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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Glanzlichter.
    »Hör nur, wie der Wind heult. Dank dem alten Tungjii, ich wollte jetzt wahrlich nicht im Freien sein.« Maks hatte eine volle tiefe Stimme von außerordentlichem Wohlklang und starker Ausdrucksfülle, Erregung durchrieselte Simms jedesmal, wenn er sprach, es bereitete ihm Schwierigkeiten zu verhehlen, wie heftig der Klang dieser Stimme ihn aufwühlte, doch er bemühte sich um gründlichere Beherrschung, er wünschte nicht, daß Maks gegen ihn Widerwillen bekam oder gar eine feindselige Haltung einnahm.
    »Segen über ihn und uns.« Simms aß seine Suppe auf, spülte Schale und Löffel, ließ beides auf der Kochstelle liegen. »Wir haben beide mehr Glück als verdient gehabt, als wir diesen Unterschlupf fanden.« Er schenkte sich Tee nach. »Schad für ihn, daß der Bauer vertrieben wurd, so 'ne Quelle is so viel wert wie 'ne Goldader.«
    »Vertrieben?«
    »Ich bin 'n Horcher, Maks. Mauern haben 'n Gedächtnis, Mauern reden. Blut und Schreie, von so was haben sie mir erzählt. Aber 's is alles schon lang, lang her. Ich war noch nie in der Gegend. Weißt du, wie lang die Stürme in der Ebene dauern?«
    »Es ist erst Winteranfang, dieser Sturm dürfte nicht mehr als drei Tage anhalten.«
    »Den Dulic hab ich hinterm Haus in 'm Schuppen untergestellt. Ich weiß nich, was er noch taugen wird, wenn der Schnee 'n paar Fuß hoch liegt.«
    »Wir werden sehen, wie's kommt.« Maks lachte, sein Lachen glich einem dunklen Grollen, das tief aus seinem Leib kam, so tief, als stiege es aus den Fersen empor. »Noch ist kein Pferd geworfen worden, das mich tragen könnte.« Er gähnte, verzog das Gesicht. »Meine Blase fordert ihre Entleerung«, sagte er. »Hast du einen Vorschlag, wo sich dergleichen erledigen ließe?«
    »Du siehst den Brunnen, 's verläuft 'ne Leitung unter den Fliesen durchs Nebenzimmer, draußen an der Außenmauer ist dann 'n Sammelbecken, zum Baden, glaub ich, bei uns in Arsuid nennt man so was straffill, das Rohr führt durch die Mauer, und im Boden is 'n Abflußloch. Soll ich dich stützen?«
    Maks lehnte sich rückwärts, streckte die Beine, rieb sich die Knie. »Hilf mir beim Aufstehen, wenn's dir recht ist, breyn Nadaw.«
    »Nenn mich Simms, wenn du magst.« Simms hielt ihm die Hände hin, stemmte sich gegen Maks' Gewicht, überließ es überwiegend ihm selbst, sich aufzurichten. Als der Hüne stand — noch etwas unsicher und zittrig —, trat Simms näher, faßte Maks um die umfängliche, muskelreiche Leibesmitte, brummte unwillkürlich, als sich lange Finger in seine Schulter gruben, Maks' Körpergewicht auf ihm zu lasten begann, nicht ganz, aber genug davon, um ihn daran zu erinnern, wie mühselig es gewesen war, ihn ins Haus zu schleppen.
    »Bin ich nicht zu schwer?«
    Simms fühlte, wie die dunklen Töne der Stimme nicht nur in seinem Kopf, sondern bis ins Innerste seines Wesens rumpelten, er spürte das Ein und Aus von Maks' Atmung, die Schwingungen seiner Worte, das Gleiten der geschwächten, aber nach wie vor überdurchschnittlich großen und festen Muskeln. »Aus Vergnügen tat ich's nich grad«, antwortete er nahezu außer Atem, doch beruhte seine Atemlosigkeit keineswegs auf Mattigkeit.
    »Dann bringen wir's hinter uns.«
     
    2 Simms lauschte dem Heulen des Sturmwinds rings ums Haus und den gleichmäßigen Atemzügen des Mannes, neben dem er sich am Ofen auf ein Schlaflager gebettet hatte. Ab und zu hörte er in der Stube Neddio oder die Maultiere sich regen, eiserne Hufe rumsten auf den Holzboden. Er drehte den Kopf. Das Feuer war ziemlich weit herabgebrannt, aber er konnte es noch für eine Weile lohen lassen, ohne Brennholz nachzulegen. Er schloß die Augen, lauschte weiter auf Maks' Atem. Maks ... sein Name ... Simms' Mund empfand den Namen wie etwas, das leicht vertraut wurde ... Es war nicht sein vollständiger Name. Er glaubt, ich könnte den vollständigen Namen kennen. Vielleicht hat er recht. Vielleicht nicht. Er sehnte sich danach, Maks zu berühren, doch er wagte es nicht, nicht jetzt, während er erwachen und die Berührung bemerken konnte. Noch nicht. Simms strich sich mit der Hand über die Brust. Was stimmte nicht mit dem Mann? Lebendig war er durchaus gewesen, als er aus seiner Trance — oder was es gewesen sein mochte — zu sich kam, sein vorheriger Zustand hatte ihn nicht ernstlich beeinträchtigt, aber da war das ... das andere ... Der Mann war von so lebensstarkem Geist, eine so eindrucksvolle, begeisterungswürdige Persönlichkeit — Simms lächelte in

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