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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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unwillkürlichen flüchtigen Stocken ging Maksim sofort weiter. Er wußte, Jastouk war sein Innehalten aufgefallen, und er fragte sich zweifellos, inwiefern ein so gewöhnlicher Anblick wie eine Reihe angeketteter Sklaven Maksim zum Stocken bringen konnte. Daran ließ sich nichts mehr ändern. Maksim schaute sich um. Sie strebten soeben an einem kleinen Tempel vorüber, den man Pindatung, dem Gott der Diebe und Beutelschneider, errichtet hatte, gewissermaßen einem Paria unter den Göttern; der Tempel war so winzig, daß seine Maße kaum die eines Abtritts übertrafen. Maksim blieb stehen. »Jasti, sei so gut, geh voraus und such uns 'n Tisch. Ich möchte Tee und Beeren mit Sahne. Ich komme gleich nach.«
    Jastouk legte eine Hand auf Maksims Schulter. Einen Augenblick lang erregte er den Eindruck, als wollte er Maksim seine Hilfe anbieten, aber dann entschied er sich doch zur Zurückhaltung. »Bleib nicht lange aus, hmm?«
    »Bestimmt nicht. Es dreht sich nur um etwas, um das ich mich zu kümmern vergessen habe. Es dauert bloß 'n Weilchen. Sei ganz beruhigt, Liebchen.«
    Jastouk verpreßte die Lippen; er mochte es nicht, wenn Maksim — ob bewußt oder unbewußt — Branns Redeweise nachahmte, doch er sagte nichts.
    Sich darüber im klaren, daß er den Hetär wieder verärgert hatte, auch darüber, wodurch es geschehen war, schaute Maksim ihm voller Bedauern nach, wie er davonschlenderte. Indem er den Kopf schüttelte, betrat er das Tempelchen und setzte sich auf die verschlissenen Kissen, die auf einer Sitzbank an der Wand lagen. Er schob eine Hand unter die Kleidung und holte seinen Fernsicht-Spiegel hervor. Er hatte ihn gemacht, um Brann zu beobachten und — sollte es sich als nötig erweisen, ihr beizustehen — eingreifen zu können, doch jetzt brauchte er ihn für eine dringlichere Aufgabe. Es handelte sich um eine ovale Scheibe polierten Obsidians in einem aus Haaren Branns geflochtenen Kranz, weiß und fein wie Spinnweben. Den Strang, an dem er den Spiegel um den Hals trug, hatte Maksim aus eigenem Haar geknüpft. Er hauchte auf den Spiegel, putzte ihn mit dem Ärmel blank, hielt ihn, während er ruhig auf der Bank saß, für eine Weile in den Händen. Er hatte einen nur geringfügigen Zauber vor; es bestand eine gewisse Aussicht, daß die von den Stadtherren in Dienst genommenen Magie-Wächter davon nichts merkten. Gegenteiligenfalls lief er allerdings Gefahr, aus der Stadt getrieben zu werden und das Aufsuchen Kukuruls auf Lebzeit verboten zu bekommen. Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Er schwitzte, war wütend auf sich selbst, wütend auch auf Todichi Yahzi, weil er ihm über den Weg gelaufen war und ihm das Gefühl einflößte, ein Schurke zu sein, wütend auf das Schicksal in seinen sämtlichen Erscheinungsweisen, Tungjiis Gunst eingeschlossen.
    Ungeduldig unterdrückte er seine Erbitterung und beugte sich über den Spiegel, seine Lippen murmelten unterschwellig leise einen Zauberspruch. Auf der Sichtfläche erschien die Reihe Sklaven mitsamt dem Einkäufer und seinem Sklaventreiber, und Maksim vermochte zu beobachten, wie sie alle zum Versteigerungshaus zogen, das am Rande des Großen Marktes stand, man die Angeketten sofort in für sie bestimmte Verschlage stieß. Er richtete den Spiegel auf den Einkäufer und verfolgte ihn derartig bis ins Handelshaus des Sklavenhändlers, belauschte den Bericht des Einkäufers und danach, wie der Sklavenhändler den Verkauf der frischen Ware in die Wege leitete. In drei Tagen sollte sie feilgeboten werden. Maksim ließ den Spiegel sinken, behob den Zauber, der ihm anhaftete, und beschäftigte sich einige Augenblicke lang mit der Überlegung, ob er selber zur Versteigerung gehen oder einen Beauftragten schicken sollte. Indem er nochmals den Kopf schüttelte, stand er auf und steckte den Spiegel zurück unter sein Gewand. Er schob zwei Finger in seine Geldbörse, kramte eine Münze heraus und warf sie in den Topf unter dem schlichten Standbild des Göttleins. »Zum Dank für die Benutzung deines Hauses«, brummelte er und verließ das Heiligtum.
    Für eine Weile stand er davor und blickte die Ihman Katt hinab, in die Richtung des Sidday Lir, wo Jastouk auf ihn wartete. Ich habe einen beachtlichen Abstieg hinter mir, dachte er. Vom Tyrannen und Halbgott bin ich zum bloßen Liebhaber heruntergekommen, und zudem handelt's sich nur um käufliche Liebe. Armer alter Todich. Großes hat es nicht an sich, einen kleinen Mann zu hassen. Er begann auszuschreiten,

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