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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ich glaube, er unterhält eine Diebesbande aus Kindern, wahrscheinlich sucht er nach neuen begabten Bälgern...« Drei Jünglinge in schwarzen Jacken und Hosen wuchteten einen niedrigen, runden Podest in die Mitte des Schaugerüsts, schoben neben ihn eine geschwungene Rampe. Das war der Versteigerungsblock. Es schauderte Maksim, Erbitterung beengte ihm die Kehle. Über ein Jahrhundert war es her, seit er zuletzt einer Sklavenversteigerung beigewohnt, zweihundertundeinundsiebzig Jahre waren verstrichen, seit man ihn selbst als Sklaven verkauft hatte. Noch heute verursachte der bloße Anblick des Blocks ihm Übelkeit. Maksim mußte sich regelrecht zwingen, Jastouks Erklärungen zu lauschen, während weitere Handlanger das Pult des Versteigerers sowie einen Käfig hereinschafften, der im harschen Lichtschein wie Silber glänzte. »Die Häuser der Rintas, Gashturmtehs, Aldohzas und Yeshamms sind allesamt durch einzelne Bevollmächtigte vertreten, sie machen den Eindruck, als ob sie sich von der Versteigerung wenig versprechen ... Aha, jemand vom Schwarzen Haus ist da, das ist der Grund. Es ist schlecht, zu oft gegen den Einkäufer des Schwarzen Hauses zu bieten, so was kann schlimme Folgen haben.« Auch Jastouk erschauderte, rieb seinen Körper an Maksims Gestalt.
    Der Versteigerer erstieg das Schaugerüst und bezog hinter dem Pult Aufstellung, hielt seinen aus Hartholz geschnitzten Hammer eine Handbreit über das Schallbrett des Pults. Er lenkte seinen Blick über das Durcheinanderwimmeln der im Saal versammelten Menge, dann hämmerte er zweimal, um die Beachtung auf sich zu ziehen, die beiden lauten, trockenen Töne des Schallbretts unterbrachen den Wirrwar der Gespräche, lockten auch die Anwesenden, die sich noch zwischen den benachbarten Verschlagen umsahen, in den Versteigerungssaal. Maksim verließ die Rückseite des Saals und gesellte sich zu den Käufern, blieb jedoch ganz hinten. Manchmal war seine Hochgewachsenheit peinlich, in anderen Fällen dagegen erwies sie sich als Vorteil. Übersehen konnte er nicht werden. Er verschränkte die Arme auf der Brust und wartete.
    Die ersten Angebote hatten hauptsächlich den Zweck, die Kunden in gelockerte Stimmung und zum Bieten zu bringen, zwei halbwüchsige männliche Sklaven und eine Frau mittleren Alters; sie fielen an Hausverwalter, denen es auf Muskeln und einigermaßen guten Gesundheitszustand ankam.
    »Wir haben mehrere frische Lieferungen aus dem Süden erhalten. Zuerst zeige ich einen kerngesunden Buben, wie's heißt, eine Sommergeburt, er ist im sechsten Jahr.« Der Versteigerer schlug leicht mit dem Hämmerchen aufs Pult. Ein Hinamädchen führte einen kleinen m'darjinischen Knaben hinter dem Vorhang hervor und die Rampe hinauf, stellte sich hinter den Block und raunte dem Jungen Anweisungen zu, ließ ihn sich drehen und gewisse Haltungen einnehmen, den Mund aufsperren und die Zähne vorzeigen, alles tun, was erforderlich war, um sich der Kundschaft selber anzubieten. Zwar betrug er sich ängstlich und linkisch, hatte jedoch bereits gelernt, zu schweigen und seinen Abrichtern zu gehorchen.
    Vernunftwidrige blinde Wut schüttelte Maksim, erzeugte in seiner Gurgel Geröchel. Plötzlich schien er der Knabe auf dem Block zu sein; all die Jahre seit seinem Verkauf schien es nicht mehr gegeben zu haben, seine Selbstzucht verflog; möglicherweise hätte er im nächsten Augenblick in seinem Zorn halb Kukurul verwüstet, ehe die Kräfte, die die Stadt schützten, ihn vernichtet hätten.
    Doch ein kurzer, scharfer Schmerz durchstach die Umnachtung, packte ihn immer wieder: Jastouk hatte gespürt, was mit Maksim geschah, ohne nachzudenken oder Zögern eingegriffen. Er umfaßte mit unerbittlicher Umklammerung Maksims Hand, als ob er ihn ungewaltsam mit sich zerren wollte, preßte und drückte sie, bereitete Maksim solche Pein, daß er, indem er Schweißausbrüche erlitt und gedämpft fluchte, den Wutanfall überwand.
    »Biete!« flüstere Jastouk eindringlich. Eine dünne Schweißschicht bedeckte seine Haut, ein wilder, halb irrer Blick stand in seinen Augen. »Wenn du ihn haben willst, biete.« Er begann die Hand zu reiben, die er eben noch mißhandelt hatte, die Lider halb geschlossen, nach wie vor inwendig stark betroffen, die Atmung glich einem schnellen abgehackten Japsen.
    »Das könnte ich sein«, murmelte Maksim.
    »Nein. Er ist 'n ganz gewöhnlicher dummer kleiner Bub. Niemand wie du.«
    Maksim quetschte ein mißratenes Auflachen hervor. »Ich war auch einmal ein

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