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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zurückgegangen. Die Kindertante gab mir 'n Schlaftrunk ... Das war gestern ...« Er schnitt eine Miene der Mißbilligung, als er Danny und Felsrawg stumm unter den Ketten stehen sah. »Du hättest keine Fremden mitbringen sollen.« Als er merkte, was er geäußert hatte, wirkte er plötzlich bang. »Was mach ich hier? Wie bin ich hergelangt?«
    »Das war nicht gestern, Tre. Du hast unter 'm Bann gestanden, Bruder, ohne 's zu wissen, hast du zehn Jahre lang geschlafen. Ich dachte ... ich dachte, du wüßtest Bescheid, du hättest 'n Weg gefunden, um dich mit mir zu verständigen.« Kori sah die Verwirrung in seinen Augen und erkannte nun schließlich, wie vollständig jemand sie übertölpelt hatte. »Das warst nicht du, stimmt's?« Zuerst erleichterte es sie, daß das Eidolon, gegen das sie einen so bitteren Widerwillen entwickelt hatte, nun doch keine Erscheinung ihres Bruders gewesen war; dann aber empfand sie Zorn und Furcht. Sie hob die Arme, um ihn an sich zu drücken; er schrak zurück, sie flößte ihm Furcht ein, dann anscheinend faßte er sich, schenkte ihr Glauben. Er sagte nichts, ließ jedoch zu, daß sie ihn umarmte, anschließend einen Arm um seine Schultern schlang. »Ich bin Kori, Tre, ich bin deine Schwester. Wirklich. Ich bin gekommen, um dich zu wecken und dir ...« Sie berührte den Talisman, strich mit den Fingern über ihn, die Weise, wie er zwischen ihren Brüsten hing, spendete ihr ein gewisses Maß an Beruhigung. »Ich werde dich nach Hause bringen, Tre. Ich will auch heim. Ich habe eine Schule besucht. Weit, weit von hier entfernt.«
    »Kori?«
    »Komm, ich werde dir unterwegs alles erzählen. Nimmst du Harras Auge mit?«
    Er senkte den Blick; er preßte die Kristallkugel regelrecht an sich, umklammerte sie mit beiden Händen. »Ich muß es«, antwortete er.
    »Nun gut.« Kori hob Tre vom Altar. »Danny, Felsrawg, laßt uns schleunigst ...«
    Dunkelheit verschlang das Paar.
    Korimenei hörte Danny fluchen, Felsrawg vor Wut kreischen, Ailiki sprang ihr auf die Arme, sie spürte, wie sich die Krallen der Mahsar sogar durch den Mantel in ihre Haut bohrten.
    Die Dunkelheit umfing sie alle.

III.Settsimaksimin
     
    Auf dem Weg nach Süden, um dem GroßMagus von Tok Kinsa den Großen Talisman Shaddalakh zu stehlen und damit bei dem Geniod, in dessen Gewalt er sich befunden hatte, die ihm geraubten Seelen auszulösen, geriet Maksim in einen Schneesturm und begegnet dem Dieb Simms, der vor demselben Unwetter Zuflucht in einem verlassenen Gehöft sucht.
     
    1 Am dritten Tag nach Verlassen der Berge ereilte Simms der vordere Ausläufer eines der in den Ebenen häufigeren Schneestürme. Ein paar Schneeflocken taumelten durch die Luft, wirkten in diesem Augenblick mehr wie eine Verheißung als eine Bedrohung; naßkalte Windböen voller frostiger Kälte haschten nach ihm, fegten durch Mähne und Schweif seines Pferds, das Tier tänzelte ängstlich, schnob, zeigte Widerstreben gegen die Bißstange, machte Anstalten, als wollte es vor dem Sturm blindlings das Weite suchen. »He Neddio, ho Neddio, gemach, mein Schatz, gemach, gemach«, sang Simms dem Pferd vor, »nur die Ruh, Neddio, ganz ruhig, Neddio, wir ham 's noch weit, Neddio.«
    Unter Ausnutzung seiner besonderen Begabung erforschte er die Schwingungen in Erde und Luft, erspürte schwach eine Aussicht auf Unterschlupf, ritt schräg zum Wind in die entsprechende Richtung. »Bald sind wir in Sicherheit, Neddio, nur 'n kle-e-e-enes Stückchen noch, Neddio, dann hast's warm, Neddio, hast Schutz vorm Wind, Neddio.« Er ließ die Zügel locker, das Pferd in einen schonungsvollen, aber zügigen Trab übergehen.
    Ungefähr um die Mittagsstunde — es hätte geradesogut Mitternacht sein können, es war nahezu undurchdringlich düster geworden — erspähte er voraus eine Anzahl dunkler Umrisse, die sich, als er sich näherte, als Bäume und flache Bauten erwiesen. Vor ihm ragte eine schulterhohe Mauer empor. Neddio scheute und wieherte; als Simms ihn wieder beruhigt hatte, trieb er ihn an der Mauer entlang, bis er eine Lücke entdeckte. Dort mußte es einmal ein Tor gegeben haben, doch jetzt war keines zu sehen. Er ritt durch die Bresche, verspürte dahinter sogleich eine Schwächung des Sturmwinds, die Mauer hemmte viel von seiner Wucht. Erkennen konnte er wenig, deshalb ließ er das Pferd selbständig die Zufahrt suchen und auf ihr zum Wohngebäude laufen.
    Kein Licht brannte. Nichts rührte sich.
    »Hedaaaa!« rief Simms, rief so laut, daß er durch den

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