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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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die Absicht hegte, seinen Anteil einzustreichen, bevor er das Entgelt Jastouk weiterreichte, würde er damit kein Glück haben. Es handelte sich um eine kleine, vielleicht bedeutungslose Gefälligkeit, aber mehr konnte Maksim für seinen zeitweiligen Liebhaber nicht tun. Wenigstens einmal sollte der Hetär den vollen Lohn erhalten, nicht nur den Rest, den Vechakek ihm zumaß.
    Er zog an der Klingelschnur und händigte das Bündel der Dienerin aus, die sich nach dem Läuten einfand. »Übergib das dem Mann in der Sonnenhalle«, sagte er und drückte dem Mädchen für die Mühe ein Fünf-Kupra-Stück in die Hand, beobachtete belustigt, wie die Dienerin die große Münze in den Ärmel steckte, ihm zum Schäkern geneigt zuzwinkerte, danach zum Zimmer hinauseilte.
    Er rieb sich die Hände, entledigte sich zusammen mit dem nichtvorhandenen Staub auch Jastouks und Vechakeks. Einige Augenblicke lang stand er versonnen an der Tür; zuletzt seufzte er und stapfte zum größten der im Zimmer verteilten Lehnstühle. Sobald er sich bequem zurechtgesetzt, die Füße behaglich aufs Fußbänkchen gelegt hatte, verklammerte er die Finger auf der harten Wölbung seines Bauchs, betrachtete nachdenklich den schmalen Rücken des M'darjin-Knaben. Weil ihn Jastouks Schmollen und das Ausrüsten des Boots für die Fahrt in die Tukery stark beansprucht hatten, war es ihm noch nicht möglich gewesen, sich mit seiner Neuerwerbung zu befassen, hatte von dem Knaben nur wie von einem geringfügigen Ärgernis Kenntnis genommen, das er beiseitschob, wenn es ihm lästig wurde. Da er nun Jastouk los war und bis zur Abfahrt noch eine kurze Frist blieb, konnte er Zeit dafür erübrigen, sich anzusehen, was er erworben hatte. »Komm her, Bub.«
    Langsam entfernte sich der Knabe vom Fenster. Als er zu der Fußbank gelangte, warf er sich aufs Gesicht, streckte die Ellbogen nach den Seiten, bedeckte den Hinterkopf mit den Händen. »Steh auf, buuk.« Maksim musterte die kriecherische Gestalt voller Angewidertheit; er verstand, weshalb sich der Knabe so verhielt, doch das hieß nicht, daß er daran Gefallen finden mußte, und zudem weckte es bei ihm schmerzliche Erinnerungen, die er mit erheblichen Anstrengungen zu verdrängen versucht hatte. »Wie lautet dein Name?«
    Der Knabe raffte sich hoch. »Davindolillah.« Er schielte Maksim an. »Saör«, fügte er hinzu.
    »Du bist also ein Dieb.«
    Davindo riß weit die Augen auf. »Nein.«
    »Und ein Lügner.« Ein Teil des Mißmuts wich von Maksim; der Junge bereitete ihm eine gewisse Erheiterung. »Ein schlechter Lügner«, ergänzte er, unterbrach Davindos gespielte Entrüstung, ehe er die Darbietung völlig entfalten konnte. »Damit meine ich: ein unfähiger Lügner. Ohne Überzeugungskraft. Wo haben die Sklavenhändler dich weggeschleppt, Davindolillah? Das soll heißen: Was ist dein Heimatland?«
    »Majimtopayum«, antwortete der Knabe mit Stolz in der Stimme. »Das Land des Weit-wie-die-See-Flusses. Mein Vater ist Falama Hochgeburt, er hat fünfhundert Weiber, und jedes seiner Weiber hat fünfhundert Kühe, fünfhundert Schiffe und je fünfhundert Morgen Bohnen, Mais und Kartoffeln.« In seiner Prahlerei häufte er Unglaubwürdigkeit auf Unglaubwürdigkeit, den Kopf zurückgebogen, ein Blitzen in den Augen, die Haltung insgesamt herrisch. Dann schüttelte er sich, mimte gebührliche Bescheidenheit. »Leider bin ich nicht der älteste Sohn ...«
    Maksim verkniff sich ein Lächeln. Der Knabe erwies sich als so putzig, daß er den Preis wert war, den er gekostet hatte.
    »Ich bin nicht der Älteste.« Davindo schlug sich auf die magere Brust. »Nur der Lieblingssohn. Es gab Weinen, Klagegeheul und Haarausreißen, als die Sklavenjäger mich aus dem Haus meines Vaters entführten. Bei meiner Geburt machte der Wamanachi eine Weissagung, der Groß-
    Wamanachi weissagte, daß ich den Feinden des Landes, im Innern ebenso wie in der Fremde, eine schreckliche Geißel sein werde. Alle künftigen Zeitalter werden meinen Namen besingen, ich werde Vater vieler Söhne sein, Kriegsherr meines Volkes, Hochgeborener unter Hochgeborenen. Das hat er gesagt.«
    »Sehr interessant. Nein, laß 's gut sein. Sei still, Davindolillah.« Maksim musterte den Knaben aufmerksamer als zuvor. Davindos Kleinheit und rundliches Kindergesicht hatten ihn genauso wie die Sklavenhändler getäuscht. Der Versteigerer hatte ihn auf etwa sechs Jahre geschätzt. Maksim verglich das Auftreten des Knaben mit seinen Erinnerungen an sich selbst, als

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