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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Flußschiff in dem Bild verlangsamte, durchquerte das Schleusentor und drehte bei. Etliche Kerle aus dem Schleusenhaus rannten zu den Winden und begannen das Wehr zu schließen. Sobald das getan war, kamen weitere Männer, die Kanus schleppten, hinter dem Gebäude hervorgelaufen; sie ruderten schnell auf das Schiff zu, verstanden die Wirbel und Strömungen ausgezeichnet zu meistern. Binnen kurzem schwärmten sie über die Reling an Bord, knüttelten und stachen die Mannschaft nieder, töteten jeden, der ihnen in die Quere geriet; Karoumang und die Besatzung leisteten Widerstand, doch die Angreifer waren in zu großer Überzahl. Als das Morden zu Ende war, rissen die Räuber die Ballen und Fässer auf, verstreuten achtlos alles, was sie nicht haben wollten. Nach Abschluß der Plünderung steckten sie das Schiff in Brand. Ehe sie die Stätte ihrer Verbrechen verließen, öffneten sie das Wehr, schauten auf ihren zottigen Kleinpferden zu, wie verkohlte Planken und Leichen flußabwärts trieben, schwangen unter Gejohle Beutestücke.
    Das Bild erlosch. Korimenei merkte, wie ihre Finger zuckten, streckte die Hände wieder flach auf dem Tisch aus. »Tja«, sagte sie. »Du kennst die Ortschaften am Fluß. Wann werden wir... Wie hieß der Ort? Kol Sutong?«
    Mit düsterem Gesichtsausdruck starrte Karoumang in das Wasser; während Kori sprach, heftete er seinen grimmigen Blick auf sie. »Du warst nicht zu sehen. Wieso nicht?«
    »Das ist immer so. Der Hellsichtige bleibt stets außerhalb des Geschauten. Hmm...« Sie strich mit einem Finger über den Rand der Zinnschale; im Gegensatz zu Glas blieb sie stumm. »Du mußt so etwas nicht auffassen, als wär's in Stein gehauen, Karou.«
    Seine Fingerkuppen trommelten auf den Tisch, während er Koris Gesicht beobachtete. »Ich bin schon bei Sehern gewesen, Kori Wartendes Herz. Ich war dabei, wie sie Wasserbilder zu Rate zogen. Jedesmal ist mir dabei versichert worden, daß sie zeigten, was kommen wird.«
    »Das ist gelogen, Karou. Na ja, vielleicht nicht gelogen, sie haben sich halt für einen schlichtmütigen Menschen einfach ausgedrückt.«
    »Haaach! Schlichtmütig, so?! Dir werd ich's geben, ibli Ketji.« Er umklammerte ihr Handgelenk. »Laß die Bosheiten und erkläre mir, wie's wirklich steht.«
    »Weshalb sollte ich, wenn du mich für 'ne Teufelin hältst?«
    »Komm ins Bett, und ich verdeutliche dir den Grund.«
    »Schmach und Schande! Das ist Bestechung. Ich bin einverstanden. Doch im Ernst, Karou, was wir geschaut haben, ist etwas, das geschehen soll, das auch geschehen wird, wenn wir's nicht abwenden.« Kori patschte auf seine Hand, er lockerte seine Finger, und sie entzog ihm das Handgelenk. »Also, raus mit der Sprache. Wann werden wir dort sein?«
    »Als ich unter Deck zurückgekehrt bin, war's kurz vorm Monduntergang, bis zum Morgengrauen sind's noch ungefähr drei Stunden. Beim ersten Morgenlicht müßten wir das Turmdach sehen können.« Karoumang starrte blicklos an ihr vorbei, hinüber zum Bullauge. »Es sei denn, wir drehen um und verbringen 'n paar Tage in Maul Pak.«
    »Hätte das 'n Sinn? Täte der dortige Turmherr Krieger schicken, um die Räuber ergreifen zu lassen?«
    »Der Pak Slij huim Pak?« Karoumang machte einen Spucklaut, ohne tatsächlich auszuspucken, er befand sich ja auf dem eigenen Schiff, saß am eigenen Tisch. »Ich habe nicht genug Gold, um dieses faule Stück Scheiße zu Taten zu bewegen. Soviel Gold könnte nicht einmal der Jade-
    König zusammentragen.«
    »Mmf. Und wenn du für ein, zwei Tage ankerst? So lange würden die Bergräuber nicht am Fluß warten und lauern, oder?«
    »Den Schwanz einziehen wie ein gescheuchter Köter? Tut man's einmal, neigt man immer wieder dazu. Nein.« Unwillig musterte Karoumang sie. »Mit einer Zauberin an Bord? Nein.«
    »Einer künftigen Zauberin, Karou, ich bin erst vor kaum einem Monat von der Schule abgegangen. Ich habe keinen Stab, mich keinem Meister verschworen, ich habe ... Ach, so vieles noch nicht, es dauerte zu lang, es alles aufzuzählen. Ich weiß nicht, was ich tun könnte ...« Hastig berichtigte sie sich. »Was ich tun soll. Ich muß erst nachdenken.« Ihre Hände zitterten wieder, sie preßte sie kräftig aufs Holz, fand einen gewissen Trost in der Härte der alten Eiche. »Gibt's hier irgendwo 'ne Stelle, wo sich wenigstens für 'ne Stunde oder so festmachen ließe? Es ist besser, ich versuche auf dem Wasser nichts Schwierigeres durchzuführen, im Umgang mit Wasser bin ich nicht gut, ich

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