Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
Vom Netzwerk:
es und warfen sich über Bord. Der Stein war nicht groß, doch Bran hörte ein Krachen, als er aufschlug. Hagdar stellte sich neben ihn.
    »Es war klug von dir, die Echsen aufzuscheuchen. Die Kretter haben jetzt keine Chance mehr.«
    Bran mochte nicht, was er hörte. Doch er spürte eine Stärke in seinem Körper, als stiege die Lebenskraft der ertrinkenden Kretter direkt zu ihm empor. Er sah die Blasen im Wasser, und plötzlich durchbrach der Rücken einer Echse die Wasseroberfläche. Die Kretter schrien und wer noch die Kraft dazu hatte, versuchte, in das sinkende Boot zu kommen. Hagdar drehte sich um und ging zu den anderen zurück. Bran verschränkte die Arme vor der Brust und wusste nicht recht, was mit ihm geschah. Es fühlte sich an, als hätte er zu viel geharzten Wein getrunken; er wollte es nicht, konnte aber nicht von dem Getränk lassen. Jetzt sah er viele Echsen. Einige zogen die Kretter in die Tiefe, andere schleuderten sie an der Oberfläche hin und her. Er wartete, bis der letzte Kretter verschwand und das Wasser wieder still wurde. Dann sah er zum Nachthimmel empor, schob die Daumen unter seinen Gürtel und ging zu seinem Volk zurück.
     
    Sie verbrachten die Nacht auf den Klippen und Bran schlief gut. Er hatte sich als Häuptling bewiesen und alle außer Hagdar betrachteten ihn mit erleichterten Mienen. Als sie am nächsten Morgen den Hang nach unten stiegen, lagen die Echsen satt und müde in ihren Löchern. Die Männer hielten ihre Speere bereit, doch die Riesenechsen schlugen bloß faul mit ihren Schwänzen. Bran half Dielan, das Boot aufs Wasser hinauszuschieben, und setzte sich neben ihn auf die Ruderbank. Hagdars Boot legte zuerst ab und auch an diesem Tag stand der große Mann vorn im Ausguck am Bug. Hagdar hatte geschwiegen, seit sie die Kretter versenkt hatten, doch Bran machte sich darüber kaum Gedanken. Auch wenn er irgendwo in seinem Inneren Reue verspürte, wusste er doch, dass er das Richtige getan hatte. Er erinnerte sich an die blutigen Geschichten über Nojs Heldentaten in den Kämpfen gegen die Kretter. Der alte Häuptling hatte nie gezögert, wenn das Felsenvolk bedroht war. Und Turvi sagte doch auch oft, dass es die Pflicht eines Häuptlings sei, sein Volk zu verteidigen.
    Die Männer ruderten durch die Kluft nach Süden. Bald war es so eng, dass sie die Ruder einziehen und sich an den Felswänden vorwärts schieben mussten. Viele Stunden kämpften sie sich auf diese Weise weiter. Sie waren wie Maulwürfe auf einem unterirdischen Fluss, denn oft lehnten sich die Felswände so weit über sie, dass sie das Licht fern hielten. Der Geruch von Tang lag schwer in der Luft und die Felswände waren von einem grünen Schleim bedeckt, der zu zittern schien, wenn sie in die Vorsprünge griffen, um die Boote weiterzuziehen.
    Gegen Abend hörten sie wieder Wellen. Bran begriff, dass sie sich dem Ende des Kanals näherten. Als sich die Kluft weitete, kletterte er zum Bugsteven, um besser sehen zu können. Sie waren in einem breiten seeartigen Kolk, in dem die Kluft endete. Der Kolk öffnete sich nur ein paar Steinwürfe vor den Booten. Die sachte auf das Land zutreibenden Wellen schienen sich an einer lang gestreckten Untiefe ein paar Bootslängen vor der Öffnung des Kolkes zu brechen. Weit dort hinten sah er die Sonne. Sie ruhte eine Handbreit über dem Meer und weigerte sich, unterzugehen.
    »Ein Eisenring!« Dielan fasste ihn am Unterarm und zeigte auf die Felswand. Bran kniff die Augen zusammen. Mehrere Ringe waren wie für sie in die Felswand eingeschlagen worden.
    Er half Dielan, zum nächstgelegenen Ring zu rudern. Die Männer vertäuten die Boote hintereinander an den Ringen, und diejenigen, die keinen Platz fanden, machten an den anderen Booten fest. Die Bootskörper lagen knirschend aneinander und bewegten sich in den Wellen, die vom Meer aus hereindrangen, auf und ab. Das Felsenvolk aß und trank, sah aufs Meer hinaus und lauschte den Seevögeln, die sich an den Felswänden des Kolkes sammelten. Sie sprachen leise miteinander, wie es Menschen tun, die in einem fremden Land sind. Einige lehnten sich über das Dollbord hinaus und sahen in das schwarze Wasser hinunter. Sie hielten nach Blasen und Wasserbewegungen Ausschau, denn viele befürchteten, die Echsen könnten ihnen gefolgt sein. Hagdar löste einen Stein aus der Felswand und befestigte ihn am Ende eines Taus, aber sein Vertäuungsseil war nicht lang genug, um den Grund zu erreichen.
    Bald schliefen die Kinder ein und die

Weitere Kostenlose Bücher