Brans Reise
Helm, der in Form eines Wolfskopfes geschmiedet war, dessen Kiefer die Gesichtsöffnung darstellten. »Denn wir sind sein Volk!«
Die Tirganer jubelten. Die Männer zückten die Messer und schlugen sie gegen ihre Bronzebecher.
»Seht den Reichtum, den er uns gegeben hat!« Vare deutete mit seiner schweren Faust auf die Türme. »Er hat uns Korn gegeben, Reichtum für einen Winter und mehr!«
Die Skerge senkten den Kopf, während das Volk sie hochleben ließ. Bran sah über den Hafen. Die Menschen waren so zahlreich wie die Fische in einem Fischschwarm. Rufe erschallten.
Visikal setzte seinen Helm wieder auf. »Ich sehe starke Männer vor mir.« Seine Stimme war brüchig vor Wut und Stolz. »Männer, die bereit sind, für den, der das Geweih trägt, zu kämpfen und zu sterben! Männer, Krieger, die nach Blut lechzen!«
Die Tirganer streckten den Skergen ihre geballten Fäuste entgegen und brüllten. Bran spürte, wie schwer ihm das Atmen fiel. Das Geschrei riss ihn mit.
»Wieder sollen Tirgas Männer aufs Meer hinaussegeln.« Visikal dämpfte seine Stimme, und die Zuhörer verstummten. »Wieder sollen wir in den Krieg ziehen. Manch einer von uns wird sterben. Andere werden leben. Doch wir alle werden voll der Ehre sein!«
»Für Cernunnos!« Einige der Männer begannen rhythmisch zu rufen und sogleich schlossen sich die anderen an. »Für Cernunnos! Für Cernunnos!«
Visikal blickte zu Vare. Der weißbärtige Mann sah ein wenig aus wie Hagdar, fand Bran. Er hatte die gleichen breiten Schultern und kräftige Hände, war aber vielleicht ein wenig dicker.
»Morgen werden wir aufbrechen!« Vare erstickte die Rufe, indem er den Arm senkte. »Heute Abend werden wir feiern. Also legt die Messer beiseite, Männer, und nehmt eure Becher. Trinkt Wein und esst Fleisch! Lasst den Krieg bis morgen warten und freut euch in dieser Nacht!«
Nach diesen Worten stiegen die Skerge vom Wagen herab und mischten sich unter die anderen. Eine Hand voll Männer kletterte an Bord der Schiffe und schlug große Bronzetrommeln. An einem anderen Ort begannen einige Menschen, Flöte zu spielen.
Bran sprang von dem Fass herunter und setzte sich wieder zu Hagdar. Er bekam einen Krug Wasser von Gwen und ein Stück Fleisch von Linvi und aß, während er die Tirganer beobachtete. Sie bewegten sich in einer Art Tanz vor den Feuern. Es sah aus wie der Tanz, den er an dem ersten Abend, nachdem er aus seinem Wundfieber erwacht war, gesehen hatte. Die Männer hielten ihre Schwerter in den Händen, und sie deuteten Stiche an, während die Flötenspieler um sie herumtanzten. Die Frauen klatschten im Takt, nahmen dieses Mal aber nicht am Tanz teil. Schneller und schneller wurde es, bis die Schwerter wie in einem echten Kampf um die Männer herumwirbelten. Da liefen sie auseinander, die Flötenspieler machten Platz, denn die Männer rannten vom Feuer weg, um sich gleich darauf umzudrehen und zurückzurennen.
»Die sind verrückt«, brummte Hagdar, als sie Anlauf nahmen und in die Flammen sprangen. Doch dann tauchten sie auf der anderen Seite des Feuers auf, rannten zurück und flogen erneut durch die Flammen.
Bran erkannte, dass dieser Tanz nicht der gleiche war, den er gesehen hatte. Damals hatten die Männer getanzt, um die Frauen für sich zu gewinnen, doch jetzt tanzten sie, um ihre Stärke zu zeigen. Dies war ein Kriegstanz.
Aber nicht alle Tirganer dachten an Krieg. Als der Abend seinen Lauf nahm und Bran satt wurde von gegrilltem Fisch und Fleisch, bemerkte er, dass einige der Witwen verschwunden waren.
»Das ist gut für unser Volk«, sagte Turvi. Er klopfte Bran auf die Schulter. »Sieh dort vorne am Wagen, Bran. Nemni und der Tirganer. Das macht es dir wohl leichter, denke ich!«
Bran erkannte ihren Rücken und das lange Haar und den Arm über ihrer Schulter. Der Tirganer streichelte ihr über die Wangen.
»Und dort hinten.« Turvi leckte schmatzend das Fett von seinen Fingern. »Am Feuer in der Mitte. Kuenn.«
Bran lehnte sich zur Seite und sah an Gwen vorbei, die unmittelbar vor ihm saß. Kuenn tanzte mit einem ganz in Rot gekleideten Krieger.
»Neues Blut…« Er erinnerte sich, was der Einbeinige gesagt hatte. Sie waren zu wenige, um ohne neues Blut überleben zu können. »Ich hoffe, diese Männer bleiben bei ihnen. Wenn es denn gute Männer sind, meine ich.«
»Kuenn und Nemni sind hübsch.« Hagdar hatte gehört, worüber sie sprachen, und lehnte sich zu ihnen herüber. »Hätte ich nicht bereits eine Frau, würde
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