Brann 03 - Das Sammeln der Steine
die Zeit. Außerdem hab ich vieles aufgeschoben, nun kann ich's nachholen, wir sitzen ja fest.«
Maks nickte. »Vernünftiger Einfall.« Er schöpfte Suppe in eine Schale. »Möchtest du was?«
»Ich glaub, erst wenn ich fertig bin. Aber ich hätt gern Tee, wenn's beliebt.«
Maksim reichte ihm Tee, dann nahm er die Schale, hockte sich zu Simms und aß Suppe, schaute ihm zu, wie er mit sorgfältigen, wohlbemessenen Stichen nähte.
Simms empfand stille Zufriedenheit; er schwieg, weil er kein Bedürfnis zu reden hatte, und es freute ihn, daß Maks sich anscheinend bei ihrem gemeinsamen Schweigen gleichermaßen wohl fühlte. Er stellte den einen Aufschlag der Hose fertig, begann am anderen Hosenbein zu arbeiten. Maks setzte die Schale ab und schlürfte Tee. Das Feuer flackerte, Schatten umwaberten sie wie in langsamem einschläfernden Tanz; der Wind heulte, dann und wann säuselte ein eiskalter Luftzug durch die Räumlichkeit. Maks schob den Becher beiseite, drückte Simms' Schulter, erhob sich und verließ nochmals die Küche.
Nicht lange, und er kehrte mit dem Zaumzeug der Maultiere, einigen Lappen und einer Flasche Öl zurück. Nachdem er ein paar Stellen erprobt hatte, setzte er sich schließlich seitlich des Ofens zurecht, schlang sich eine Decke um die Schultern und fing an, das Leder einzuölen, es zu reinigen und es, wo Kälte und Nässe es erhärtet hatten, wieder biegsam zu machen. Das Schweigen, lediglich überbrückt durch die leisen Geräusche des friedlichen Arbeitens, umfing die beiden Männer wie ein großer Mantel, während sie ihren Betätigungen nachgingen. Zu guter Letzt ergriff Maks das Wort; seine Stimme klang gemütvoll, keinerlei Forderungen schwangen darin mit. »Arsuid liegt fern im Süden.«
Simms äußerte ein Auflachen, einen gedämpften, sanften Laut. »Du meinst, ich müßt Stroh im Kopp haben, um bei dem Wetter durch diese Gegend zu reiten.« Er sah Maks an, erwiderte seinen Blick, schaute beim Anblick des Frohsinns in Maks' Augen fort, nicht etwa, weil er ihm mißbehagt hätte, sondern weil das Gegenteil zutraf, er gefiel ihm viel zu gut. »Ich könnt von dir 's gleiche sagen, nich?«
»Das ist freilich wahr. Ich bin noch nie in Arsuid gewesen. Wie ist es dort?«
»Immer so wie immer. Alles is immer so wie gestern.«
Maks dachte kurz über diese Auskunft nach. »Ich verstehe, was du meinst. Es kann reichlich langweilig werden, wenn sich nie etwas ändert.«
»Kommt drauf an, wo man sein Platz hat.«
»Ob oben oder unten.«
»Du sagst's.«
»Trotzdem bleiben Arsuider offenbar im allgemeinen daheim.«
»Stimmt. Arfon hat sein Volk gern bei sich. Ich bin in die Fremde geraten, weil ... Na ja, man kann sagen, ich bin rausgeschmissen worden.«
»Magst du die Geschichte erzählen, oder bist du der Meinung, sie geht mich nichts an?«
Simms stach die Nadel in den Stoff, ließ die Hände sinken und starrte düsteren Blicks ins Feuer. »Ich kenn selbst nich den gesamten Hintergrund der Sach, 's is eher verwirrend als unterhaltsam.« Er schnippte mit Daumen und Mittelfinger, schüttelte den Kopf. »Es kam so. Arfon hatte plötzlich 'n Drang, er müßt 'n Großen Talisman kriegen. Er is 'n neiii-discher Gott, jawoll. Und da kreuzte so 'n Zauberer auf, nannt sich Lazul. Aber er hieß gar nich so.«
»Ein Zauberer, hmm. Hast du je seinen wahren Namen erfahren?«
»Später, ja. Danny. Laz nannt er sich bloß zwischendurch, so ähnlich hat er gesagt.«
»Danny? Blauer Danny?«
»Keine Ahnung. Kann sein. Der Ystaffel lockte ihn, mich und noch zwee Leut in ein Fall, uns wurd Gift eingespritzt. Es hieß: Geht und holt Klukesharna, sobald wir 'n haben, kriegt ihr's Gegenmittel.«
»Das ist aber keine liebenswürdige Verfahrensweise.«
»Nee, nich.« Simms grinste Maks an, blickte wieder ins Feuer. »Kennst du ihn? Danny?«
»Mir ist ein gewisser Blauer Danny bekannt. War einst mein Schüler. Jedenfalls in bestimmter Hinsicht.«
»Bist 'n Zauberer?«
»In Teufels Namen, ja. Und du bist ein Hexer.«
»Nee.« Simms seufzte, schüttelte den Kopf. »Hab nie 'ne Ausbildung gehabt.«
»Die Begabung ist vorhanden, du könntest noch eine Ausbildung erhalten.«
»Ich glaub nicht.«
»Nun, man muß 's freilich wollen. Und habt ihr Klukesharna in euren Besitz gebracht?«
»Ja, wir sind 'n gwychcher Trupp gewesen, muß man sagen, wir sind hinein und nichs wie raus, und's war geschafft.«
»Also hat Arfon jetzt Klukesharna.«
»Nee, wir haben ihn geklaut, aber dann glitt's uns alles aus der
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