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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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wärmte sich die Hände zwischen den Schenkeln. Lange schon hatte er nicht mehr so gefroren. Während seine Finger stachen und schmerzten, als das Gefühl zurückkam, saß er da und starrte auf das Zundersäckchen. Zunder war eine kostbare Sache, das hatte Vater gesagt. Ein Mann sollte niemals von einem Feuer aufstehen, ohne den Flintstein einzustecken und sich das Zundersäckchen an den Gürtel zu binden. Bran zog sich die Handschuhe aus, steckte den Flintstein in seine Hosentasche und band die Schnur des Leinensäckchens an seinen Gürtel. Jetzt sollten die Winterstürme nur wüten.
     
    Bran saß die meiste Zeit des Tages alleine da. Er lauschte dem Gespräch der Männer am Feuer, Nangors Schnarchen und dem Heulen des Windes draußen. Die Wellen rasten mit dem Wind nach Westen.
    Oart… Er drehte dieses merkwürdige Wort in seinem Mund herum. Visikal hatte es mit einem eigenartigen Tonfall ausgesprochen, als ob auch er die Sprache der Vandarer sprach. Denn die Vandarer sprachen nicht wie die anderen Völker, die an der Küste des Meeres wohnten. Bran begriff, dass er so weit nach Süden gekommen war, dass sich sogar die Worte veränderten. Als die verwundeten Vandarer von den Langschiffen gezogen wurden, riefen und jammerten sie mit seltsam verdrehten Lauten. Ylmers Männer trieben sie in einem Ring aus Schwertern auf dem Strand zusammen.
    Bran hatte auf einer kleinen Anhöhe gestanden. Er sah auf die gebrochenen Krieger hinab und wusste, was geschehen würde. Visikal und Blutskalle traten aus dem Kreis ihrer Männer. Visikal hielt die Bronzeaxt in den Händen, Blutskalle einen verrußten Dolch. Die Skerge umkreisten die Vandarer, ehe sie sich plötzlich auf die verletzten Männer stürzten und einen von ihnen herauszogen. Sie hatten einen kräftigen Mann ausgewählt, auf dessen nacktem Rücken Blut klebte.
    »Cho vih-ma, ze o korr moch?« Blutskalle beugte sich über ihn und sprach mit diesen seltsamen Worten.
    »Ihr müsst wählen, Krieger.« Visikal wandte sich den Arern zu. »Sterben oder dienen.«
    Der Vandarer spuckte die Skerge an. Blutskalle trat ihn, so dass er in den Sand stürzte, drückte ihm sein Knie in den Rücken und umklammerte eines seiner Handgelenke. Mit der anderen Hand drückte er die Klinge seines Dolches gegen die Finger des Vandarers und spuckte ihm ins Gesicht.
    »Cho vih-ma, ze o korr moch?«
    Der Vandarer war merkwürdig still. Visikal trat ihm in die Seite. Da flossen die Worte aus ihm heraus, und Blutskalle schob seinen Dolch mit zufriedener Miene wieder in den Gürtel. Dann wiederholte er die Frage bei den anderen Vandarern.
    »Korr moch«, antworteten sie.
    Da atmete Bran tief aus und schob seine zitternden Hände unter den Gürtel. Die Krieger auf dem Strand halfen den Vandarern auf, und Ylmer persönlich wickelte einen Verband um die Hand von Blutskalles Opfer. Dann begannen sie, die Anhöhe emporzusteigen.
     
    Er lehnte sich gegen den Balken. Das Schiff legte sich auf die Seite, schoss in ein Wellental hinunter und richtete sich wieder auf. Er konnte Visikal auf der Leiter hören. Er sprach mit Nosnavar. »Nach Westen«, rief der Skerg. »Hier sind keine Schären.«
    Visikal war am vergangenen Abend zu ihm gekommen. Die verletzten Vandarer waren in die Langhäuser gebracht worden und wurden gewaschen und gepflegt, als wären sie niemals Feinde gewesen. Visikal klopfte Bran auf den Rücken und erzählte ihm, dass die Vandarer nur deshalb bereit gewesen wären, Ar zu dienen, statt zu sterben, weil sie erwarteten, gerettet zu werden. Deshalb, meinte er, müsse die Flotte so schnell wie möglich nach Westen segeln. Er sprach von Oart und der Insel im Nordwesten. An beiden Orten mussten die Vandarer besiegt werden, so dass sich ihre Schiffe nach Westen zurückziehen und ihr Winterlager in Frieden lassen müssten.
    Bran löste das Panzerhemd und kroch unter die Decke. Die letzten Tage waren schlimm gewesen. Er hatte viel über Wunden gelernt. Er wusste, wie lange ein Mann bluten konnte, ehe seine Lippen weiß wurden und er zum letzten Mal nach Atem rang. Er hatte die Schatten des Krieges gesehen: ausgebrannte Wunden und Männer, die nicht mehr aufhören konnten, sich zu erbrechen. Doch all das kannte er schon von früher, denn seit Kraggs Warnung war der Unfriede sein steter Begleiter gewesen. Bran starrte in die Talglichter auf dem Balken. Vielleicht musste das Leben so sein? Wärme und Essen, was so selbstverständlich gewesen war, ehe sie die Felsenburg verlassen hatten, waren

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