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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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schnippte mit den Fingern. Ailiki sprang von ihrem Platz am Bullauge und hüpfte auf Koris
    Bauch, entlockte ihr ein Aufbrummen. Während sie immerzu mit der Hand am kleinen, festen Körper der Mahsar abwärtsstreichelte, setzte sie ihr Selbstgespräch fort. »Weißt du, die meisten Zauberer sind Männer. Na, ich frage mich wirklich, was du wohl weißt, ich frage mich sogar, was du eigentlich bist, Aili mein Liki. Karoumang treibt's nicht mit Männern. In dieser Hinsicht ist er eindeutig festgelegt, man kann's riechen. Ich habe mich zu einer Art von Gott gelegt, und das Ergebnis warst du, meine Lili. Mit einem gewöhnlichen Mann war ich noch nie zusammen. Ob ich wohl jemals mit einem Sterblichen zufrieden sein kann? Morgen früh werd ich's wissen, was? O ihr Götter ...«
    Ailiki schnurrte wie eine Katze, obwohl sie keine war; ihr warmer Leib bebte.
    »Worte. Nur Worte. Ich mache mir nichts vor, und ich habe Furcht bis ins Mark, aber ich werd's tun.« Kori hob Ailiki hoch, hielt sie so, daß die Mahsar in der Luft baumelte, sie einander in die Augen sahen. »Lili, mein Schatz, du wirst auf mich achtgeben, hmm?« Sie lachte, senkte sich die Mahsar wieder auf den Bauch, streichelte sie und beobachtete, wie das Licht des Tages sich allmählich veränderte.
     
    4 Nacht folgte auf Tag, Tag auf Nacht; die Welt drehte sich um die Spindel der Zeit. Für Korimenei war es eine aufregende, eine frohe Zeit; eine Frist des Aufschubs.
    Die Nächte verbrachte sie im Bett des Schiffsherrn. Tagsüber saß sie auf dem Vorderdeck und schaute sich an, wie das Land vorüberglitt, kleine Dörfer, die in ihre Lehmmauern die örtlichen Totems gekerbt oder sie anders damit geschmückt hatten, Landungsplätze und Speicher; sie sah Pferde über mit Klee bewachsene Anger laufen, Vieh und Schafe auf von der Sonne gelben Wiesen weiden; sie sah Kleinbauern und Landarbeiter beim Einbringen der Herbsternte, vor Mühlen und Schlachthäusern anstehen; sah an beiden Ufern mehr Mühlräder als Bäume, hörte sie knarren und quietschen, während sie Wasser auf die Felder leiteten und die zwei, drei Familien-Handwerksbetriebe, die es in jedem Dorf gab, mit Wasserkraft versorgte. Sie guckte sich die Fahrgäste an, die nur für kurze Strecken mitfuhren, von einem zum anderen Dorf, sie trugen Dinge mit, die sie zu verkaufen beabsichtigten, oder wollten Verwandte besuchen; einmal kam eine Hochzeitsgesellschaft an Bord, feierte auf ihrer ganzen Fahrtstrecke bei Musik, Tanz und Wein; ein anderes Mal fuhr eine Truppe Akrobaten ein Stück weit mit, entgalt die Beföderung durchs Vorführen ihrer kunstvollen Sprünge und Figuren. Korimeneis Interesse an den Ereignissen versiegte nicht, teils weil sie sich in einer völlig fremden Gegend befand, Menschen zu sehen bekam, wie sie noch nie welche gesehen hatte, teils weil all das sie an ein Dasein erinnerte, das ein schroffes Ende genommen hatte, als Maksim ihre Begabung entdeckte und sie von allem, was sie kannte, zweitausend Meilen weit fortversetzte.
    Während dieser Zeitspanne hatte sie ein angenehmes, geruhsames Leben, als wären Verantwortlichkeiten und Gefahren vorübergehend in den Hintergrund getreten und warteten auf den Abschluß der Flußfahrt. Sogar Tres Eidolon blieb aus. Einmal rief sie ihn, weil sein Fernbleiben sie verwunderte, doch erhielt keine Antwort. Ein Weilchen lang ärgerte sie sich, aber dann zuckte sie die Achseln. Eigentlich legte sie gegenwärtig gar keinen Wert auf seine Aufmerksamkeit. Die Vorstellung, er könnte zuschauen, wenn sie mit Karoumang zusammen war, machte sie kribblig.
    Sie genoß den nächtlichen Unterricht in dem Maße, wie sie es erhofft hatte. Karoumang war ein Mann mit umfangreichen, vielfältigen Erfahrungen, und es erfüllte ihn mit Stolz, daß Kori an ihrem gemeinsamen Liebesspiel soviel Freude wie er fand. Gelegentlich erboste er sie, besonders wenn er sie behandelte wie ein schwachsinniges Kind, doch offenbar hatte er sie gern. Er mochte sie richtig gut leiden. Das lag zum Teil daran, daß er Frauen mochte, Frauen überhaupt; zum anderen Teil allerdings auch an ihr selbst. Kori hörte auf, sich deswegen Sorgen zu machen, was werden sollte, wenn sie Kapi Yuntipek erreichten. Ihre Verliebtheit mäßigte sich auf einen Grad geringerer Erregtheit und nahm die Gestalt eines steteren Gefühls an.
    Zwölf Tage nach der Abfahrt in Jade-Halimm fuhr die Miyachungay auf dem Strom ins Hügelland und überwand die erste Reihe von Schleusen; drei weitere solche Anlagen mußte

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