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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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flache Hand auf die Brust. »Jastouk ist gegangen«, sagte der Dienstmann. »Es mißfällt ihm, vernachlässigt zu werden, so etwas duldet er nicht. Das Verhältnis ist beendet.« Er hielt einen in der Mitte gefalteten Bogen Papier hoch. »Hier ist die Rechnung für die geleisteten Dienste. Ich ersuche um sofortige Zahlung.« Der wuchtig gebaute Henerer stammte aus Hraney, einem halb sagenhaften Land, das irgendwo fern im Westen liegen sollte. Seine Haut war von hellem Mahagonibraun, haarlos und fest, glänzte stark, als wäre sie mit Speck eingerieben worden; das rauhe, schwarze Haar trug er in zwei gleichlangen Zöpfen, die beiderseits seiner überheblichen Miene baumelten; er hatte Geschmack an Häme und einen Hang zu plötzlichen Gewaltausbrüchen, weswegen die Leute ihn gern unauffällig mieden. Anwärter auf Jastouks Gunst pflegten seine Unverschämtheit in Kauf zu nehmen, ihnen blieb gar keine Wahl, wollten sie mit Jastouk ein Verhältnis anbahnen.
    Maksim maß ihn durchdringenden Blicks, bis er um ein paar Schritte zurückwich. »Rühre mich nicht noch einmal an«, sagte Maksim ruhig. Vechakeks Gesicht wurde starr, über den Wangenknochen verfärbte es sich dunkel, aber die Dreistigkeit, sich mit einem Mann anzulegen, von dem es hieß, an Macht seien nur wenige mit ihm zu vergleichen und er hätte über sich niemanden als die Götter, brachte er nun doch nicht auf; dann jedoch wich der Ärger aus seiner Miene, und unversehens lächelte Vechakek, seine hellblauen Augen glitzerten von Bösartigkeit; er wußte etwas. Es würde sich etwas ereignen, das Maksim nicht gefiel - überhaupt nicht behagte —, und Vechakek hatte vor, das Ereignis zu genießen. Maksim sah ihm an, was in ihm vorging, und begann zu überlegen; allem Anschein nach war sich der Dienstmann in bezug auf das, was er wußte, sehr sicher; es war nötig, darüber eingehend nachzudenken, aber nicht in diesem Augenblick. Maksim streckte die Hand aus. »Gib mir die Rechnung.« Er faltete das Papier auseinander, besah sich die Aufstellung der Leistungen; er war der Ansicht, das eine oder andere beanstanden zu können, doch trotz des unglücklichen Ausklangs ihrer Bekanntschaft blieb Jastouk ein netter Kerl, und Maksim hatte mit ihm viel Freude gehabt; außerdem war ihm nicht danach zumute, jetzt Kräfte mit schäbiger Feilscherei zu verschwenden. »Warte hier!« sagte er zu Vechakek.
    Todich und der Knabe befanden sich im Wohnraum von Maksims Unterkunft. Der Kwitur ruhte verkrümmt in einem Lehnstuhl, entweder schlief er, oder er täuschte glaubhaft vor, er schliefe. Der Knabe stand am offenen Fenster und blickte hinaus in den lauen, dunstigen Nachmittag.
    Maksim strebte zum Kamin und nahm die abgestoßene lederne Schatulle von der Ummantelung. Sobald er sie anfaßte, merkte er, daß der Knabe daran gefummelt, sie zu öffnen versucht hatte. Ein Dieb und zudem ein unfähiger Dieb. Zweifellos war das der Grund, warum seine Verwandten ihn verkauft hatten. Der junge Schafskopf ahnte nicht im mindesten, daß ein Magier sein Eigentum natürlich mit Schutzzaubern sicherte. Maksim stellte die Schatulle auf einen Tisch neben Todichis Stuhl. Er grinste das schmächtige Geschöpf an. »Ach, Todich, du hättest ihm anvertrauen sollen, daß es sinnlos ist, sich an meinen Habseligkeiten vergreifen zu wollen.« Keine Antwort. Die Schultern des Buben zuckten, aber er drehte sich nicht um.
    Maksim öffnete die Schatulle und zählte von seinen in raschem Dahinschwinden begriffenen Rücklagen Münzen in Höhe der Summe ab, die er entrichten mußte. Ehe er sich auf nach Silili machte, würde er in einer seiner verborgenen Schatzkammern die Schatulle auffüllen müssen; nachdem er Brann Geld mitgegeben und außerdem welches auf dem Sklavenmarkt gelassen hatte, war ihm kaum noch genug geblieben, um die Rechnung des Gasthofs zu bezahlen. In anderen Jahren wäre er dazu imstande gewesen, Jastouks Entgelt um eine nette Zugabe aufzustocken; in diesem Jahr konnte er es sich schlichtweg nicht erlauben, und ohnehin hatte der Hetär es nicht verdient. Er teilte die fünfzig Kukraler Goldtaler, die Vechakek forderte, in vier Stapel auf, wickelte sie zuerst in die Rechnung, dann in einen unbenutzten Bogen Schreibpapier. Die Enden der Rollen versiegelte er mit rotem Wachs aus seinem persönlichen Besitz, drückte sein Signum hinein und knüpfte die Rollen mit dünnem Band zusammen, versah das Bündel mit einem Zauber, der ausschließlich Jastouk den Zugriff gestattete. Falls Vechakek

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