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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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lachte bei den geistigen Bildern vor sich hin, die seine Gedankengänge hervorriefen.
     
    2 Maksim kleidete sich mit außerordentlicher Sorgfalt an, wählte ein graues, aber vornehmes Gewand aus, in dem er den Eindruck eines Mannes von mittlerem Wohlstand und Mittelmäßigkeit auch in den meisten übrigen Dingen vermittelte, eines drittrangigen Zauberers, der sich zu wehren verstand, jedoch keine erhebliche Gefahr verkörperte. Er verschlang sein langes Haar zu einem hohen Knoten, ließ ihn von Jastouk mit Festiger bestreichen, bis er glänzte wie scharz gestreiftes Zinn, und stach zwei schmucklose silberne Haarnadeln hindurch. An die Finger steckte er Ringe, allerdings unauffällige, bescheidene Ringe. Zu guter Letzt sah er aus wie jemand, den man ruhig ein wenig reizen durfte, den zu sehr zu ärgern jedoch gefährlich sein könnte.
    Er beendete das Bemalen der Fingernägel, unterzog sie einer genauen Begutachtung, legte schließlich die Hände in den Schoß. »Ich gehe zur Sklaven Versteigerung«, sagte er.
    »Für dich ist's ratsam, du bleibst fern, Jasti. Dort tät's dir mißfallen. Besonders der Geruch.«
    Jastouk lächelte, nahm seine Nagelpflege-Ausstattung an sich und brachte sie im Ankleidetisch unter. »Sieht man ab und zu ein, zwei Wolken, kann man den Sonnenschein um so mehr genießen.«
    Maksim erhob sich, schnob mißmutig. Er wollte nicht, daß Jastouk ihn begleitete, doch der Hetär war ihm während des ganzen Morgens aus dem Weg gegangen, um nicht zu hören, was er nicht hören mochte. Er konnte ihm die Weisung erteilen, zu bleiben, aber das wagte er nun doch nicht. Wenn er Gehorsam forderte, würde Jastouk mit Gewißheit gehorchen — aber wenn Maksim zurückkehrte, würde er Vechakek mit einem höflichen Abschiedsbrief und einer Rechnung für die Gunsterweise des Hetärs antreffen. Diese Folge hinzunehmen, dazu fühlte er sich nicht imstande, noch nicht. Er besaß darüber Klarheit, daß er mit Leichtigkeit andere Gesellschaft finden konnte, jedoch lag ihm durchaus einiges an Jastouk. Der Hetär erregte ihn besonders stark. Jastouk hatte eine Aura verlockender Verheißungsfülle. Maksim neigte nicht zum Selbstbetrug, er wußte, dergleichen zählte zum gewerbsmäßigen Erscheinungsbild eines Hetären, keine Verheißungen zu versagen, aber ebensowenig jemals welche zu erfüllen, so daß sogar nach der Überlegung: Eines Tages werde ich irgendwie finden, was ich will, eines Tages werde ich irgendwodurch WISSEN, was ich will! die Hoffnung fortlebte. Was Maksim wollte, war nicht Jastouk, und gleichzeitig war er es doch; es war nicht Brann, und sie war es doch; was es wirklich war, wußte er nicht.
    Die Sklavenhäuser ergaben eine ausgedehnte Ansammlung von Gebäuden, die die Hügel südlich das Großen Marktes überzogen wie eine Wucherung, vom Markt abgetrennt, aber doch ein Teil davon, beklagt vom Adel Kukuruls, aber von ihm gemeinsam mit anderen Geschäftstüchtigen, die keinerlei sittliche Bedenken hegten, geduldet und gefördert. Die scheueren Käufer mieteten, wenn sie sie aufsuchten, beim Verwalter unmittelbar hinter dem Portal dünne, mit Lack bemalte Halbmasken, Tierbeziehungsweise Vogelmasken, der Vorstellungskraft entsprungene oder völlig verstiegen gestaltete Masken, um ein Gesicht vorzeigen zu können, das mit jenem Gesicht, das sie unter ehrbareren Umständen sehen ließen, keine Ähnlichkeit aufwies; die Keckeren setzten lediglich aus Launigkeit Masken auf oder schmeichelten ihrer Eitelkeit, indem sie sich auf jeden Fall gesondert von den namenlosen Höhlenmenschen hielten, die irgendwelche Arbeitstiere für ihre Küchen oder Ställe erwarben oder nach süßeren Früchten für die Freudenhäuser forschten. Trotz einer weit übertriebenen Ausschmückung der öffentlich und allgemein zugänglichen Bereiche waren die Sklavenhäuser eine üble Mischung von Gestank und Häßlichkeit. Allerdings spielte diese Tatsache keine Rolle; die Käufer übersahen das Häßliche und mißachteten die scheußlichen Gerüche, die die Duftschwaden des Räucherwerks durchwehten, das man in den Besichtigungsräumen und im Versteigerungssaal verbrannte.
    Das wuchtige Portal des Eingangs, reich verziert mit üppig gepunzten Hochreliefs nach Art der Twara-Teng, zeichnete sich an erster Stelle durch ungeheuerliche Abscheulichkeit aus. An Verkaufstagen ließen die Zunftherren die Flügel des Portals auswärts öffnen und an Vierkantpfosten befestigen, so daß man von außen die Schlangenmuster der Innenseiten sehen

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