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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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nach gehörigem Schwitzen, Fluchen und Abmühen hatte er dem Fremdling endlich das trockene Gewand übergestreift und ihn Stück um Stück auf die Decke gezerrt.
    Über gewöhnliche Müdigkeit hinaus erschöpft, richtete Simms sich schwerfällig auf. Die Suppe roch verheißungsvoll, ihr Geruch erfüllte die ganze Küche, machte sie heimeliger, als sie viele Jahre lang gewesen war; er rührte in der dicklichen, sämigen Brühe, lächelte und stellte sie vom Rost in die Sandgrube, wo sie weiterköcheln konnte, ohne anzubrennen. Das Teewasser kochte; er schüttete ein gerütteltes Maß Teeblätter hinein, rührte mit einem Quirl um, setzte den Topf ebenfalls in den Sand, um den Tee ziehen zu lassen. Anschließend klaubte er die weggelegte, feuchte Kleidung auf, hängte sie zum Trocknen an den Ofen und schaute in der Stube nach den Tieren. In der Schüssel war kaum noch Wasser; Simms goß den Rest auf den Fußboden und holte aus der Küche frisches Wasser. In einer Ecke schlief Neddio, in einem anderen Winkel dösten die Maultiere. Anscheinend hatten sie sich miteinander abgefunden und hielten nun Frieden. Er streute ihnen noch einmal Futter hin. Ich werde sie gut füttern, überlegte er, so lange genug da ist, und hoffen, daß der Sturm vorübergeht, bevor Knappheit eintritt. Er stocherte im Kaminfeuer, schob etwas Brennholz nach — Reste eines Zauns — und ließ es mit kleiner Flamme brennen.
    In der Küche kleidete er sich aus, beugte sich übers Spülbecken, schöpfte mit den Händen Wasser und wusch sich, schlotterte infolge der eisigen Kälte des Naß, erlebte eine kurze Aufwallung neuer Lebenskraft, während er sich mit dem Badetuch des Fremden abtrocknete. Er hängte es an einen Pflock, zog die Hose an, drehte sich um und griff nach seiner Bluse — und sah, wie der Mann ihn beobachtete.
    »Na, willkommen in 'er Welt, breyn Fremdling.« Simms schlüpfte in die Bluse und schloß die Knopfleiste. »Fragte mich schon, wann du erwachst.« Er lugte in den Suppentopf, schmeckte die Suppe ab, wandte den Kopf, hob den Schöpflöffel. »Hunger?«
    »Was ist dies für ein Haus?«
    »Ich bin nur zum Verschnaufen da, der Sturm hat mich hergeweht, so wie dich. Wer hier mal gewohnt hat, is schon lang weg.« Simms begann Suppe in ein Schälchen zu füllen. »Mein Name ist Simms Nadaw. Aus Dirge Arsuid.«
    »Du bist fern der Heimat.«
    »So geht's im Leben.«
    »Ich heiße Maks. Reise überall durch, bleibe nirgends. So war's jedenfalls in jüngster Zeit.«
    »Aha. Fühlst dich zum Sitzen imstande?« Simms stellte die Schale mit einem Löffel auf den Fliesen vorm Ofen ab, trat zurück an die Kochstelle. »Iß was davon. Dann wird's dir nich nur außen, sondern auch innen warm.«
    »Ich werd's versuchen.« Mit etwas Mühe schaffte Maks es, sich aufzusetzen; er verschränkte die langen Beine, wandte die Schultern dem Feuer zu. »Bin schwächer als ich dachte. Die Suppe riecht gut.« Er kostete sie. »Schmeckt auch gut.«
    »Immerhin warm.« Simms deckte seinen Becher mit einem viereckigen Seihtuch ab, schenkte sich Tee ein, säuberte das Seihtuch und wiederholte den Vorgang mit einem zweiten Becher, füllte danach Suppe in eine zweite Schale. »Willst du Tee?« erkundigte er sich über die Schulter. »Es ist deiner. Ich hab deine Sachen durchgesehen, dort liegen sie.« Er nickte hinüber zum Tisch.
    Maks wirkte belustigt. »Ich sehe, du hast meinen Becher gefunden.«
    »Stimmt. Vermute, das heißt ja.«
    »Richtig.« Maks setzte sein Schälchen ab. »Wo sind die Maultiere?«
    »In der Stube. Mit Neddio. Meinem Pferd. Übellaunige Viecher, was?«
    »Sie frieren ungern, das ist alles.«
    »Mmh. Du solltest sie nicht so hungrig halten, sie wollten 'n alten Neddio schier auffressen. Mich auch. Habe Abdrücke ihrer Zähne am Arsch. Willst du noch Suppe?«
    »Lieber nur Tee. Ich möchte den Körper nicht überlasten.«
    »Sonderbare Ausdrucksweise.« Simms reichte ihm Tee, nahm das leere Schälchen, spülte es im Becken ab, legte es umgedreht auf den Zinnbehälter, lehnte sich dann neben dem Ofen an die Wand, schwelgte in der Wärme, die sich in den Ziegeln speicherte, während er seine Suppe aß. Er stand im Wallen der Schatten, Maks hingegen saß inmitten der Helligkeit, die das Feuer in der Küche spendete. Der Feuerschein mochte Maks' Glieder, so schien es, er umfloß sie wie zerlaufene Butter, erzeugte auf seiner dunklen Haut, im Gesicht, auf den Händen und in der Mulde zwischen den Schlüsselbeinen bernstein- und kupferfarbene

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