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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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—, die Ohren abschneiden lassen. In Cheonea hatte er die Sklaverei verboten, einige Sklavenhändler waren auf seinen Befehl mit Schinden bestraft, einige ihrer Schiffe beschlagnahmt worden; doch er hatte keine Ahnung, wie lange es bei dem Verbot bleiben würde. Er mußte darauf vertrauen, daß seine Bauern dem Land die allgemein verbriefte Freiheit bewahrten; sie ähnelten alten, zähen Wurzeln; sie hatten die Macht, und es müßte gewaltigen Aufwand kosten, um sie ihnen zu entwinden. Aber was scherte ihn alles das noch? Er trug für sie keinerlei Verantwortung mehr.
    Er zog sich die Maske vom Gesicht, tupfte sich mittels eines mit Spitze umhäkelten Leinentuchs, das er aus dem Ärmel klaubte, den Schweiß aus den Brauen und von der Oberlippe. Er setzte die Maske wieder auf, steckte das Schweißtuch ein, schlenderte in den Hintergrund der Räumlichkeit. In keinem der Verschlage stak Todichi Yahzi. Das konnte bedeuten, der Kwitur zählte zum ersten Schub des Angebots. Um so besser, wenn es so ist, dachte Maksim, dann können wir schneller wieder gehen ...
    Maksim lehnte sich rücklings ans Gemäuer, fuhr sich mit der Hand übers Vorderteil seines Gewands; trotz der Ruhe und Gelassenheit, die er zu mimen versuchte, hatte er Magenbeschwerden. Todichis Abwesenheit konnte indessen ebensogut bedeuten, daß er sich bereits andernorts befand, man ihn außer der Reihe verkauft hatte. Zwar war seitens des Sklavenhändlers kein besonderes Angebot an irgend jemanden vorgesehen gewesen, doch seit dem gestrigen Abend mochte allerlei geschehen sein.
    Jastouk kam und lehnte sich an Maksim, versuchte dessen Anspannung durch Wärme und wortlose Zuwendung zu mindern; zur gleichen Zeit war sein Verhalten ein unausgesprochener Hinweis, der besagte, daß sich Maksim zuviel Gefühlsregung anmerken ließ.
    Maksim seufzte und tat sein Bestes, um sich zu entkrampfen. In Selbstbeherrschung war er geschult, doch das Übermaß gab einen untrennbaren Bestandteil seiner Macht ab. Auf dem schroffen Grat des Verderbens zu wandeln, flößte ihm Kraft ein. Aber nicht jetzt, ermahnte er sich. Jetzt ist nicht die Zeit für Macht, sondern die Zeit zur Gewitztheit. Bei den Vierzig Weltlichen Höllen, du lahmer, tapsiger Trottel und Gewitztheit! Er blinzelte sich Schweiß aus den Augen und ließ seinen Blick ungeduldig umherschweifen. Der Versteigerungssaal füllte sich zügig. Ungefähr ein Drittel der Ankömmlinge trug Masken, und einige waren offenkundig viel zu reich, als daß sie zum üblichen Kreis der Käufer, die man hier sah, zählen konnten; gewöhnlich sah man so hochstehende Vornehme nicht so früh außer Haus, und daß sie sich eingefunden hatten, mochte etwas zu bedeuten haben, oder aber Zufall sein. Beim Rest handelte es sich um stumpfsinnige Erscheinungen mit Adelswappen auf den Röcken, manche hatten sich allein eingestellt, andere mit einem Anhang von Schreibern. Maksim beugte sich über den glatten, blonden Schopf, der an seinen Rippen ruhte. »Sag mir, wer da ist«, raunte Maksim.
    »Einige Masken kenne ich nicht.« Jastouks Flüstern war mit Gewißheit schon in einem Schritt Abstand nicht mehr zu hören. »Ich glaube, sie meiden die nächtlichen Vergnügungen. Die goldene Falkenmaske dort ist ein kaiserlicher Beamter aus Andurya Durat, ich weiß nicht, was er hier will, es ist ja wie ein Fleischmarkt, die Sklaven, die etwas taugen, werden erst abends verkauft. Die Käufermaske aus schwarzem Lack mit den Saphirgehängen ist Muda Hochgeburt von der Pitna Jong-Inselgruppe, sie liegt irgendwo draußen im Nirgendwo, meistens erwirbt sie ein, zwei Mädchen, bisweilen einen Knaben, wenn er ganz jung und sehr schön ist ...« Jastouk setzte sein Geflüster unentwegt fort, während man auf dem Schaugerüst Vorbereitungen zu treffen begann. Hinter hohen, schwarzen Samtvorhängen kamen zwei Kehrer zum Vorschein, fingen in großen, nahezu anmutigen Bogen ihre Bürste zu schwingen an, so daß es, wie sie sich aufeinander zubewegten, sich voneinander entfernten, fast einem Tanz glich, bis sie, indem sie kleine Haufen von Staub und Unrat vor sich herkehrten, wieder hinter den Vorhängen verschwanden. »Der Hinamischling mit dem Wappenschid der Shamany... Ahm, das Wappenschild ist 'ne Lüge, er hat's bloß von den Shamanys gemietet, jeder weiß's, aber man läßt's ihm durchgehen. Die Shamanys sind 'ne völlig verkommene Sippschaft, sie beziehen ihre Einkünfte aus der Vermietung ihres Wappens. Ich habe ihn häufig spät-morgens herumlungern sehen,

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