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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sich nicht in der Verfassung für ein längeres magisches Duell, vor allem nicht gegen einen Hoch-Magus, der sich zudem auf die Macht eines Großen Talismans stützte.
    Folglich bot nur blitzartiges Handeln eine Aussicht auf Erfolg, sie mußten hinein, Shaddalakh an sich bringen, schon im nächsten Augenblick fort sein; anders brauchten sie es gar nicht erst zu versuchen.
    »Je länger wir zögern, um so wahrscheinlicher wird's, daß der Magus unsere Anwesenheit bemerkt und uns angreift.« Der Feuerschein warf schwarze Schatten in Maks' Gesichtszüge, die Vertiefungen seiner Miene, unterstrich die Müdigkeit, die in seiner Stimme zum Ausdruck kam. »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß er nach uns sucht, immerzu die Wahrscheinlichkeitsstränge der Zukunft durchforscht, die absehbaren Möglichkeiten prüft.«
    Simms verfolgte Maks' Mienenspiel, schenkte jedoch seinen Worten wenig Beachtung; er hatte keine Ahnung von Wahrscheinlichkeitssträngen oder irgendwelchen anderen Angelegenheiten der höheren Magie, er verstand sich auf Veränderungen des Tonfalls, auf neue Andeutungen in einem geliebten Gesicht. Und er wußte, wie man in verschlossene Räume eindrang, obwohl er sich noch nie an etwas so großem wie der verschneiten Stadt jenseits des Bergs versucht hatte. »Danny hat uns in Henanolee-Mitte über Fallen hinwegversetzt. Kannst du uns in den Zivtorony versetzen?«
    »Hinein, ja. Ob auch wieder hinaus, das weiß ich nicht. Wenn wir erst auf der Suche nach Shaddalakh alles durchwühlen müssen, erhält der Magus genug Zeit, um eine magische Schlinge über uns zu werfen und sie zuzuziehen.« Maks klappte die Ledermappe auf, kramte eine Anzahl Pergamentbogen hervor, sah sie durch, holte dann einen Stadtplan Tok Kinsas heraus, legte alles als nutzlos beiseite, betrachtete schließlich einen Bogen mit Rißzeichnungen des Turms. Er reichte ihn Simms. »Hast du einen tauglichen Einfall?«
    Simms breitete den Bogen über seinen Schoß, beugte sich darüber; er konnte ungefähr erraten, was die vielen Striche bedeuteten; die Schrift vermochte er nicht zu lesen, er beherrschte kaum das Arsuidische, und das hier war eine völlig andere Art von Schrift. Ihm juckten die Finger, es kribbelte in den Fingerspitzen. »Du meinst, der Magus weiß, du kommst?« Er überlegte einen Augenblick lang. »Oder wer wie du.«
    »Ein Zauberer? Ja. Darüber weiß er Bescheid.«
    »Dann is für mich eins klar, er bewahrt Shaddalakh auf, wo er ihn jederzeit greifen und benutzen kann.« Mit einer Hand führ Simms über das Pergament. »Wir müssen gradwegs 'nein.« Auf dem Boden gab es auch eine senkrechte Darstellung des Turms, die Zeichnung zeigte das Bauwerk teils ohne Außenmauer, um die Anordnung der Stockwerke abzubilden. Simms strich mit den Fingerkuppen in die Mitte des Bilds, hielt sie still, wo er das Kribbeln am stärksten, fast schmerzhaft spürte. Er schloß die Lider. Er nahm keine Geistesbilder wahr, jedoch den Geruch von Geyker-Braten; ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Das verdutzte ihn; er bewegte die Finger auf der Abbildung des Turms aufwärts. Das Kribbeln wich, die Geruchswahrnehmung verflog. Die Stirn gerunzelt, hob er den Blick.
    »Was ist?«
    »Riechst was, vielleicht Braten?«
    »Nein.«
    Simms berührte die Rißzeichnung nochmals, ließ aber diesmal die Augen offen; trotzdem empfing er auch jetzt höchst anregende Eindrücke des Dufts von rotem, im eigenen Saft gebratenem Fleisch. »Der Magus ißt zu Abend«, sagte er.
    Maks sah Simms' Finger an, die leicht auf dem Pergament ruhten, schwach zitterten. »Fernschau?«
    Simms blinzelte. »Ich ...« Er starrte seine Hand an, hob sie so ruckartig vom Pergament, als wäre es plötzlich glutheiß geworden. »So was hab ich noch nie geschafft.« Er freute sich gewaltig über diese Entdeckung, es war eine Fähigkeit, die er als Geschenk an seinen Liebhaber einstufte, eine brauchbare Gabe, ein nützliches Geschenk.
    Maks lächelte. »Ich hab's dir ja gesagt, mein kleiner Hexer, in dir schlummert eine brachliegende Begabung. Du solltest wirklich nach Unterweisung trachten. Versuch's mit Shaddalakh.«
    »Werd's Beste tun.« Simms rieb sich die Fingerspitzen mit dem Daumen; er war aufgeregt, ihm bebten beide Hände. Er betrachtete noch einmal die senkrechte Rißzeichnung des Turms, heftete dann seinen Blick auf die Grundrisse der einzelnen Geschosse des Gebäudes. Er strich mit den Fingern über einen Grundriß nach dem anderen; als er die Umrisse des dritten Stockwerks

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