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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Luft, war immer und überall, ergab einen so natürlichen Hintergrund, daß sie es binnen weniger Augenblicke kaum noch hörte, es nur noch eine Untermalung von Karoumangs Äußerungen abgab. »Drittens ist dies ein Frachtboot. Wir nehmen Fahrgäste an Bord, aber nur in kleiner Zahl. Am wichtigsten ist die Fracht. Unsere Fahrgäste, und das gilt auch für die Fahrgäste in den Kabinen, sollten uns aus der Quere bleiben, während wir Fahrt machen. Wenn sie meinen, sie müßten frische Luft schnappen, sollten sie's tun, nachdem wir irgendwo angelegt haben. Oder sich zu den Seeleuten im Deckhaus gesellen und sich dort aufhalten.« Vor einer aus schweren Balken gezimmerten Stiege mit Geländer brachte er Kori zum Stehen; die Treppe führte auf das Vordeck des Bugs. »Hinauf mit dir«, sagte Karoumang.
    Korimenei musterte ihn zornig, überlegte sich, ob sie ihm sagen sollte, was sie von ihm dachte; allerdings war sie sich noch gar nicht ganz sicher, was sie von ihm hielt, also schwieg sie, faßte das Geländer, als er seine Hand fortnahm. Rasch erklomm sie die Stufen; trotz ihrer Gereiztheit genoß sie den scharfen Wind, die Geräusche ringsum und den Anblick, der sich ihr bot, alles war für sie vollständig neu, alles fremd und aufregend. Sogar Karoumang; oder vielleicht ganz besonders Karoumang. Obwohl ihr Verstand sie warnte: Sei auf der Hut, Frau!, sprach ihr Körper bereits heftig auf ihn an. Sobald sie auf dem schmalen Vordeck stand, verschaffte sie sich Halt an der Reling, tastete sich daran entlang, bis sie auf die gelblichen Fluten hinabschaute, die den Bug umgischteten. Ein Knabe, der aussah wie eine kleinere Ausgabe Karoumangs, blickte von einem zusammengeraffen Schleppnetz hoch, auf dem er kauerte — es baumelte unter einem kurzen Bugspriet —, winkte mit schmutzigen Händchen und setzte danach die Beobachtung des Wassers fort, seine Augen, die so grün wie Karoumangs Augen waren, aufmerksam voraus auf den Fluß gerichtet. An einem Riemen hing ihm ein Hörn aus angelaufenem Silber um den Hals, schwankte mit den Schaukelbewegungen des Schiffs.
    Karoumang beugte sich über die Reling. »Lijh't aja, i'klak?«
    »Tijh, ahpa.«
    Korimenei lenkte ihren Blick von dem Knaben auf den Schiffsherrn. »Dein Sohn?«
    »Einer meiner Söhne. Ich habe nach Baumstümpfen gefragt, und er hat geantwortet, es gäbe keine. Jedenfalls bis jetzt nicht.« In Karoumangs Augen glomm Heiterkeit, als er sich Kori zudrehte. Er stützte sich mit dem linken Arm auf die Reling. »Ein Rätsel«, sagte er.
    »Der Fluß?«
    »Du.«
    »Bestimmt nicht. Mit mir hat's nichts Rätselhaftes auf sich, ich bin lediglich auf der Heimreise.«
    »Nicht flußaufwärts.«
    »Wieso nicht.«
    »Im Norden wohnt niemand deinesgleichen. Ich würde mich nicht wundern, wenn du aus Croaldhu stammst. Ich bin aus Yuntipek. Bist du verheiratet?«
    »Das geht dich nichts an.«
    Er musterte sie, beachtete die Bemerkung nicht. »Ich glaub's einfach nicht. Kein Mann, der diese Bezeichnung verdient, täte dich allein rumlaufen lassen. Jungfrau?«
    »Das geht dich erst recht nichts an.« Kori überlegte, ob sie ihn einfach stehenlassen sollte; die Unterhaltung entglitt ihrem Einfluß. Eigentlich mochte sie jetzt nicht gehen. Sie sah Karoumang an, wandte den Blick hastig ab.
    »Hmm. Ich will mich nicht dazu äußern. Du bist einundzwanzig, zwei ... Nein, ich würde sagen, neunundzwanzig Jahre.«
    »Vierundzwanzig.« Die Berichtigung entfuhr Korimenei, ehe sie über die Zweckmäßigkeit einer Auskunft nachdenken konnte, und als sie merkte, was ihr unterlaufen war, warf sie dem Schiffsherrn einen bitterbösen Blick zu.
    Sein Lächeln wich, er verkniff, während er sie betrachtete, die Augen. »Etwas zu alt, allein, ohne Leibwächter, ohne Anstandsdame. Keine Tochter, die einen Besuch beendet hat oder zu einer Hochzeit unterwegs ist. Unvermählt, keine Kurtisane, keine Schaustellerin, keine Kauffrau. Priesterin oder Akolythin? Nein, du legst nicht das entsprechende Gehabe an den Tag. Du bist kein frommes Schussel. Eher ein kleines Scheusal. Schülerin?«
    Kori überlegte kurz, dann nickte sie. »Ich war's.«
    »In Croaldhu? Nein, du hast zwar das Aussehen, aber dein Zungenschlag ist falsch. Und außerdem ist da deine innere Haltung. Du bist 'n bißchen schüchtern, aber du hast Pfeffer unter der Haut. Zwar bist du patzig, aber du fürchtest dich weder vor mir, noch vor sonst-wem. Man merkt dir keine weibliche Ängstlichkeit an. Du glaubst... Nein, du bist dir vollkommen

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