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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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fürchtete, er könne sich anders entscheiden.
    Er trug die Uniform jetzt nicht mehr. Auch hatte er den anderen davon nichts gesagt. Visikal hatte ihn gebeten, sie zurückzulegen, und ihm versprochen, dass alles an Bord des Schiffes auf ihn warten würde. Die gelbe Flagge, dachte Bran, mit der grünen Axt. Er zählte die Langschiffe, die im Hafen lagen. Eines für jeden Finger und dann noch einmal zwei der ersten Hand. Das zwölfte Schiff war sein Schiff. Dort wehte die Flagge an dem langen Stab, der aus dem Achtersteven herausragte. Wenn die Glocken den nächsten Morgen einläuteten, sollte er an Bord gehen, und dann würde er die Männer treffen, die er gemeinsam mit drei weiteren Tiledern auf dem Schiff anführen sollte. Visikal sollte selbst am Steuer stehen, wenn sie hinausruderten.
    Bran sah zum Himmel empor. Manchmal zwinkerte ihm das Himmelzelt wie ein dunkles Auge zwischen den dahinhastenden Wolken zu. Dann ärgerte er sich über den Handel, den er eingegangen war. Es kam ihm vor, als verriete er sein eigenes Volk, und er wusste, dass Kragg ihn sehen konnte. Aber hatte Turvi nicht gesagt, dass sie jetzt Beravs Volk sein sollten? Und Berav rief ihm mit jeder Welle zu, die gegen die Mole schlug. Sollte Visikal ruhig von diesem Cernunnos, dem Geweihtragenden, sprechen. Solange er auf dem Meer war, war er Beravs Mann, und das konnte nicht verkehrt sein. Und bei der großen Beratung hatten sie ihm Recht gegeben. Er sollte sich nicht ärgern, doch seine Gefühle gehorchten ihm nicht.
    Dielan und Hagdar traten aus der Gasse, die zum Lager führte. Sie grüßten und winkten ihn herbei. Bran stand auf und ging auf sie zu. Jetzt ist es Zeit zu feiern, dachte er. Das ist das Abschiedsfest.
    Die zwei Männer deuteten auf die Flaggen, mit denen die Tirganer ihre Häuser geschmückt hatten. Sie sahen aus wie kleine Segel, die über den ganzen Hang verteilt worden waren. Bran war froh darüber, dass sie nicht weiter in ihn drangen, was Visikal gesagt hatte. Er hatte wenig Lust, ihnen von dem Schwur zu erzählen, den er dem Skerg gegeben hatte.
    »Er hat auf mich gewartet«, hatte er geantwortet, als Dielan ihn weckte, um zu erfahren, wie es gegangen sei. »Aber Tir habe ich nicht getroffen.«
    »Vielleicht siehst du sie erst wieder nach dem Feldzug«, hatte Dielan geantwortet, bevor er die Glut in der Feuerstelle freilegte.
    Bran stand auf und warf sich den Umhang über die Schulter. Dielan und Hagdar setzten sich auf eine der Decken, die Tirgas Frauen auf dem Hafenplatz ausgebreitet hatten. Bran schlenderte zu ihnen hinüber, und kurz darauf kam auch Turvi angehinkt.
    Der Hafen war jetzt voller Menschen. Die Tirganer hatten in den Gruben entlang der Kaimauer die Feuer angezündet, und an allen Masten und Hauswänden brannten Fackeln. Berge von Kohlen glühten auf den Säulen am Rand der Straßen und in den Eisengittern, die auf Stangen am Ufer aufgerichtet worden waren. Als sich das Dunkel der Nacht über sie senkte, wurde noch mehr trockener Tang auf die Feuer geworfen, und bald spiegelten sich mannshohe Feuer im Wasser zwischen den Schiffen. Da hatte sich auch der Rest des Felsenvolkes um die vier Männer versammelt. Sie hatten ihre eigenen Felle und Decken für die Kinder mitgebracht, denn die Nächte waren kalt geworden.
    Da erklangen plötzlich die Hörner. Drei Jagdhörner, ein jedes mit einem anderen Ton, waren von den drei Seiten des Hafens zu hören. Die Tirganer verstummten und sahen sich um, doch es lag keine Furcht in ihren Blicken.
    »Heil den Skergen!«, rief einer von ihnen. »Sie werden uns in den Krieg führen!«
    Das Felsenvolk blieb still sitzen und sah zu, wie die Tirganer die drei Skerge mit geöffneten Händen begrüßten. Denn nun traten Vare, Ylmer und Visikal in glänzenden Rüstungen, mit aufgesetztem Helm und einem Schwert im Gürtel zu ihnen vor. Sie bliesen in ihre Hörner, während sie aufeinander zugingen. Vare kam aus dem Osten, Ylmer von Westen und Visikal aus der Straße, die zum Turm führte. Sie traten in die Menschenmenge und bestiegen einen Wagen, der dort stand. Dann ließen sie die Hörner sinken und nahmen die Helme ab.
    Bran stand auf, um besser sehen zu können. Die Tirganer liefen vor dem Wagen zusammen, und schließlich kletterte Bran auf ein Weinfass. Die drei Männer kamen ihm mit ihren glänzenden Metallrüstungen, die im Schein der Feuer glitzerten, wie Götter vor.
    »Cernunnos sieht uns heute!« Ylmer hob die Hand und sah zu den Wolken empor. Die andere hielt locker den

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