich ein klein wenig bange bin?«
Karoumang hob den Kopf in den Nacken und lachte, sein Lachen dröhnte laut, als drängte es aus den Zehen herauf durch seine Kehle. »Aber neiiiin«, antwortete er, griff sich eine Handvoll von Koris Überrock. »Richte die Nase in den Wind, Ketji.«
3 Korimenei stieg aus der Hose, schleuderte sie mit einem Tritt durch die enge Kabine; sie hockte sich auf die Pritsche und machte sich daran, den ersten Stiefel vom Fuß zu zerren; die Stiefel waren sehr eng, und es erforderte einige Anstrengung, sie an- oder auszuziehen. »Aili mein Liki, ich habe mich da in etwas hineingebracht, wovon ich nicht absehen kann, wie's enden wird.« Sie ließ den einen Stiefel
fallen, begann sich mit dem anderen abzuplagen. »Nachspiel, hat er gesagt, er meinte Schwangerschaft, aber's gibt noch weit mehr zu berücksichtigen, nicht wahr, meine Lili? Jedes Handeln hat Folgen, und des öfteren bereiten sie einem 'ne böse Überraschung. Das ist uns an der Schule gründlich eingetrichtert worden: Seid bei euren Taten auf der Hut. Je machtvoller die Tat, um so unvorhersehbarer das Ergebnis. Verübt keine Handlung, die ihr nicht zu verantworten mögt. Rückgängigmachen ist ein Wort ohne wahrhaftige Bedeutung. Mir brauchte man das nicht zu sagen, besonders letzteres nicht, ich wußt's schon. Sieh nur Maksim, schau wo er jetzt ist, schau wo ich bin. Tre und ich hatten die Seelentrinkerin zu Hilfe geholt, weil wir dachten, wir könnten auf diese Weise die Krieger aus unseren Tälern vertreiben, und danach würde alles wieder so wie vorher sein, bevor Amortis zu gierig wurde, wir glaubten, die Seelentrinkerin könnte beenden, was Maksim uns zumutete. Es rückgängig machen. Sie haben recht an der Schule, sie haben recht, sie haben völlig recht, rückgängig läßt sich nichts machen, nichts.« Sie ließ den zweiten Stiefel auf den Fußboden plumpsen, holte das Kopfkissen unter der Bettdecke hervor und lehnte es am Kopfende der Pritsche an die Wand. »Ich will's, Lili. Mein Körper verlangt's.« Nachdem sie die Füße auf die Pritsche geschwungen hatte, lehnte sie sich an die Wand, saß halb, lag halb, betrachtete das übers Bullauge gespannte, eingeölte, zerschrammte Kalbsleder. »Und was soll werden, wenn ich keinen Schlußstrich ziehen mag, sobald wir in Yuntipek sind? Ihr Götter, kaum daß ich ihn sah, begehrte ich ihn. Er hat Kinder, zweifelsfrei auch 'ne Ehefrau. Er führt ein Leben, das ihm gefällt, nein, das er richtig liebt. Ich bin für ihn bloß 'ne beiläufige Eroberung, was, Lili? Nein, vielleicht nicht. Aber er ist jemand, der Macht genießt. Wahrscheinlich hat er noch nie eine Zauberin gehabt.« Kori kicherte,
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