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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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auf die Götter, Dämonen und alle übrigen, auf alle, die für Maks' Unbilden Verantwortung trugen. In Arsuid hatte Simms stets so getan, als wäre er ein lockeres Vögelchen, leichtmütig und gleichgültig, weil die Leute es von ihm erwarteten, seine Geliebten es wünschten; immer wieder hatte er früher Geliebte verloren, weil er alles so ernst und wichtig nahm und sie dadurch abschreckte. Ein solches Maß an Hingabe und Liebesdurst verlangte eine gleichwertige Tiefe der Zuneigung, die sie nicht aufbringen mochten oder konnten. Zu Maks tastete er sich äußerst behutsam vor; er wußte wenig über ihn, alles beruhte auf Hörensagen und Erzählen. Offenbar hatte Maks ihn gern, eine wunderbare Entwicklung, doch erachtete Simms seine Gunst als vergänglich wie eine Seifenblase, eine unvorsichtige Bewegung, und es war aus. Maks zeigte alle Bereitschaft zum Ausleben der Liebe, doch war nicht immer dazu imstande, am wenigsten nach einem Tag des Überwindens gehöriger Steigungen. Trotzdem nahm er Simms abends in die Arme, streichelte ihn zärtlich; er gab ihm das Gefühl, begehrt zu sein, gebraucht und geliebt zu werden.
    Maks beschritt einen schmalen, steilen, rutschigen Gebirgspfad. Über ihnen lag loser Schnee, ständig löste er sich hier und da, drohten Lawinen. Auch den Pfad bedeckte Schnee, und darunter verbarg sich tückisch glattes Eis. Unentwegt klommen sie weiter; auch diesmal hatte Simms den Eindruck, sich einem Besessenen angeschlossen zu haben. Aber dieses Mal verdroß ihn vornehmlich die eigene Unfähigkeit, von Nutzen zu sein; vor seinem Ritt zu den Dhia Asatas hatte er noch nie Schneefall erlebt, vom Reisen im Gebirge verstand er so gut wie gar nichts. Er beteuerte sich, wenigstens des Abends am Lagerplatz nützlich zu sein, er erledigte den Großteil der Arbeit, damit Maks sich auszuruhen vermochte; das war immerhin etwas.
    Am dritten Tag gelangten sie an einen kleinen Bach, der durch einen von Espengesträuch und hüfhohem Schnee verengten Hohlweg floß. In einem dichten Gehölz aus Nadelbäumen unmittelbar neben dem Hohlweg machten sie Rast. Gleich hinter der nächsten Biegung des Bergs fiel ein vom Wind umwehtes Kliff ab, ragte über ein rundes, wie eine Schüssel beschaffenes Tal empor, in dem im wäßrigen winterlichen Sonnenschein, wie im Schlummer, Tok Kinsa lag.
    Tok Kinsa: Wohnsitz des Hoch-Magus. Heimat des Gottes Erdoj'vak, Schutzpatron der Rukka Nagh, sowohl der vom Stamme Vanner wie auch vom Stamme Gsany. Wie die meisten örtlichen Gottheiten schlief er viel; und so verhielt es sich auch gegenwärtig.
    Außerhalb der Wallfahrtszeit durften keine Fremden die Stadt betreten, und diese Zeit war bereits seit Wochen zu Ende. Nun duldete man keine Nicht-Rukk in ihren Mauern, mit Ausnahme einiger dort bekannter Gelehrter, die man eigens zum Magus zu Besuch lud.
    Tok Kinsa war eine farbenfrohe Stadt voller kräftiger, satter Farben, Rot- und Gelb-, Blau- und Grüntöne leuchteten wie Juwelen durchs gleichermaßen helle Schimmern des weißen Schnees, eine schmucke Stadt, jede ihrer Flächen hatte Verzierungen — sogar beide Seiten des gewaltigen Ringwalls — in den für die Kunst der Rukk eigentümlichen Mustern. Die Straßen innerhalb der Mauern waren mit wechselweise schwarzen und weißen Steinplatten gepflastert; angelegt hatte man sie wie die Speichen eines Rads, sie verliefen von dem runden Turm in der Stadtmitte — dem Zivtorony, außen umwunden von einer Wendeltreppe — bis an den Stadtrand.
    In den Straßen sah man ganze Sippen der in Tok Kinsa zahlreich ansässigen Seher geschäftig hin- und hereilen, alle auffällig in schwarzweiße Gewandung gekleidet, auch die Kinder. Emsige Betriebsamkeit herrschte in der Stadt, lebhaft-buntes Treiben, aber die wuchtigen Tore waren geschlossen und blieben geschlossen. Nirgends rings um Tok Kinsa konnte man im Schnee Fußspuren erkennen.
    Auf zusammengefalteten Decken ausgestreckt, Decken über sich gebreitet, beobachteten Maks und Simms die Stadt den ganzen Tag lang, und als die Sonne sank, besaßen sie über gewisse Sachverhalte Klarheit.
    Sie konnten weder durch herkömmliches Vorgehen hineingelangen, noch in Verkleidung. Niemand betrat die Stadt. Und selbst andernfalls wäre Maks nie und nimmer als Rukk durchgegangen. Ein zwei Klafter großer M'daijin-Mischling mußte überall Aufmerksamkeit erregen.
    Gleichfalls war es unmöglich, über die Mauer zu klettern, ohne daß der Magus es merkte und sie zermalmte wie lästige Fliegen. Und Maks befand

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