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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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durchstehen.«
    14 »Trithil Esmoon.« Sie kam mit dem leisen Rauschen von Seide zur Tür herein. Trotz der neckischen Maskierung, einer schmalen Schlangenmaske über den Augen, sah man ihr unverzüglich ihre erstaunliche Schönheit an. Und trotz der Maske war sie keine Arsuiderin. Keine Arsuiderin hatte Augen von so rauchigem Tiefblau oder feines weißes Haar wie Seidenraupengespinst; sie trug es nach hinten und von da aus zur Seite gekämmt, es fiel ihr in langen schimmernden Locken bis an die Taille. Ihre Haut war samtig-weich wie Sahne und über den Wangenknochen leicht rosig. Die Handgelenke wirkten dünn wie Bleistifte, die Hände waren außerordentlich schmal und lang. Ihr schlichtes Kleid hing in schrägem Schnitt von den Schultern und hatte erst in Fußhöhe eine erheblichere Fülle an Stoff; es bestand aus zahlreichen Schichten durchsichtiger blauer Seide, die sich bei jeder ihrer Bewegungen, bei jedem Atemzug, übereinander verschoben; darunter zeichnete sich ihr Körper als Umriß in dunklerem Blau ab, eine schlanke Gestalt mit vollen Brüsten und Wespentaille; das Kleid hatte Pagenärmel, unter deren Schulterpuffen aus silbernen Besätzen Zierbänder am engen Restärmel entlangverliefen und an den Handgelenken in silbernen Manschetten endeten. Die Kurtisane hatte Ohrringe aus Silber und Saphir, so lang und schwer wie die Ohrgehänge eines pandayischen Schiffskapitäns, und an einer Hand — die andere Hand verbarg ein Handschuh — staken an jedem Finger Ringe aus Silber und Saphir, auch am Daumen; die Mehrzahl der Saphire hatten Facettenschliffe und glitzerten bläulich, wenn sie die Hand regte, nur der Ring am Daumen hatte einen Cabochonschliff, war ein buckliges Oval mit einem Stern in der Mitte. Der Handschuh und die Schuhe waren gleichfalls silbern, und das Parfüm der Kurtisane duftete so fein, wie die wechselhaften Blauschattierungen ihres Kleids ausfielen. Sie lächelte dem Blauen Danny zu, streckte ihm die umhüllte Hand entgegen; der Handschuh garantierte, daß es ungefährlich war, sie zu ergreifen.
    Da sie es offensichtlich erwartete, nahm Danny die Hand, beugte sich über sie. Eindeutig war sie ein sogenanntes Klasseweib, künstlich wie eine Wachsblume, mit jeder Geste, jedem Augenaufschlag bekundete sie Empfänglichkeit für Dannys Wünsche. Danny mißtraute ihren Ambitionen, und ihr Gewerbe stieß ihn ab. Sein Halbvater Daniel mißbilligte Prostitution, zumal er es nie nötig gehabt hatte, Frauen zu kaufen. Er war bei Frauen immer gut angekommen. Unbekümmert war er in ihr Leben getreten und hatte es genauso verlassen, ähnlich wie er Jobs annahm und aufgab. Sein Halbvater Ahzurdan hatte zu seinen besten Zeiten höchstens ein ambivalentes Verhältnis zu Frauen gehabt, und gegenwärtig war zweifelsfrei keine seiner besten Zeiten; sein Sexualleben war überwiegend imaginär geblieben, hatte sich in den Heldenphantasien abgespielt, in die ihn der Traumstaub versetzt hatte.
    Dann drang Trithils Parfüm mit voller Wirkung in Dannys Nase, und auf einmal war er sich in seiner Ablehnung ihrer Person nicht mehr so sicher.
    Er straffte seine Haltung, geleitete Trithil zum Bett, ließ sie sich auf seinen Arm stützen, während sie sich anmutig auf die Federbetten setzte; sie faltete, sobald sie saß, die zierlichen Hände, die halb in den Falten des Kleids versanken.. Als er sich umdrehte, sah Felsrawg aus, als wäre sie aus heißem Eis zu einer Personifikation der Entrüstung und des Widerwillens geworden. Simms schnitt eine Fratze der Gier und hechelte wie ein Hund, die Zunge schleckte rund um die Lippen, ehe er wieder das Gebaren eines Idioten annahm.
    Der Blaue Danny lehnte sich von neuem an die Wand, verschränkte erneut die Arme; finsteren Blicks musterte er die zuerst eingetroffenen Zweidrittel seiner Truppe. »Ihr seid mir 'n echt duftes Paar. Unverschämt und frech, und außerdem hält jeder von euch sich für gewiefter als drei meines Schlages, stimmt's?« Er sprach mit matter, lässiger Ungnädigkeit, die allerdings einem tiefen Grimm entsprang, den er vorerst niemanden spüren lassen wollte. »Ihr seid widerspenstig, weil ihr euch einbildet, es stünd euch zu, was? Ihr glaubt, ihr seid Individualisten, die keine Befehle befolgen, von mir nicht, von niemandem, wie?« Er gähnte.
    »Ich kenne euresgleichen, seht ihr? Ich bin selbst mal so wie ihr gewesen. Ihr könnt mir nichts zeigen, das ich nicht schon getan und zudem besser gemacht hätte. Euer Gehampel schert mich keine Handvoll warmen

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