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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Wind gehört werden konnte. »Heda, Bauer! Du hast Besuch. Darf ich hinein?« Nichts geschah. »Tja, Neddio, ich glaub, Schweigen is so gut wie 'ne Einladung.« Simms sprang aus dem Sattel, tastete sich zu der Stange zum Anbinden der Pferde vor; er fand sie, indem er rücklings dagegenstieß und sich fast an ihrem Ende aufspießte. Rasch machte er die Zügel mit einem Halbknoten daran fest und tappte weiter zur Haustür, in der Erwartung, sie verschlossen und abgesperrt vorzufinden.
    Sie stand einen Spaltbreit offen, klemmte jedoch, als er gegen sie drückte. Er drückte kräftiger. Die ledernen Angeln rissen, die Tür kippte einwärts. Simms hörte aus der Dunkelheit hastiges Getrippel, als Ungeziefer die Flucht ergriff. Sonst ereignete sich nichts. Das Gehöft war verlassen; der Verwahrlosung zufolge, die er spüren und riechen konnte, mußte es schon seit langem brachliegen. Simms lehnte sich an die Wand und lauschte den langgezogenen, dunklem Knurren ähnlichen Beschwerden des gepreßten Lehms, alten Erinnerungen an Blut und Schreie, neuerem Gestöhne über die Jahre und Jahre, die verstrichen waren, seit die Wand einen Überzug erhalten hatte. Der Lehm wußte, daß er dem Verfall entgegenging. Simms lauschte nur kurz, für ihn zählte es wenig, warum die Bewohner das Gehöft verlassen hatten, ihm kam es darauf an, daß er ein Dach überm Kopf gefunden hatte, ehe der Sturm mit voller Gewalt ausbrach.
    Er ließ Neddio vorerst an der Stange vorm Haus stehen und umrundete es, suchte den Stall. Er war in erheblich schlechterem Zustand als das Wohngebäude, zwei Wände waren eingestürzt, vom Dach war kaum noch etwas vorhanden, die Verschlage lagen in halb verbrannten Trümmern. Dann muß der gute alte Neddio eben mit ins Haus, dachte Simms, und am besten sammle ich soviel Holz, wie ich kriegen kann. Wenn der Schneesturm mit aller Kraft tobt, kann ich nicht hinaus. Ob ich hier etwas ähnliches wie einen Karren finde, damit ich nicht so oft hin- und herlaufen muß? Mellth'g bod, ich kann überhaupt nichts sehen. Raah, Simmo, eins nach dem andern. Erst einmal mache ich ein Feuer, dann schaue ich mich um, ob hier irgendein Gefährt herumsteht. Er las einen Armvoll Trümmerholz auf und schwankte beladen zurück zur Haustür.
    Wie sich herausstellte, befand sich das Wohnhaus in besserer Verfassung als erwartet. Es hatte zwei Geschosse, das Dach war noch einigermaßen dicht, und was durch die Spalten eindrang, fing im Obergeschoß der doppelte, über kreuz verlegte Fußboden ab. Simms beschloß, sich in der Küche einzurichten; dort gab es eine Feuerstelle — einen aus Ziegeln gemauerten Ofen —, mehrere Sitzbänke und einen Tisch, der geschreinert worden sein mußte, wo er stand, denn er war zu groß, um durch eine der Türen zu passen. An der Rückwand, nahe am Ofen, war ein Spülbecken vorhanden; die hintere Hälfte der Küche hatte man auf einem Bohrbrunnen mit Tiefendruck gebaut, aus dem noch immer reichlich kaltes, sauberes Wasser quoll, der Überschuß gluckerte in eine gekachelte Abflußrinne, die sich zweiteilte, ehe sie in der Rückwand verschwand. Die eine Rinne mündete in eine Rohrleitung unter dem Nebenraum und durch sie auf ein Grundstück, das einst ein großer, ergiebiger Gemüsegarten gewesen sein mußte. Simms fand dort einige Knollen und Kräuter, die eine willkommene Ergänzung seiner Vorräte abgaben; die andere Rinne führte zum Stall, er entdeckte ihren Verlauf, als er hineinstolperte, während er in den Lagerschuppen und Pferchen hinterm Haus stöberte. In einem Schuppen, einem niedrigen Bau mit dicken Wänden und Grasdach stieß er auf ein Dutzend Steingutkrüge, beinahe so groß wie er, alle versiegelt mit einem Gemisch aus Ton und Wachs. Er tat einen Blick in jedes Gefäß; die Krüge enthielten rote Bohnen, Erbsen, Linsen, Mehl, Weizen und Gerste, zwar alt, aber frei von Fäulnis oder Mehltau. Simms versuchte ein Gefäß zu bewegen; wenn er sich mit der Schulter gegen es stemmte, konnte er es umkippen und über den Boden rollen, es jedoch zum Haus hinüberzubefördern, stellte ihn eindeutig vor eine größere Aufgabe. Dafür mußte er Neddio einspannen, und daran würde das Pferd keine sonderliche Freude haben. Erst das Holz, dachte Simms. Er ging zurück ins Freie, Schneegestöber fuhr ihm ins Gesicht; nicht nur bei den Windstößen, ganz allgemein schneite es mittlerweile sichtlich stärker. Selbst wenn das trübe gräuliche Zwielicht des Tages noch einmal aufhellen sollte, bis zum

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