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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sehr ausgekühlt. Irgend etwas an der Kälte seines Fleischs war unnatürlich, Simms wußte nicht inwiefern, doch es beunruhigte ihn ein wenig. Trotzdem durfte er ihn nicht einfach erfrieren lassen. Jemanden in der Hitze der Erregung abzustechen, das war eine Sache, die mochte jedem rasch einmal unterlaufen, aber einen Wehrlosen kaltblütig dem Tod auszuliefern, war etwas anderes, es gehörte sich nicht, und Verdammnis!, der Kerl war vollständig durchgefroren, er war selbst kalt bis ins Blut, kalt wie Eis. Simms stemmte den breiten Oberkörper der Gestalt hoch, biß wegen des Gewichts und der Länge des Kerls die Zähne zusammen, lud ihn sich auf die Schultern, so gut es ging, und wagte sich an die mühsame, heikle Aufgabe, von dem Fahrzeug zu steigen, ohne den Fremdling oder sich selbst ernsthaft zu verletzen.
    Eine Sechstelstunde des Schuftens und Schwitzens später bettete er den Mann in der Küche auf die Fliesen vorm Herd. Bis auf weiteres ließ er ihn dort liegen und barg das Gepäck und die Reisevorräte aus dem Dulic, stellte als erstes die Reisetaschen und einen Packen Decken auf den Küchentisch, holte danach einen zweiten Armvoll Sachen. Das Gepäck war umfangreicher als vermutet, ein Wanderbettler war der Mann nicht, was sonst er auch sein mochte.
    Als er alles ins Haus getragen und auf den Küchentisch gehäuft hatte, schaute er nach dem Fremden. Der Mann hatte sich nicht geregt, zeigte auch keine Anzeichen eines Erwachens. Simms berührte seine Stirn. Kein Fieber. Sein Körper war noch kalt, allerdings nicht mehr ganz so eisig. Er wird noch für eine Weile ohne Behandlung durchhalten. Ich sollte ihm die feuchte Kleidung ausziehen, aber das kann warten. Erst kümmere ich mich um den Dulic, danach um die Haustür, anschließend um die Tiere, und dann bist du an der Reihe, Freundchen. Dann habe ich reichlich Zeit für dich. Ich werde mich freuen, wenn du wach bist und mir erzählst, was um alles in der Welt du hier suchst. Nichts macht mich zappeliger als Neugierde.
    Nachdem er den Dulic hinters Haus gezogen und in einen Schuppen geschoben hatte, sah er sich die eingefallene Tür an. Er und Neddio waren Dutzende von Malen darüber hin- und hergetrampelt, doch selbst Neddios eiserne Hufe hatten auf den Vollholzbohlen aus Bergeiche, zusammengeleimt sowie verstärkt mit waagerecht und senkrecht eng aneinander mit handgeschmiedeten Eisennägeln aufgenagelten Brettern aus dem gleichen Holz, kaum Kratzer hinterlassen. Simms wuchtete die Tür in die Höhe, lehnte sie an den Türrahmen und stellte einen der Steingutkrüge dahinter, um zu verhindern, daß der Sturm sie wieder ins Haus blies.
    Die zwei Maultiere zuckten mit den Schwänzen und betrugen sich zänkisch, sie traten nach Neddio, wenn er ihnen zu nahe kam, bissen nach Simms, als er für das Pferd Stroh in eine andere Ecke der Stube umschichtete, setzten ihm sogar nach, ihre langen, gelben Zähne schnappten nach seinen Armen und Beinen, auch dem Gesäß, wenn es sich anbot, während er im Kamin der Stube ein Feuerchen entfachte, jedoch schreckte das Feuer sie ab, so daß sie endlich zurückwichen, als es munter zu knistern anfing. Er behielt sie dennoch wachsam im Augenmerk, während er eine der Sitzbänke der Stube vor den Kamin schob und aus einem der im Flur abgestellten Vorratsgefäße Körner auf der Bank ausstreute. Aus der Küche brachte er eine alte, irdene Schüssel voll Wasser in die Stube. Zum Schluß schaute er sich noch einmal um, gelangte zu der Auffassung, alles getan zu haben, um es den Tieren behaglich zu machen.
    In der Küche ließ er den Zinnbehälter des Ziegelofens vollaufen, zündete darunter Feuer an, um heißes Wasser zum Waschen des Fremden zu erhalten; auch in der Kochstelle entzündete er Glut, füllte aus der Quelle einen der Kochtöpfe des Fremdlings, tat Dörrfleisch aus den eigenen Vorräten und aus den Krügen im Flur Linsen und Gerste sowie einige Knollen und Kräuter aus dem Garten hinein, stellte den Topf zum Kochen auf den Rost. Daneben schob er zum Erhitzen Teewasser. Dann begann er den Mann zu untersuchen.
    Er hatte einen hünenhaften Wuchs, mußte fast zwei Klafter groß sein, wenn nicht gar größer, und die Breite der Schultern entsprach der Körperhöhe. Er mußte ein Mann von erheblichem Gewicht gewesen sein, mit starken Muskeln und einer Speckschwarte; er hatte das Fett und ebenso einen Teil der Muskeln verloren, seine Haut hing schlaff an den Gliedmaßen. Er gäbe eine schöne Leiche ab. Simms lächelte bei

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