Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Brann hatte er nun Jastouk zur Seite, anschmiegsam und zuneigungsvoll, aber ach!, so hohl im Kopf. Und wenn ich ihm nicht die gewünschte Beachtung widme, werde ich auch ihn verlieren. Er faßte den Vorsatz, besser auf ihre Unterhaltung zu achten. »Sind sie so was wie 'ne Truppe Schausteller?«
    Jastouk lächelte, streichelte mit den Fingerspitzen über Maksims Oberarm, nahm seine Hand. »O ja. Ganz wunderbare Künstler, Maksi. Sie zeigen 'n bißchen von allem, sie tanzen, singen, schauspielern und vollführen Akrobatik, doch das ist nur das Beiwerk. Hauptsächlich reimen sie aus dem Stegreif kurze Gedichte. Man ruft ihnen das eine oder andere Stichwort zu, und zwei oder drei von ihnen lassen sich gleich dazu gereimte Verse einfallen, bis daraus ein richtiges Gedicht geworden ist. Und am erstaunlichsten ist, sie tun's in'm Halbdutzend Sprachen. Sie bringen köstliche Wortspiele, ich schwör's Maksi, wirklich mehrsprachigen Witz. Ich bin mir sicher, du hättest an ihnen deine Freude. Sie bieten genau die Art von Spaßen, wie du sie am liebsten hast.« Er zögerte, wußte anscheinend nicht, wie Maksim seine nächste Äußerung aufnehmen mochte. »Ich habe dich und deine Freundin ähnliche Scherze machen hören.«
    »Ach, dann muß ich mir die tatsächlich einmal anschauen. Wie wär's heute abend, Jasti?«
    »Wir müßten heute hin, weil sie am Abend ihre letzte hiesige Vorstellung geben werden. Ich habe Eintrittsscheine vorausbestellt, Maksi, ist's dir auch recht? Weißt du, sie sind sehr beliebt. Ich mußte allerlei Verbindungen ausnutzen, um an die Plätze zu gelangen. Sie kosten jeder ein Goldstück, ist das zu teuer? Sie sind's wahrlich wert.«
    »Ohne Zweifel.« Maksim räusperte sich; er bedauerte den spöttischen Unterton seiner Entgegnung; ihm war vollauf klar, daß Jastouk daran Anstoß nehmen mußte. »Ich kann's kaum erwarten, sie zu sehen.«
    Sie bogen in die Ihman Katt ein und strebten hinab zum Hafen. Träger und Kaufleute, die von den Anlegestellen in die Stadt kamen, bevölkerten die breite Straße, vermischten sich mit anderen Besuchern, deren Mehrzahl das Kukuruler Angebot an Vergnügungen kennenlernen wollte, ehe man sich mit den ernsteren Fragen des Kaufens und Verkaufens befaßte, und sonstigen Fußgängern; ein paar, darunter Maksim und Jastouk, hatten die Gaststätte Sidday Lir zum Ziel erkoren, um dort einen mittäglichen Tee zu trinken, etwas leichtes zu essen und sich belanglosen Tratsch anzuhören.
    Eine Reihe von Sklaven, an den Hälsen aneinandergekettet, zog durch die Katt. Maksims Blick streifte sie. Schon wollte er den Blick abwenden, da stutzte er, sah das Wesen am Schluß der Reihe, es folgte etwas abgesondert, wurde an einer Kette mitgezerrt wie ein bösartiger Hund. Es war Todichi Yahzi, Maksims einstiger Sekretär.
    Ruckhaft krampfte sich Maksims Magen zusammen. Er verspürte eine starke Regung von Schuldgefühlen, die ihm die Kehle zuschnürte. Er hatte das Geschöpf so vollständig aus seinem Bewußtsein gestrichen, daß er im Laufe der vergangenen zehn Jahre nicht einen Gedanken an es verschwendet hatte. Ihr Götter der Zeit und des Schicksals, nicht einen einzigen Gedanken, vergegenwärtigte er sich. Keinen! Er hatte den Kwitur aus seiner heimatlichen Wirklichkeit herversetzt, ihn für die eigenen Zwecke eingespannt und anschließend ohne Rücksicht im Stich gelassen, ganz wie einer der Könige, die er so verabscheute. Er konnte sich nicht einmal mit der Ansicht trösten, er hätte angenommen, Yahzi sei heimgekehrt; der Auslöser für eine Heimkehr, den er dem Kwitur ausgehändigt hatte, ließ sich erst nach Maksims Ableben benutzen. Er hatte, was Yahzi betraf, überhaupt nichts angenommen, weil er schlichtweg nie wieder an das Wesen gedacht hate, das zwanzig Jahre lang beinahe jede Stunde des Wachseins mit ihm verbrachte. Er sah den Eisenring um Todichi Yahzis Hals, die Kette, die ihn an den Gürtel des Sklaventreibers fesselte. Er bemerkte die Beulen und Striemen, die Knüttel und Peitschen auf der Haut seines Fastfreundes hinterlassen hatten; er sah seine geduckte Haltung, sein klägliches Einherschlurfen, das plötzliche Aufblitzen von Zorn in den tiefsitzenden, glanzlosen Augen, als sich ihre Blicke kreuzten. Todichis Gestalt glich einem Mahnmal der Schande, aber trotz der erlittenen Mißhandlungen und Härten war der Kwitur offensichtlich noch immer so geistig wach und rege, so unnachgiebig, wie er es gewesen war, als er in Maksims Zitadelle lebte.
    Nach seinem

Weitere Kostenlose Bücher